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Gern in und mit der Natur

Im Gespräch mit Nadja Oberstadt, GC Hamburg-Walddörfer

Zugegeben, der in der Winterausgabe 2020 des Greenkeepers Journal eingebundene Pilztest war nicht gerade trivial. Aus diesem Grund hatte sich die Redaktion dazu entschlossen, neben einem guten Tropfen auch ein kurzes Porträt des Gewinners auszuloben. Und genau hier muss der Bericht das erste Mal korrigiert werden, handelte es sich beim Losentscheid um eine GewinnerIN, eine junge Kollegin der Golfanlage Hamburg-Walddörfer, die alle Pilze erkannte und sich mit netten Zeilen in ihrer Mail noch bei unserer langjährigen Autorin Dr. Isolde Hagemann für die Baum- und Sträucher-Reihe bedankte. Nadja Oberstadt, seit 2011 GVD-Mitglied, in ihrer Mail: „Vielen Dank für die tollen Beiträge. Ich freue mich immer sehr, wenn etwas über Bäume im Greenkeepers Journal veröffentlicht wird. Das Thema ist für mich immer wieder spannend und ich eigne mir gern neues Wissen darüber an.“

 

Der zugesagte Besuch erfolgte jetzt Anfang August 2021. Sehr freundlich von Clubmanagerin Nicole David empfangen, unterhielten sich Nadja und ich auf der schönen Clubhaus-terrasse über das Leben und Arbeiten als Frau in der – abgesehen von einigen Ausnahmen – noch immer Männer-Domäne „Golfplatzpflege“. Daneben ging es um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, über Flexibiliät in der heutigen Arbeitswelt beispielsweise bzgl. Arbeitsort, aber auch über die Arbeitsbedingungen. Vorab schon mal, es war ein sehr informativer und netter Termin mit einer äußerst sympathischen, pragmatischen und lebensmutigen jungen Kollegin, die schon einiges erlebt und erreicht hat.

Allein unter Männern

Die aus der Lausitz stammende, 32-jährige Nadja Oberstadt ist gelernte Landschaftsgärtnerin. Nach ihrer Ausbildung in Dresden arbeitete sie dort zunächst in einem kommunalen Betrieb, kam aber schon früh über einen Golf-Schnupperkurs in Dresden Ullersdorf mit dem Golfsport in Berührung. Nach einer ersten Greenkeeping-Station auf der Anlage des GC Chemnitz zog es Nadja dann an den Bodensee, nach Steisslingen. Noch während ihrer Ausbildung zum „Gepr. Greenkeeper“ an der DEULA Freising wechselte sie danach auf die Anlage des GC Hamburg-Walddörfer, wo sie zunächst drei Jahre eine überraschend große, schöne Mitarbeiterwohnung über dem Clubhaus bezog. Mittlerweile wohnt sie mit Ihrem Partner, einem IT-Fachmann, in der Nähe und ist Mutter des gemeinsamen, fast vierjährigen Justus. Die insgesamt acht Jahre hier hat sie nie bereut und das Arbeiten mit Männern war nie ein Problem. „Ich bin mit einem sieben Jahre älteren Bruder aufgewachsen und war schon in Schule (Anm. d. Red.: Technikerzweig) und Ausbildung immer ausschließlich mit Männern zusammen. Und, ich war auch immer die Jüngste, insofern war das hier nicht Neues“, meint sie.

 

Auf die Frage, ob sie sich vorstellen könne, wieder in den GaLaBau zu gehen, antwortet sie: „Eigentlich nicht, man hört ja oft, dass dort die Arbeitsbedingungen besser seien, aber mal ehrlich: Arbeiten wie Unkraut jäten, Schnee schaufeln und Pflastern kann man doch mit unserer Arbeit hier nicht vergleichen? Außerdem gibt es im GaLaBau meines Erachtens derzeit auch keine geregelte Arbeitszeiten, zumal beim derzeitigen Bauboom – da heißt es ebenso: Feierabend ist, wenn die Arbeit erledigt ist. Nein, Platz und Team hier sind prima und ich bin gern hier!“

 

Das Familienleben zu organisieren ist nicht immer einfach, gerade in der Corona-Zeit mit Quarantänen in der KiTa, und Nadja ist sichtlich dankbar, dass ihr Partner sie unterstützt, wo er kann. Als IT-Fachmann kann er viele Arbeiten im Homeoffice erledigen, zwei Leute im Greenkeeping beschäftigt, gingen wohl nicht, meint sie – zumal keine Eltern oder Großeltern „aushelfen“ können. Hobbies blieben deshalb gerade auch weitgehend außen vor, gelegentlich eine Runde Golf (Hcp 33) mit den Kollegen oder dem Partner, ab und an Klettern (Bouldern) mit dem Club-Gastronom, das war es dann aber auch. Und, Nadja interessiert sich für Bäume, geht gern in Botanische Gärten.

Platz und Team prima

Wer, wie Nadja Oberstadt, Bäume liebt, ist im GC Hamburg-Walddörfer ge-nau richtig aufgehoben. „Über 200 Baumarten gibt es hier, die unter anderem für kühlere Arbeitsbedingungen als auf baumlosen Plätzen sorgen“, erzählt Nadja „und wir produzieren sogar unseren eigenen Honig“. 61 Jahre alt ist der Club mittlerweile und bietet neben einem herrlich im Wald gelegenen 18-/9-Löcher-Platz auch perfekte Übungsbedingungen. Acht feste Pflegekräfte um Head-Greenkeeper Jim Ellis sorgen auf dem von Bernhard von Limburger geplant und 2015/16 von Christoph Städler redesignten Platz für hervorragende Spielbedingungen. Stolz sei man auf die Goldzertifizierung beim DGV-Qualitätsmanagement Golf&Natur, ist es doch auch eine Auszeichnung der engagierten Arbeit des Platzpflegeteams.

 

14 autonom arbeitende Mähroboter befinden sich mittlerweile um das Clubhaus herum, aber auch auf der Driving-Range sowie dem Pitch- und Putt-Platz, im Einsatz – einmal pro Woche muss trotzdem mit einem Fairwaymäher „nachgearbeitet“ werden – für die „Streifenmuster“ im Rasen.

Die Jahre 2017/18 waren aufgrund der Trockenheit schwierig, gerade 2021 war die Saison bislang für die Platzpflege gut, meint sie. Auch die Miniermotte, mit der sie jahrelang Probleme bei den vielen Kastanien hatten, würde dieses Jahr weniger Ärger bereiten.

 

Die aufgrund der Corona-Pandemie benötigten Startzeiten für Golfer wird sie vermissen, sollten sie wieder zurückgenommen werden: „Für die Platzpflege waren sie auf alle Fälle gut, konnten wir unsere Arbeiten doch besser planen“ – die junge Greenkeeperin, denkt mit, lebt ihren Job und für die nächste Greenkeeper-Generation ist auch schon gesorgt: Sohn Justus „jätet“ bereits heute auf Spielplätzen und Terrassen den Breitwegerich: „Du machst das doch auch, Mama!“

 

Autor: Stefan Vogel | Greenkeepers Journal 3/2021

 

 

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