Im Gespräch mit Jessica Pohlmann, Fa. Sommerfeld/GC Widukind-Land
Best Practice: Frauen im Greenkeeping
? Frau Pohlmann, wie sieht Ihr Berufsweg aus?
! Nach meiner Ausbildung zur Landschaftsgärtnerin habe ich vier Jahre lang bei der Stadt gearbeitet, hauptsächlich im Bereich Grünflächenpflege. Neben der unzureichenden Bezahlung war es in erster Linie die fehlende Aufstiegsmöglichkeit, die dazu geführt hat, dass ich mir eine neue Stelle gesucht habe. So habe ich 2021 bei der Firma Sommerfeld angefangen, und zwar als Platzarbeiterin im Golf-Club Widukind-Land. Seit April bin ich dort zur Teamleiterin aufgestiegen und habe drei männliche Mitarbeiter.
? Würden Sie sagen, dass der Beruf für Frauen mit bestimmten Herausforderungen verbunden ist?
! Eine Eigenschaft, die man mitbringen sollte, ist die Liebe zur Natur. Ich war schon als Kind am liebsten draußen auf dem Pferdehof und hatte auch ein eigenes Pferd.
In den typischen Männerberufen muss man sich als Frau behaupten und beweisen, das ist nun mal so. Als Landschaftsgärtnerin war ich nicht nur die körperliche Belastung und das Arbeiten auch bei extremen Wetterbedingungen schon gewohnt, sondern auch den rauen Ton und Umgang, den das Arbeiten mit Männern mit sich bringt.
? Können Sie bestätigen, dass man als Frau mehr leisten, härter arbeiten muss, um akzeptiert zu werden?
! Frau muss nicht unbedingt härter arbeiten, aber sie muss aus meiner Sicht jede Menge Überzeugungsarbeit leisten. Als Frau wird man eher in Frage gestellt, bei mir kommt noch hinzu, dass ich mit 25 Jahren eine junge Frau in leitender Position bin. Da hört man dann schon mal die Frage: „Bist Du Dir sicher?“
Auf der anderen Seite hat man als Frau ja auch einige Stärken, die sich auch im Berufsleben positiv einsetzen lassen. Ich habe eine gewisse Liebe zum Detail, auch bei der Golfplatzpflege. Einen schlampig geharkten Bunker kann ich nicht akzeptieren, genauso wenig Unordnung oder mangelnde Sauberkeit, egal ob bei den Aufenthaltsräumen oder in der Maschinenhalle. Erreicht man Verbesserungen hinsichtlich der Pflegequalität, dann wird das auch von den Golfern durchweg positiv aufgenommen. Akzeptanz erarbeitet man sich durch Leistung.
? Frau Pohlmann, gab es gerade in der Anfangszeit fachliche Unterstützung für Sie?
! Ja, die hatte und habe ich. In meiner ersten Zeit auf der Golfanlage war es der Head-Greenkeeper, der mir viele Arbeiten erklärt und gezeigt hat. Das war ein guter Einstieg. Jetzt steht mir mein Supervisor der Firma Sommerfeld, Mario Geppert, zur Seite. In ihm habe ich jederzeit einen Ansprechpartner, so lerne ich dazu und gewinne an Sicherheit. Das ist vielleicht auch eine typisch weibliche Eigenschaft: Zum einen habe ich kein Problem damit, mir bei Bedarf Hilfe zu holen und zum anderen tut mir eine Bestätigung gut. So freue ich mich auch darüber, dass wir ab November mit einer Clubmanagerin mehr Frauenpower auf unserer Anlage haben.
? Wie sieht es in Ihren Augen mit der Vereinbarkeit von Familie und Job aus?
! Nicht sehr gut, aber das ist ja in vielen Berufen so. Ich habe sogar mein Pferd abgeben müssen, weil dafür einfach keine Zeit bleibt. Mit Familie ist es schwierig, denn sehr häufig ist es, selbst wenn beide arbeiten, doch die Frau, die das Kind aus dem Kindergarten abholt. Das Arbeiten am Wochenende, an Feiertagen und die Überstunden, das sind sicherlich erst recht Hemmnisse für Frauen mit Familie. Ziel sollte es sein, dass zumindest eine Woche Urlaub in der Saison möglich ist.
? Frau Pohlmann, welches Fazit ziehen Sie in Bezug auf den Beruf?
! Ich würde wieder eine Ausbildung im Garten- und Landschaftsbau wählen. Bei diesem Beruf ist es allerdings das Pflastern, das extrem zu Lasten der Gesundheit geht. Für das Greenkeeping, mit seinen abwechslungsreichen Aufgaben, würde ich mich wieder entscheiden, bevorzugt mit der Möglichkeit zum fachlichen Austausch! Grundsätzlich ist es aber wichtig, dass das Team funktioniert, nur so macht die Arbeit Spaß und man erzielt das gewünschte Ergebnis.
Liebe Frau Pohlmann, vielen Dank für Ihre informativen Ausführungen, Ihnen viel Erfolg in der neuen Position und weiterhin viel Freude an und in der (Golf-)Platzpflege.
Das Gespräch führte unsere Autorin Beate Licht | Greenkeepers Journal 3/2022