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Weltklasse-Golfplatz benötigt Weltklasse-Greenkeeping

Exklusiv-Interview mit Kyle Phillips

 

Kyle Phillips ist der President von Kyle Phillips Golf Course Design. Mit mehr als 30 Jahren Erfahrung im Golfplatzdesign in Europa, wurde sein Design durch die Landschaften und strategischen Qualitäten der großen Links- und Heideland-Plätze beeinflusst, die er in dieser Zeit studiert und analysiert hat. Diese Plätze setzen noch heute den Benchmark für höchste Qualität in der Golfplatz-Architektur. Sein Schaffen brachte Phillips in über 30 Länder auf fünf Kontinenten, wo er im Auftrag von mehr als 60 Kunden tätig war. Mit seinen Entwürfen hat er sich in dieser Zeit einen ausgezeichneten Ruf als Entwickler kreativer Designlösungen für eine Vielzahl von Umwelt- und Planungsherausforderungen erarbeitet. Viele weltbekannte Plätze wurden von ihm und seinen Teams konzipiert, beispielsweise Kingsbarns nahe St. Andrews (Schottland), Yas Links in Abu Dhabi, Dundonald Links in Ayrshire (Schottland), The Groove nahe London und Golf Eichenheim in Kitzbühel (Österreich).

 

Nach seinem Studium, das er 1981 als Bachelor of Landscape Architecture with ASLA national honors an der Kansas State University abschloss, begann er seine Karriere in der Golfplatz-Architektur. Von 1981 bis 1997 arbeitete Phillips als Vice President und Golfplatzarchitekt für Robert Trent Jones II Golf Course Design in Palo Alto, Kalifornien. 1997 gründete er sein eigenes Unternehmen, Kyle Phillips Golf Course Design in Granite Bay, Kalifornien, dessen President er bis heute ist. Sein Unternehmen hat sich in kürzester Zeit einen ausgezeichneten Ruf bei der Entwicklung von Golfanlagen auf absolutem Top-Niveau erarbeitet. Jeder Golfplatz, den Kyle Phillips designt, ist ein Unikat. Dies unterstreicht seine Philosophie, dass jeder Golfplatz seinen eigenen Charakter und eine eigene Persönlichkeit, ausgehend von den örtlichen Gegebenheiten, Landschaften und Geschichte, entwickeln soll. Kyle Phillips Golf Course Design hat in seinen Projekten mehrfach seine außergewöhnlichen Fähigkeiten unter Beweis gestellt, naturgegebene Landschaften in ein traditionelles Weltklasse-Golferlebnis zu verwandeln. Kyle Phillips ist Mitglied der American Society of Golf Course Architects (ASGCA) und der American Society of Landscape Architects (ASLA).

 

Derzeit plant und realisiert er eine neue, hochkarätige 18-Löcher-Golfanlage in Cromvoirt (Niederlande) nahe Eindhoven. Die Eröffnung ist für Ende 2017/Anfang 2018 geplant. Während seines jüngsten Besuchs in Cromvoirt gab uns Kyle Phillips ein exklusives Interview. Um den großen Architekten in beiden Köllen-Fachbereichen vorzustellen, haben wir das Interview geteilt und veröffentlichen den Schwerpunkt Greenkeeping in folgendem Beitrag.

 

Das Interview zum Bereich Management von Golfanlagen finden Sie hier ...

 

 

? Mr. Phillips, wie stellt sich aus Ihrer Sicht generell die Herangehensweise von Golfplatzarchitekten an neue Projekte dar?

 

! Natürlich bevorzugen einige meiner Kollegen, wann immer möglich, einen bestimmten Platztyp zu realisieren, den sie bevorzugen. Dies ist aus meiner Sicht völlig in Ordnung. Mein Ansatz ist es jedoch, dass jede Anlage ihre eigene Identität bekommen soll.

 

? Welcher Bereich des Golfplatzdesigns wird nach Ihrer Einschätzung derzeit stärker nachgefragt: Neuentwicklungen oder ein Redesign bestehender Clubs und Anlagen?

 

! Nach vielen Jahren mit rasantem Wachstum bei neuen Golfanlagen ist der Golfmarkt derzeit so wettbewerbsintensiv wie selten zuvor. Im Ergebnis ist die Nachfrage nach Redesigns gestiegen, in erster Linie in den etablierten Golfmärkten. Bei einem Redesign kann man als Architekt häufig auf bestehende Genehmigungen aufbauen, so dass sich diese Projekte vom Beginn bis zur Wiedereröffnung oft deutlich schneller als neue Projekte umsetzen lassen. Nichtsdestoweniger haben wir bei Kyle Phillips Golf Course Design derzeit mehrere neue Anlagen in der Bauphase, weitere neue Plätze befinden sich aktuell in der Entwicklungsphase.

 

Eine besonders schöne und spannende Herausforderung mit Neuentwürfen ist die Entwicklung einer klaren Vision – nicht nur für den Platz, sondern für den Club als Sozialgefüge insgesamt. Die Eigentümer hier in Cromvoirt beispielsweise fühlen sich durch die Projektentwicklung in ihrer Auffassung bestärkt, wie das Gefühl und die Atmosphäre des künftigen Clubs sein sollen. All dies erfolgt stets vor dem Hintergrund eines außergewöhnlichen Club­erlebnisses. Dieses hohe Engagement ermöglicht nicht nur eine sehr gute Zusammenarbeit zwischen Architekt und Eigentümer, sondern sorgt am Ende auch für ein besseres Ergebnis.

 

? Was sind für Sie die wichtigsten Kriterien, anhand derer Sie entscheiden, in ein Projekt einzusteigen?

 

! Unser oberstes Kriterium ist Qualität, sie bestimmt unsere gesamte Philosophie. Wann immer diese Voraussetzung Grundlage der Pläne eines Investors ist, bringen wir uns sehr gerne in ein Projekt ein. Glücklicherweise bin ich mit meiner eigenen Firma zu einer Zeit in den Markt eingetreten, in der die Golfbranche rapide gewachsen ist. Daher kennen heutige potenzielle Auftraggeber unsere Philosophie und wir konnten uns einen guten Namen in der Branche aufbauen. Daher ist uns noch ein weiterer Aspekt sehr wichtig: Spaß! Der Prozess des Golfplatz-Entwickelns und -Bauens ist härter als viele Menschen sich das vorstellen, wenn man daher nicht den notwendigen Enthusiasmus und Liebe für ein Projekt mitbringt, ist das Ergebnis oft nicht zufriedenstellend.

 

? In welcher Phase eines Projekts sollte das Greenkeeping einbezogen werden?

 

! Aus meiner Sicht sollte dies spätestens bei der Planung der Bewässerung geschehen – wann immer möglich jedoch früher. Im Idealfall wird das Greenkeeping bereits zu Beginn der Planung in das Projekt einbezogen.

 

? Was halten Sie von Wintergrüns, die in Deutschland eine weit verbreitete Maßnahme sind?

 

! Nun, es kann sicherlich Wetterbedingungen im Winter geben, unter denen ein Spielbetrieb auf den regulären Grüns diese beschädigen würde. In diesem Fall sind zeitweilige Grüns unerlässlich. Aber ausgehend von den allgemeinen heutigen Wetterbedingungen in Mitteleuropa kann man Wintergrüns als generelle Lösung umgehen. Uns stehen heute geeignete Konstruktions- und Baumethoden für Ganzjahres-Grüns zur Verfügung, viele Grassorten sind für die unterschiedlichsten Witterungsbedingungen geeignet. Will man Wintergrüns vermeiden, muss dies bereits bei der Ursprungsplanung oder beim Redesign berücksichtigt werden – sonst kann man den Spielbetrieb nur noch an den Zustand anpassen, den der jeweilige Platz bietet. Außerdem spielen auch die verschiedenen Untergründe und Bodenbeschaffenheiten eine wichtige Rolle in dieser Frage. Befindet sich der Platz auf Sandboden, wie beispielsweise die meisten Linksplätze, bedeutet dies mehr Flexibilität und bessere Möglichkeiten zur Vermeidung zeitweiliger Grüns.

 

 

? Wie wichtig ist das Design einer Golfanlage hinsichtlich der künftigen Betriebskosten?

 

! Natürlich haben viele Bereiche dessen, was wir im Golfplatz-Design festlegen, einen Einfluss auf künftige Unterhalts- und Betriebskosten. Aber in den letzten Jahren haben sich verschiedene Standards beim Golfplatzbau etabliert, zum Beispiel hocheffiziente Bewässerungssysteme. Dadurch wird jeder Golfplatz-Architekt bestrebt sein, die Betriebskosten auf einem angemessenen Niveau zu halten. Aber es hängt auch vom angestrebten Ergebnis ab: Einige Designelemente erfordern nun einmal mehr Pflege als andere, die Wünsche und Erwartungen der Eigentümer haben daher oftmals einen deutlich höheren Einfluss auf diese Kostenposition.

 

? Und wie einfach ist die Pflege eines typischen Kyle Phillips Designs für das Greenkeeping?

 

! Ich sage den Greenkeepern immer, dass ich ihre Arbeit so herausfordernd wie irgend möglich machen werde! (lacht) Aber im Ernst: Wir sollten uns bewusst sein, dass ein Weltklasse-Golfplatz auch ein Weltklasse-Greenkeeping benötigt. Sie können keinen Spitzenplatz bauen und dann erwarten, dass das Greenkeeping so einfach sei wie die Gartenarbeit im eigenen Zuhause. Greenkeeping ist immer eine große Herausforderung, und nur die Kombination aus großartigem Design und hochqualifiziertem Greenkeeping wird letzten Endes zu einem echten und zufriedenstellenden Kundenerlebnis für den Golfer führen – und damit auch die Investitionen der Eigentümer sichern und refinanzieren.

 

? Für Sie ist Greenkeeping also einer der Schlüsselfak­toren hinsichtlich des Erfolgs einer Golfanlage?

 

! Kein Zweifel! Seit wir damit aufgehört haben, mehr oder weniger bestehende Landschaften als Golfplatz zu nutzen (so wie dies die Begründer des modernen Golfs um Old Tom Morris taten), formen wir teils Bildhauern gleich moderne Plätze aus den Landschaften. Dies kann nur zum Erfolg führen, wenn wir hochqualifizierte und gut ausgebildete Greenkeeper haben. Vor allem die Rolle des Superintendents ist in einem Golfclub ein wichtiger Erfolgsfaktor. Vielfach höre ich von Golfern Aussagen, die mir zeigen, dass sie die Bedeutung und den Beitrag professioneller Greenkeeper für das Golferlebnis unterschätzen. Aber ihr Beitrag ist unglaublich wichtig – und je mehr das Greenkeeping auch den Dialog und die Kommunikation mit ihren Kunden, den Golfern, optimiert, um so höher wird ihre Arbeit auch geschätzt, da bin ich mir sicher. Auch wenn Greenkeeper oftmals ein wenig als die „Arbeiterklasse“ im Golfbetrieb angesehen werden: Ihr Beitrag zum Erfolg eines Clubs steht auf gleicher Stufe mit dem Clubmanagement sowie Verkauf und Marketing. Leider versuchen zu viele Clubs, durch das Engagement günstiger und wenig qualifizierter Greenkeeper, Kosten zu sparen – dies stimmt weder mit unserer Philosophie bei Kyle Phillips Design überein, noch wird ein Club mit dieser Strategie wirtschaftlich erfolgreich sein.

 

Mr. Phillips, vielen Dank für dieses wunderbare Interview und die zahlreichen Einblicke in Ihre Arbeit.

 

Autor: Michael Althoff / Greenkeepers Journal 2/2016

 

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