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Auditoren geben nur Empfehlungen, die Entscheidung liegt beim Betrieb

Im Gespräch mit Dr. Michael Velte, Eigentümer der Golfanlage St. Urbanus

Dr. Michael Velte, ein geschätzter Autor und Ansprechpartner für betriebswirtschaftliche Themen im golfmanager betreibt eine der erfolgreichsten Anlagen im Großraum Köln/Bonn. Platzauslastung durch Marktsegmentierung und Yieldmanagement gehören zu seinen vorrangigen Alltags-Themen. Was die wenigsten jedoch wissen, Michael Velte war einer von zwei Golfplatzbetreibern, die an der Greenkeeper-Bildungsstätte DEULA Rheinland einen „Sachkundekurs Pflanzenschutz“ absolviert haben. Wir befragten Dr. Velte zu seinen Beweggründen und zu seiner Entscheidung, an GOLF&NATUR teilzunehmen.

 

? Herr Dr. Velte, als  Diplom-Kaufmann und Doktor der Betriebswirtschaft haben Sie vor wenigen Jahren an der DEULA Rheinland beim Sachkundekurs Pflanzenschutz zusammen mit einigen Greenkeepern die Schulbank gedrückt. Was waren Ihre Beweggründe?

 

! Ich habe meinen Beruf, Golfanlagen zu betreiben, zumal als Eigentümer der Golfanlage Sankt Urbanus, immer umfassend angesehen. Ich möchte mit jedem Mitarbeiter in jedem Bereich unseres Betriebs möglichst „auf Augenhöhe“ diskutieren können, also in Kenntnis seiner Aufgaben und Probleme bestmögliches Verständnis für die Materie entwickeln, um kompetente Hilfestellung leisten zu können. Da ich Golfanlagen „von Null“, also dem „platten Acker“, entwickelt habe, war es ja auch meine Aufgabe, alle Bereiche vom Ursprung an zu organisieren. Ich selbst konnte also auch immer üben und praktische Erfahrungen sammeln, bevor ich Aufgaben delegiert habe. Aber selbst danach habe ich mich immer weiter eingebracht, um Verständnis auch aus der Praxis heraus zu entwickeln.

 

? Konnten Sie die dort gewonnenen Erkenntnisse bislang auf Ihrer Anlage einsetzen?

 

! Klar, auch heute noch sehe ich Rasenkrankheiten, auch in einem sehr frühen Stadium, wenn ich entsprechend auf der Anlage unterwegs bin. Und ich diskutiere mit unserem Head-Greenkeeper Tobias Gerwing über Möglichkeiten der Behandlung, aber auch deren Grenzen, die ja immer enger werden. Für den Head-Greenkeeper hat dies Vor- und Nachteile: Einerseits verstehe ich seine Probleme und kann ihm argumentativ Rückendeckung geben, wenn die Anlage einmal nicht so vorzeigbar ist. Andererseits kann er mir kein X für ein U vormachen, weder in Bezug auf Unterlassungen, noch in Bezug auf Zeiten und Kosten, die bestimmte Arbeitsprozesse induzieren.

 

? 2016 wurde Ihre Anlage auf dem DGV-Verbandstag für die erfolgreiche Teilnahme am Managementprogramm GOLF&NATUR mit Gold ausgezeichnet. War die Teilnahme an diesem Programm eine direkte Folge dieses Exkurses in die grünen Belange Ihres Platzes?

 

! Nein, weil der Kursus schon lange zurücklag. Und wäre es bei GOLF&NATUR wirklich nur um Golf und Natur gegangen, hätte ich das Thema links liegen gelassen. GOLF&NATUR ist ein unglaublich irreführender Titel. Mir ist bislang aber auch kein besserer eingefallen, vielleicht GOLF&VERANTWORTUNG, weil das die Intention und Vielschichtigkeit des Themas besser zum Ausdruck bringen würde. Ich hatte jedenfalls gelernt, dass es ein umfassendes Zertifizierungsprogramm ist, das uns dabei hilft, unseren Job ordentlich zu machen.

 

? Die Zertifizierung geschieht in mehreren Stufen und gilt gemeinhin als recht aufwändig – soweit auf Dokumentationen bislang weniger Wert gelegt wurde. Was waren Ihre Erfahrungen?

 

! Eigentlich ist mir Papier- und Formalkram verhasst. Durch dieses Programm werde ich quasi „gezwungen“, die wirklich notwendigen Papiere und Unterlagen zu ordnen und damit auch für andere nachvollziehbar zugänglich zu machen. Und falls etwas fehlt, kann ich für eine „saubere Aktenlage“ sorgen, wobei es natürlich nicht nur um Akten geht, sondern um eine saubere Betriebsführung.

 

? Welches Fazit ziehen Sie persönlich nach Erreichen der höchsten Stufe bei GOLF&NATUR? Würden Sie das Programm Ihren Kollegen weiterempfehlen?

 

! Unbedingt, weil man auch als Chef „ruhiger schlafen“ kann. Und wenn die wohlmeinenden (!) DGV-Kontrolleure von Zeit zu Zeit wiederkommen und mir nötigenfalls die Leviten lesen, wenn ich etwas versäumt habe, ist das doch allemal besser, als wenn ich mich vor irgendwelchen Behörden rechtfertigen müsste. Natürlich legen die Zertifizierer die Finger in die Wunden, und an der einen oder anderen Stelle wird man auch investieren müssen. Aber die Zertifizierer können ja nur Empfehlungen geben; die Entscheidung liegt beim Betrieb selbst.

 

Herr Dr. Velte, vielen Dank für das nette Gespräch und weiterhin viel Erfolg Ihnen und Ihrem Team für Ihre Anlage und das Managementprogramm GOLF&NATUR.

 

Autor: Stefan Vogel ❘ 02/2017

 

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