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Corona-Virus – zwischen Sorgfaltspflicht und „German Angst“

Nach Jahren mit Witterungsproblemen nun das ...

Viele Menschen träumen davon, in geschichtsträchtigen Zeiten zu leben. Doch gerade jetzt zeigt sich, dass eine solche Zeit nicht zwangsläufig eine gute Zeit sein muss. Es begann vor wenigen Wochen im fernen China: Eine bis dato unbekannte Lungenkrankheit breitete sich aus, nur wenige Tage später gab es die ersten Todesfälle zu beklagen. Und erstaunlicherweise sah es tatsächlich lange so aus, als ob die Krankheit primär auf den chinesischen Raum begrenzt sei – so, wie auch das wohl weitaus gefährlichere Ebola-Virus in seiner Ausbreitung weitgehend auf Afrika beschränkt ist. Mittlerweile – Stand Mitte März 2020 – hat Europa China als Epizentrum der unter Corona beziehungsweise Covid-19 bekannten Pandemie abgelöst. Im Gespräch mit Geschäftsleuten und Privatpersonen wird dabei schnell deutlich, dass die aktuelle Stimmung irgendwo zwischen notwendiger Aufmerksamkeit und typischer „German Angst“ pendelt. Dabei werden drei Folgen dieser neuartigen Krankheit, die sich längst zur globalen Krise in den Bereichen Gesundheit und Wirtschaft entwickelt hat, immer deutlicher: Zum Ersten zeigt sich, dass in einer globalen Welt eben leider auch Krankheiten global auftreten. Wer den bekannten Film „Outbreak“ kennt, weiß: Ist der Virus erst einmal unterwegs, verbreitet er sich nicht multiplikativ, sondern exponenzial. Man nehme nur einen vollbesetzten A380 und berücksichtige, dass alle Fluggäste nicht nur am Ausgangs- und Zielflughafen, sondern eben auch am Ankunftsort rasch mit vielen weiteren Personen direkt (persönliche Begrüßung) oder indirekt (Viren auf Türklinken oder Ablageflächen) in Kontakt kommen. Zweite Folge: Die Wirtschaft leidet. Erst langsam, nun immer schneller und näher werden die Auswirkungen deutlich. Die Deutsche Lufthansa hat ihr Flugprogramm beispielsweise um 95% reduziert, andere Airlines und Flughäfen haben den Betrieb längst eingestellt. Reiseveranstalter haben ihre Reisen eingestellt, das so wichtige Ostergeschäft entfällt aufgrund der globalen Reisewarnung komplett. Auch die sehr export- und insbesondere China-orientierte deutsche Automobilwirtschaft spürt erste Auswirkungen und plant als Gegenmaßnahmen zur Sicherung der Wirtschaftlichkeit unbefristete Produktionsstopps. Folge Nummer drei: Nach den Erkrankungen in Europa und nun eben leider auch in Deutschland, gibt es erhebliche Auswirkungen auf den persönlichen Alltag.

 

Auch die Golfbranche bleibt hiervon nicht verschont. Mit DGV-Bulletin Nr. 3/2020 vom 18. März 2020 hat der Deutsche Golf Verband seine Mitglieder darüber informiert, dass der Spielbetrieb im Rahmen der zahlreichen Maßnahmen zur Bekämpfung des Corona-Virus ausgesetzt sei. Bundesländer wie Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern haben selbst jegliche Form des Tourismus unterbunden, auch für Bundesbürger. Und die zahlreichen Einreiseverbote von und nach Deutschland sowie zahlreiche Maßnahmen diverser Unternehmen – vom Homeoffice über die Umstellung von stationärem auf Online-Handel bis hin zu Kurzarbeit – machen auch vor Golfanlagen nicht halt. Damit hat die Krise endgültig auch den deutschen Golfsport erreicht. Ungeachtet der zahlreichen Maßnahmen, insbesondere zur Eindämmung der weiteren Verbreitung des Virus und der damit verbundenen persönlichen und unternehmerischen Einschränkungen gilt jedoch weiterhin: Zur Panik gibt es keinen Grund, aber eine gesunde Vorsicht, entsprechende Prävention und insbesondere die aktive Unterstützung und Umsetzung der laufenden Maßnahmen sind alternativlos. Generell zeigt die derzeitige Situation übrigens auch die Grenzen eines im mehrmonatigen Abstand erscheinenden Printmagazins, aktuell über neue und wichtige Entwicklungen zu informieren – wir empfehlen daher dringend, im laufenden Geschäftsbetrieb (auch, wenn dieser aktuell mehrheitlich ruhen möge) die laufenden Informationen der verschiedenen Branchen- und Berufsverbände im deutschen Golfsport sowie die diversen Veröffentlichungen von Seiten der Bundes- und Landesregierungen und des Robert-Koch-Instituts aufmerksam zu verfolgen und die sich daraus ergebenden Maßnahmen schnellstmöglich umzusetzen. Auch das Greenkeeping bleibt von den Auswirkungen nicht verschont. Dies zeigen folgende Beispiele:

 

Arbeit des Greenkeepings

Homeoffice schön und gut – aber der Rasen wächst nun einmal vor Ort auf den Golf­anlagen. Stand Mitte März war die Arbeit des Greenkeepings – im Gegensatz zu Pro-Shops und Sekretariaten – (noch?) nicht von den Zwangsschließungen betroffen. Gerade jetzt zu Beginn des Frühjahrs ist dies eher hilfreich, denn jetzt werden die Grundlagen für die Qualität der Anlage in der Hauptsaison gelegt. Doch beim Arbeitseinsatz sollten die aktuellen Regelungen berücksichtigt werden: Direkte soziale Kontakte sollten vermieden werden – das lässt sich zum Glück durch getrennten Einsatz der Greenkeeper auf unterschiedlichen Spielbahnen oder durch zeitlichen Versatz (da die Anlagen ohnehin gesperrt sind und man nicht mit dem Spielbetrieb kollidiert) leicht regeln. Team- und Einsatzbesprechungen sollten entweder mit dem notwendigen Abstand von mindestens zwei Metern oder – noch besser – über Telefon abgehalten werden. Und nach der Nutzung einer Maschine sollte man diese nicht nur reinigen, sondern auch desinfizieren – das gilt besonders, wenn der Maschinenpark mit weiteren Anlagen geteilt wird. Die aktuelle Schließung der Anlagen kann auch genutzt werden, um mögliche Pflegemaßnahmen wie Aerifizieren oder Fairwaybesandung durchzuführen.

 

Stresstest für die Golf-Gemeinschaft

An sich sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, dass Golfer die aktuellen behördlichen Anweisungen respektieren. Einige Clubs berichten jedoch, dass sich Golfer nicht an die Platzsperren hielten und dennoch ihre Bahnen ziehen – nicht nur gesundheitlich unvernünftig, sondern leider auch ein Beleg für fehlende Solidarität und soziale Intelligenz! Daher sollten, wie beispielsweise auch von den Kollegen des Golf Management Verbandes (GMVD) empfohlen, sowohl der Platz, als auch die Übungsbereiche so gut wie möglich in einen nicht oder nur mit starken Einschränkungen nutzbaren Zustand versetzt werden. Ansätze sind, keine Löcher auf den Grüns zu stechen und die Fahnen einzusammeln (samt Flaggenstock), der kurzfristige Rückbau von Hinderniskennzeichungen, das Einsammeln von Abfallbehältern und der Verzicht auf Abschlagmarkierungen. Anlagen, deren Zugang durch ein Tor verschlossen werden kann, sollten dies konsequent nutzen. Auch das Thema Video-Überwachung kann hier eine wirksame Gegenmaßnahme darstellen.

 

Wirtschaftliche Folgen

Über das Ausmaß der Folgen der verschiedenen weltweiten Maßnahmen zur Eindämmung der Virus-Ausbreitung für die Wirtschaft kann derzeit nur spekuliert werden. Golf­anlagen, die ein starkes Incoming-Geschäft haben, sollten sich jedoch darauf vorbereiten, dass geplante Reisen von Golfern und zugehörige Runden verschoben oder abgesagt werden. Auch Anlagen, die stark von Greenfee-Spielern frequentiert werden, müssen mit Einbußen rechnen. Sollte die inzwischen erwartete Rezession eintreten, bleibt abzuwarten, wie sich dies auf die Mitgliederentwicklung und Greenfee-Runden auswirkt – auch, wenn formal bei den meisten Anlagen der nächste Kündigungstermin erst Ende September ist. Frühere Erfahrungen zeigen jedoch, dass Menschen in Krisensituationen zuerst im Bereich Freizeit sparen.

 

Entwicklung aufmerksam verfolgen

Derzeit ist noch nicht absehbar, wie lange das Virus Deutschland und die ganze Welt im Griff halten wird. Und ebenso wenig ist absehbar, ab wann es mit der Wirtschaft insgesamt und dem Golfanlagenbetrieb im Besonderen wieder aufwärts gehen wird. Alle Anlagen sollten die Entwicklungen aufmerksam verfolgen und drei Bereichen besondere Aufmerksamkeit schenken: der strikten und konsequenten Umsetzung behördlicher Vorgaben und Empfehlungen zur Eindämmung der Epidemie, der möglichen und nötigen Prävention auf der eigenen Anlage durch Umsetzung der von Medizinern empfohlenen Maßnahmen im Bereich Hygiene und sozialer Distanz sowie der kaufmännischen Sorgfalt, indem man sich bereits jetzt mit möglichen wirtschaftlichen Auswirkungen auf Kosten und Erträge der Golfanlage beschäftigt und entsprechende Maßnahmen für den Notfall vorbereitet.

 

Autor: Michael Althoff | Greenkeepers Journal 1/2020

 

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