Maikäfer fliegen wieder – nicht überall, aber gebietsweise
Über und unter der Erde sorgen sie für Schäden
In Mitteleuropa finden wir, neben Waldmaikäfern (Melolontha hippocastani), vorwiegend Feldmaikäfer (Melolontha melolontha). Sie treten jedoch zum einen regional unterschiedlich auf und zum anderen unterliegt ihr Vorkommen auch starken Schwankungen. Einige Zeit galt der Maikäfer sogar in seinem Vorkommen als gefährdet.
In diesem Jahr wird insbesondere aus Berlin, Brandenburg sowie Hamburg und Schleswig-Holstein ein höheres Vorkommen gemeldet.
Biologie
Die Käfer schlüpfen bei Bodentemperaturen über 8 – 10 ºC in den Monaten April und Mai, die Hauptflugzeit geht bis in den Juni, wobei die Dämmerung bevorzugt wird. Zum Reifefraß suchen sie Laubbäume auf, neben Eichen werden auch Ahorn, Weiß- und Rotbuche sowie Obstbäume befallen.
Der Feldmaikäfer hat eine Körpergröße von 2,5 – 3,0 cm, die Deckflügel sind rotbraun bis dunkelbraun mit vier Längsrippen, Kopf und Halsschild sind schwarz. Auffällig ist das schwarz-weiße Zickzackmuster seitlich am Hinterleib. Im Unterschied zum Junikäfer weist er nur eine sehr dünne, weiße Behaarung an Brust und Kopf auf. Ein weiteres auffälliges Merkmal sind seine fächerförmigen Fühler.
Nach 10 bis 14 Tagen erreichen die Weibchen ihre Geschlechtsreife. Ein Weibchen legt im Boden, unterhalb von 15 cm Tiefe, etwa 20 – 30 zwei bis drei Millimeter große Eier ab. Danach stirbt ein Großteil nach 2 – 4 Tagen, einige legen jedoch erneut Eier ab.
Je nach Temperatur schlüpfen die Engerlinge nach vier bis sechs Wochen und beginnen mit dem Wurzelfraß. Bei der Entwicklung werden drei Larvenstadien unterschieden, der gesamte Reifeprozess eines Maikäfers geht, standort- und witterungsabhängig über drei- bis vier Jahre.
Bereits im Zeitraum August bis September entwickelt sich der Engerling weiter zur L2-Larve, die vor dem Überwintern noch für 4 – 6 Wochen an den Pflanzenwurzeln frisst.
Im April des Folgejahrs beginnt der Fraß erneut und im Juni erfolgt die Häutung zum dritten und letzten Larvenstadium. Die Engerlinge des dritten Larvenstadium richten den größten Schaden an. Denn, während die Engerlinge des L1-Stadiums etwa 10 – 20 mm lang sind, beträgt die maximale Größe der L3-Larve 40 – 45 mm. Ab etwa Oktober erfolgt eine erneute Überwinterung.
Im Anschluss an das L3-Stadium erfolgt die Verpuppung in tieferen Bodenschichten und nach einer Puppenruhe schlüpfen im September die fertigen Maikäfer der nächsten Generation, die dann jedoch bis zum nächsten Frühjahr im Boden verbleiben.
Schäden auf Sportanlagen
Der durch die Käfer verursachte Blattfraß an Bäumen kann zwar bei einem Massenauftreten umfangreich sein. Auf Sportanlagen verursachen jedoch die im Boden lebenden Engerlinge durch den Wurzelfraß die größten Schäden. Hinzu kommen sogenannte Sekundärschäden durch die natürlichen Feinde wie Dachs, Krähen, Maulwurf oder Wildschwein, die bei der Nahrungssuche große Flächen zerstören.
Biologische Bekämpfung
Der Einsatz von entomopathogenen Nematoden ist z.B. mit Steinernema glaseri und Heterorabditis bacteriophora bzw. Mischungen aus beiden möglich. Die Wirkung ist bei einem frühen Larvenstadium am größten, ein wiederholter Einsatz kann notwendig sein. Der optimale Anwendungszeitraum ist 4 – 6 Wochen nach der Hauptflugzeit. Es gilt, die Anwendungsempfehlungen genau einzuhalten, so sind Nematoden empfindlich gegen UV-Strahlung und sie benötigen eine ausreichende Bodenfeuchtigkeit.
Chemische Bekämpfung
Hier steht für den einmaligen Einsatz auf Golfanlagen das Insektizid Acelepryn (Chlorantraniliprole) mit einer Aufwandmenge von 0,6 l/ha in 500 l Wasser zur Verfügung. Der optimale Ausbringungszeitpunkt ist der Flughöhepunkt der Maikäfer, der in der Regel 7 – 10 Tage nach den ersten Beobachtungen stattfindet. Der Wirkstoff ist lipophil, d.h. er wird nicht ausgewaschen und verteilt sich langsam in der Wurzelzone. Er benötigt 4 – 8 Wochen, bis er die maximale Konzentration in der Bodenzone erreicht, die Wirkung hält bis zu 4 Monate an. Die beste Wirkung, gerade beim Einsatz gegen Maikäfer, sind beim ersten Larvenstadium zu erwarten.
Bei einem starken Befall, möglicherweise auch mit unterschiedlichen Arten von Engerlingen, empfiehlt sich ein zusätzlicher Einsatz von Nematoden, etwa 4 – 6 Wochen später.
------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Maikäfer-Engerlinge haben einen braunen Kopf, kräftige Mundwerkzeuge und drei ebenfalls braune Beinpaare. Der Körper ist weiß und dick, das letzte Segment ist deutlich dunkler und hat Borsten. Zur Unterscheidung von Engerlingen wird die Form der Analspalte herangezogen. Diese verläuft beim Maikäfer quer und ist gewellt. Zudem sieht man zwei vertikal, parallel verlaufende Borstenreihen.
Es kann zu einer Verwechslung mit den ebenfalls großen Junikäfer-Larven kommen. Hilfreich ist es deshalb, sich die Art der Fortbewegung anzusehen. Auf einer flachen Unterlage versuchen die Engerlinge des Maikäfers sich in gekrümmter Haltung seitlich fortzubewegen, ohne Einsatz der Beine. Die Junikäfer-Engerlinge strecken sich und krabbeln auf dem Bauch voran.
Autor: Beate Licht | Greenkeepers Journal 2/25