Login

Zum Dank an einen Kollegen und Freund

Es tut sich etwas in Eisenach ...

Passend zum GVD-Jahresthema „Fair Jobs“ und „Fair Play“ erreichte uns kürzlich der Anruf von Markus Gröger (das HGK-Porträt von Markus Gröger finden Sie HIER), der sehr geheimnisvoll tat: „Wir müssen reden!“  Vorwegschicken möchte ich auch, dass mich mit ihm und dem eher zurückhaltenden Helmut Mock seit dem HGK-Interview für das Greenkeepers Journal 4/12 ein fast schon freundschaftliches Verhältnis verbindet.

 

„Ich habe ein paar Themen und Du solltest mal wieder nach Eisenach kommen“, so Gröger. Nun, Eisenach liegt ja nun nicht gerade vor den Toren Bonns, insofern war die Nachfrage wohl erlaubt: „Worum geht es denn?“ „Der Helmut hört auf und ich fände es schön, wenn ihm in unserem Magazin ein paar Zeilen gewidmet würden“, so Gröger weiter. „Natürlich erzählen wir Helmut nichts, ich locke ihn unter einem Vorwand auf die Anlage – das wird eine Überraschung!“ Ich gebe zu, ein besseres Beispiel für gelebte Wertschätzung eines Kollegen hatte ich bis dato selten gehört. Also auf nach Eisenach, der Weg war für die leider nicht stattfindende demopark im Kalender ja ohnehin eingeplant.

Auf der Anlage von der Sekretärin Constanze Klement mit Kaffee empfangen, bot sich vorab ein kurzes Gespräch mit dem neuen Präsidenten und gleichzeitig Interims-Clubmanager Andreas Neumann an, der sich bereitwillig Zeit nahm und von den aktuellen Entwicklungen im Club berichtete.

 

Der Präsident als Lokomotive

Seit 2021 hat Neumann, der einen angenehm sportlich aktiven und unkomplizierten Eindruck vermittelt, das Amt des Präsidenten inne – vorübergehend hatte der Immobilienkaufmann sich auch zur Verfügung gestellt, die operativen Geschäfte der Anlage zu übernehmen; und es hat sich viel getan seit meinem letzten Besuch 2012: So wurde Frühjahr 2021 eine große Baumpflanzaktion gestartet: 20 Bäume sollten gepflanzt werden, finanziert durch Spenden – es wurden 53! Dann wurden rund 5.000 Quadratmeter Blühwiesen angelegt, ebenfalls über eine Spendenaktion ermöglicht, bei der die Mitglieder Blumensamen zur Aussaat erwerben konnten. Dank des club-eigenen und von Markus Gröger privat im Besitz befindlichen Maschinenparks, konnten die Blühwiesen auch mit erträglichem Aufwand angelegt werden. Sie erfreuen in diesem Jahr nicht nur Mitglieder, sondern auch Gastspieler, auf die hier besonders viel Wert gelegt wird. Und in der Platzpflege sei man auch auf einem kontinuierlich guten Weg und selbstbewusst meint Neumann: „Wir haben uns Jahr für Jahr verbessert, sind professioneller und attraktiver geworden und messen uns mittlerweile mit Plätzen wie dem Fenninger-Course des Weimarer Spa&GolfResorts.“

Eine weitere Idee ist es, für (Golf-)Reisende mit Wohnmobilen die Anlage attraktiv zu gestalten. Den Boom im Caravaning nutzend, werden derzeit sechs befestigte Stellplätze mit Stromsäulen auf den Parkplätzen installiert. 15 Euro pro Übernachtung seien angedacht, Golfer bekämen bei einer Runde den Betrag gutgeschrieben.

 

Mit rund 450 Mitgliedern ist der Club solide aufgestellt, zumal 30% Greenfeespieler hier üblich sind – eine stattliche Zahl, die die Gastfreundschaft auf der Anlage und die klare Ausrichtung, auch auf diese Golfergruppe, erklärt. Zum geschickten Marketing, das neben dem Sekretariat insbesondere der rührige Clubpräsident lebt, gehört neben der Mundpropa-ganda, dass Bewertungen im Netz eine große Rolle spielen. So wird jedem Gast für eine Bewertung im Nachgang der Runde ein Kaffee nebst Kuchen angeboten, eine clevere Idee, die rege angenommen wird und die Möglichkeit zur Interaktion zulässt. Im Netz findet man nahezu unter jeder Bewertung auch eine freundliche Erwiderung vom Präsidenten höchstpersönlich.

Die Zwei von Eisenach

Die offene und auf Gastfreundschaft ausgerichtete Philosophie von Neumann wird in allen Bereichen der Anlage gelebt, zu spüren auch, als Markus Gröger mit dem überraschten Helmut Mock im Clubhaus ankommt: Wie selbstverständlich bietet der Präsident sein Büro für ein Gespräch an.

 

Markus Gröger erklärt die Aktion mit einfachen Worten: „Helmut, ich wollte mich einfach damit bei Dir für die vielen Jahre guter Zusammenarbeit bedanken, als mittlerweile guter Freund!“ Von blindem Vertrauen sei ihr Arbeitsleben auf der Anlage geprägt, oftmals werde in der Frühe kaum ein Wort gewechselt, jeder wisse, was zu tun ist und das wird dann auch abgearbeitet.

Auch jetzt noch, wo Helmut eigentlich schon im Ruhestand ist, hat er angeboten weiterhin auszuhelfen – und das sei immer so gewesen: „Den Helmut muss man nur einmal fragen, der ist, was Arbeit angeht, einfach zuverlässig und hilfsbereit“, so Gröger.

 

Als zweiter Mann die ideale Besetzung

Dabei kam Helmut Mock selbst, als gelernter Müller, über Umwege zum Greenkeeping. Nach der Wende war er zunächst etwa 20 Jahre im Bereich Garten- und Landschaftsbau tätig, bevor er sich 2008 auf eine Annonce des Golfplatzes Eisenach bewarb. Den Weg in die grünen Berufe hat er nie bereut, auch privat hegt und pflegt der 64-jährige gern seinen Garten. Bei der Platzbefahrung verschwindet er immer wieder, um „mal eben schnell“ etwas gerade entdecktes noch zu „erledigen“ – wie gesagt, die beiden sind ein eingespieltes Team. „Eingespielt“ ist mittlerweile auch die Zusammenarbeit mit der Golfplatzberatung über Günter Hinzmann, der sich einmal im Monat mit dem Greenkeeping abstimmt, zu Beginn des Jahres gemeinsam mit dem Clubvorstand eine Jahresplanung vornimmt und so – mittlerweile bei iNova Green beschäftigt – seinem früheren Beruf als Head-Greenkeeper doch noch „nahe“ sein kann. Der Erfolg in der Platzpflege gibt der Zusammenarbeit recht, der Platz wirkt gepflegt, eine Weiterentwicklung in den vergangenen Jahren ist deutlich zu erkennen. „Das liegt vor allem daran, dass wir besser organisiert sind“, meint Markus Gröger nachdenklich auf die Frage, woran dies läge, wurde das Personal doch kaum aufgestockt.

 

Vor dem Hintergrund, dass es bekanntermaßen schwierig ist, neue, gute Leute zu bekommen, ist Gröger dankbar, dass er auf Helmut Mock und einen weiteren in Rente gegangenen Kollegen zurückgreifen kann. Mock ergänzt: „Den Job kann man auch nur gut machem, wenn man mit dem Herzen dabei ist“. Gröger und er stimmen sich künftig zu Monatsbeginn ab, wann dringend Hilfe benötigt wird – und wie gesagt, wenn es brennt, „brennt“ Helmut immer noch …

 

Versuchsweise wurde kürzlich ein autonomer Fairwaymäher eingesetzt. „Sehr beeindruckend, wie die Mäher arbeiten und dabei Hindernisse eigenständig erkennen“, resümiert Gröger (Anm. d. Red.: siehe nachfolgende Video-Clips von Markus Gröger). Vorerst hat man sich jedoch gegen einen Einsatz entscheiden, insbesondere weil man versucht, dem Golfer ein möglichst ungestörtes Spielerlebnis zu bieten. Aus diesem Grund hat Gröger auch Verbindungstrassen gemäht, die mittlerweile nicht nur ihm und seinem Team ein schnelles Wechseln der Bahnen ermöglichen, sondern auch Golfern den Weg zur nächsten Bahn weisen – ein angenehmer Nebeneffekt: das Spieltempo wird erhöht!

Ausblick

Auf die Frage, was für die nächste Zeit geplant ist, gibt es ganz unterschiedliche Auskünfte: Im Vorgespräch erläutert Präsident Neumann, dass er sich langsam wieder aus dem operativen Geschäft zurückziehen wolle. So werde künftig der bisherige Jugendwart den Bereich Marketing übernehmen, und auch ein neuer Platzwart konnte gewonnen werden, so dass er sich selbst nurmehr auf die reinen Managementaufgaben konzentrieren könne.

 

Markus Gröger sieht im Weiterentwickeln des Platzes seine Hauptaufgabe, eine weitere Baum-pflanzaktion sei im Gespräch und auch eine zusätzliche Blühwiese könne er sich vorstellen. Daneben sei es aber auch wichtig, gesundheitliche Warnsignale mehr als bisher zu beachten.

 

Und Helmut Mock, der eigentliche Grund für die Fahrt nach Eisenach? Der grinst entspannt und meint nur: „Ich habe meinen Garten, freue mich auf mehr Zeit zum Lesen und mit meinen Enkeln und wenn der Markus ruft, helfe ich hier gerne ab und an aus!“

 

Mein persönliches Fazit: Es war sicher nicht der letzte Besuch auf der sympathischen Anlage in Eisenach mit tollen Menschen und in Sichtweite der berühmten Wartburg!

 

Autor: Stefan Vogel | Greenkeepers Journal 3/2021

 

 

<< zurück