Login

Platzpflege-Managerin aus Leidenschaft

Im Gespräch mit Lara Arias, Marco Simone G&CC

Wie immer bei Golf-Großveranstaltungen spielt die Platzpflege eine wichtige Rolle bei den Vorbereitungen. Verantwortlich dafür ist im Marco Simone Golf & Country Club Superintendentin Lara Arias. Sie ist die verantwortliche Managerin vor Ort und steht dem Greenkeeping-Team vor. Im Gespräch mit dem Greenkeepers Journal gibt Sie interessante Einblicke in ihre Arbeit und ihren Werdegang.

 

Frau Arias, was hat Ihr Interesse an der Platzpflege geweckt?

 

! Um ehrlich zu sein: Ich hatte zunächst keinen Bezug zur Golfplatzpflege. Ich hatte mein Studium der Forstwissenschaften abgeschlossen und war auf der Suche nach der besten Option für meine Zukunft, da stieß ich zufällig auf das Wort „Greenkeeping“ und ich beschloss, eine Ausbildung in der Golfplatzpflege zu beginnen.

 

Wie verlief Ihr weiterer Berufsweg?

Ich zog vom Norden in den Süden Spaniens, nach Málaga, wo ich ein ausgezeichnetes Ausbildungsprogramm für Platzpflege fand und einen Master erlangte. Dazu gehörte auch mein erstes Praktikum auf einem Golfplatz, das ich im Real Guadalhorce Club de Golf absolvierte. Mein zweites Praktikum führte mich zu Finca Cortesin. Meine Familie nannte mich verrückt, weil ich mich für die Golfbranche entschieden hatte – und ich habe meinem Vater nie erzählt, wie viel ich für die Teilnahme am Ausbildungsprogramm für Greenkeeping bezahlt habe! Ich habe nur meiner Mutter gesagt, dass ich das Geld habe und es in meine zukünftige Karriere investieren wollte. Trotzdem erwarteten beide, dass ich in meiner Heimat-region als Ingenieurin arbeiten würde. Aber meine Eltern erkannten schließlich meine Liebe zu diesem Berufsweg und akzeptierten meine Entscheidung.

 

Was sind für Sie die wichtigsten Projekte, die Sie bisher durchgeführt haben?

 

Ohne Zweifel: Marco Simone (lacht). Ich kam Mitte Juni 2020 hier an, als der Golfplatz geschlossen war und vollständig renoviert wurde. Vor uns lagen der Ryder Cup im Jahr 2023 und drei Italian Open von 2021 bis 2023. Nichtsdestotrotz hatten wir den Platz bis zur ersten Italian Open 2021 fertig und wissen jetzt, dass wir auch den Ryder Cup im nächsten Jahr ausrichten können. Außerdem hatte ich in den Vereinigten Staaten im Rahmen des Ohio State Programs die Gelegenheit, 18 Monate lang auf drei großartigen Golfplätzen zu arbeiten, um diese Golfplätze für die PGA Tour und die PGA Championship vorzubereiten: RTJ, TPC Scottsdale und Quail Hollow. Zurück in Europa, war Le Golf National eine wunderbare Erfahrung: Open de France und Ryder Cup innerhalb von sechs Monaten.

 

Sind Sie bei Marco Simone oder bei TAS beschäftigt (Anm. d. Red.: Turfgrass Agronomy & Services (TAS) wurde vom Marco Simone G&CC mit der Platzpflege beauftragt)?

 

Ich persönlich bin bei TAS angestellt, welches einen Vertrag mit Marco Simone hat. TAS-Gründer Alejan-dro Reyes fungiert als Berater, während ich Superintendentin vor Ort bin. Das Greenkeeping-Team hat jedoch direkte Verträge mit Marco Simone.

Warum sind weltweit so wenige Frauen im Greenkeeping tätig?

 

Nun, ich denke, dass immer mehr Frauen ihren Weg in der Branche machen. Wir haben in Spanien eine Gruppe gegründet, die derzeit versucht, relevante Informationen zu diesem Thema zu sammeln. Wir wollen unsere künftige Kommunikation und unsere Aktivitäten auf genaue Daten stützen, nicht auf Meinungen oder Schätzungen. Daher streben wir zunächst eine klare Analyse der aktuellen Situation von Frauen im Golfsport an. Ich denke, dass Golfplätze mehr und mehr verstehen, dass sich Frauen sehr gut für die Position des Superintendents eignen. Früher hatten viele Golfanlagen Angst – nicht wegen des Wissens, sondern eher wegen der Frage, ob das hauptsächlich männliche Greenkeeping-Personal eine weibliche Führung akzeptieren würde. Ich hoffe, dass meine Position und meine Arbeit dazu beitragen können, mehr Frauen in die Branche und in Führungspositionen zu bringen. Ich persönlich glaube nicht, dass die Arbeitsergebnisse vom Geschlecht abhängen – sie hängen von den Fähigkeiten und der Leidenschaft für die Branche und der Arbeit ab, die wir zu erledigen haben.

Wie können Sie persönlich zu dieser Entwicklung beitragen?

 

! Mit unserer Initiative werden wir für die Qualität unserer Arbeit kämpfen. Meine Geschichte, meine Arbeit und meine Position können hoffentlich anderen Frauen helfen, ihren Weg in die Branche zu finden. Ich teile in den sozialen Medien Fotos und Videos über den Fortschritt unserer Arbeit hier bei Marco Simone. Sobald der Ryder Cup vorbei ist, hoffe ich, dass ich meine Geschichte mit anderen teilen und auch deren Karrieren unterstützen kann. Viele Leute fragen mich nach dem Druck, der durch den Ryder Cup auf mir lastet – aber ich fühle keinen solchen Druck. Ich bin sehr stolz auf die Arbeit aller Beteiligten, die dazu beigetragen haben, dass dieser Platz heute so spielbar ist. Unsere Mitglieder hier in Marco Simone haben mich voll und ganz akzeptiert und grüßen mich, wenn wir uns auf dem Platz treffen – aber Gastspieler sind oft immer noch überrascht, eine Frau auf einem großen Mäher zu sehen, es scheint also noch ein langer Weg zu sein.

 

Letzte Frage: Wo werden wir Sie nach dem Ryder Cup sehen?

 

! (lacht) Keine Ahnung! Im Moment bin ich jeden Tag sehr beschäftigt und habe einfach nicht die Zeit, darüber nachzudenken, was später passieren könnte. Ich bin sehr froh, dass ich mich mit Anfang 30 einer solche Herausforderung stellen darf. Aber jedes Projekt kann eine Herausforderung sein und Spaß machen – überall auf der Welt. Ich persönlich habe entdeckt, dass ich den Bau und die Etablierung einer Golfanlage liebe – mal sehen, wohin mich das führen wird.

 

Vielen Dank für diese persönlichen Einblicke und alles Gute auf Ihrem weiteren Weg zum Ryder Cup 2023!

 

Das Gespräch führte unser Autor Michael Althoff | Greenkeepers Journal 3/2022

 

<< zurück