Im Gespräch mit Cassy Tully
Liebe zur Golfkunst
? Was hat Sie zur Kunst und zur Malerei im Allgemeinen gebracht?
! Mein allererstes Bild habe ich mit vier Jahren gemalt: ein Pferd. Es ist auch das einzige Ölgemälde, das ich je gemalt habe. Ich hatte eine große Zuneigung und Liebe zu Pferden, aber dort, wo ich aufgewachsen bin, konnte man in den Vorstädten nicht so viel auf ihnen reiten. Ich habe meine Zuneigung und meine Liebe zu Pferden in dieses kleine Gemälde gegossen, und ich fand das sehr beruhigend. Ich habe mich schon sehr früh in die Malerei verliebt und habe immer wieder Pferde gezeichnet. So habe ich das Zeichnen gelernt und mein Ehrgeiz, Künstlerin zu werden, ist gewachsen.
? Wie ging es nach diesem bemerkenswerten Start weiter?
! Schon in der High School spürte ich den Drang, Künstlerin zu sein. Aber ich wollte auch ein wenig von der akademischen Welt abweichen, allerdings in Verbindung mit einem akademischen Ansatz in der Kunst. Ich hatte eine fantastische Kunstlehrerin an der High School. Sie vermittelte mir eine wunderbare Grundlage, die mir half, an der Kunsthochschule weiterzumachen. Meine Liebe zur Golfkunst geht auf das Jahr 2010 zurück. Seitdem ist es eine Art doppelte Liebesaffäre mit Pferden und Golf.
? Was hat Sie zum Golf gebracht?
! Tatsächlich hat der Golfsport mich gefunden. Nach der Kunsthochschule arbeitete ich in einem hochwertigen Innenarchitekturstudio in Kohler, Wisconsin. Durch diese Erfahrung schuf ich schottische Landschaftsbilder für das Studio. Ich bekam eine Reihe von Aufträgen für Bilder, die wie Whistling Straits oder von Whistling Straits inspirierte Bilder aussahen. Sie suchten mich auf und baten mich, diese Bilder von grasenden Schafen zu malen. Eines Tages fuhr ich bei Sonnenaufgang zu Whistling Straits, Loch 17, um ein Auftragswerk zu malen und verliebte mich in das, was ich sah. Es war himmlisch, das goldene Sonnenlicht über Loch 17 fallen zu sehen. Seitdem bin ich dem Golfsport verfallen.
? Wer ist Ihr typischer Kunde?
! Ich stehe inzwischen mit Golf-Fans und Golfern aus der ganzen Welt in Kontakt, viele von ihnen haben mich gefunden. Meine wichtigste Plattform ist LinkedIn. Außerdem ist die wachsende Beziehung zur Destination Kohler sehr hilfreich. Meine Beziehung zu großen Meisterschaften, bei denen ich die offiziellen Grafiken z.B. für die PGA Championship 2015 und den Ryder Cup in Whistling Straits entworfen habe, hat ebenfalls zu meinem wachsenden Ansehen bei Organisationen und Verbänden beigetragen. Darüber hinaus kommen Privatkunden für einen privaten Auftrag, z.B. anlässlich eines Hole-in-One, das sie auf einem speziellen Golfplatz gespielt haben, zu mir. Für Privatclubs gestalte ich Verkaufskonzepte und arbeite für sie im Rahmen von Mitglieder-Gäste- und Mitglieder-Mitglieder-Turnieren, einschließlich Tee-Geschenken.
? Wie funktioniert eine solche Zusammenarbeit im Rahmen von Turnieren?
! Ich erstelle für ein spezielles Turnier ein Originalgemälde, das der gastgebende Verein in seiner Sammlung und für die Geschichte seines Vereins aufbewahren oder z.B. einer Wohltätigkeitsorganisation schenken kann. Ich erstelle zusätzlich eine Druckversion des Originals. Am liebsten mag ich es, wenn ich bei der Veranstaltung vor Ort bin, sogar live male, die Drucke signiere und sie während der Siegerehrung oder des Cocktailempfangs personalisiere. Es macht so viel Spaß, mit den Golfern in Kontakt zu treten und ihre Erinnerungen vor Ort zu feiern.
? Mit welcher Art von Turnieren arbeiten Sie zusammen?
! Ich arbeite mit verschiedenen Arten von Golfturnieren, einschließlich der Majors, und Philanthropie zusammen. Ich nehme an vielen Wohltätigkeits-Golfturnieren teil, mache Geschenke und bin über die PGA Reach Foundation der philanthropische Maler der PGA of America geworden. Vor allem die Schaffung einzigartiger Kunstwerke für einen Club öffnet neue Türen für das Merchandising, da meine Gemälde und Drucke wirklich einzigartig sind – anders als typische Merchandise-Artikel, die sich oft nur durch das angebrachte Logo unterscheiden.
? Sie lagern in Ihrem Studio in Aberdeen eine Menge Bunkersandproben. Wofür verwenden Sie sie und was macht Ihre Technik einzigartig?
! Meine Golfkunstwerke sind wirklich einzigartig für den Club. Ich verwende immer ein wenig Sand, den ich aus den Bunkern aufnehme. Das schafft die Verbindung zu den dreidimensionalen Oberflächen meiner Originale. Während meiner Ausbildung in Italien habe ich mich mit der Reliefbildhauerei beschäftigt. Das Ergebnis ist, dass ich jetzt diese dreidimensionalen Oberflächen schaffe, die man einfach anfassen möchte. Außerdem verwende ich metallische und schillernde Farben. Es ist nicht möglich, solche Originalgemälde zu reproduzieren, sie sind einzig in ihrer Art. Das Original wird in der Geschichte und dem Erbe des Clubs oder des Sammlers weiterleben, aber es lässt sich sehr schön auf Drucken reproduzieren. Diese Drucke haben leuchtende Farben, sie sind wiedererkennbar, und es ist auch ein impressionistisches Gefühl dabei. Sie sind somit mehr als eine realistische Kopie. Das ist es, was die Drucke einzigartig macht.
? Umfasst Ihre Kunst auch andere Themen?
! Zu meinem Portfolio zählt auch Weihnachtsschmuck – ich hätte nie gedacht, dass ich in meinem Leben so viel Weihnachtsschmuck malen würde, aber ich liebe ihn. Außerdem gehören Natur und Landschaften zu meinem Portfolio – und, wie bereits erwähnt, Pferde.
? Wann sind Sie in die Region Pinehurst gezogen und wie beurteilen Sie diese Entscheidung?
! Ich bin im April 2024 nach Aberdeen in der Nähe von Pinehurst gezogen, und es war eine wunderbare Entscheidung für mein Leben als Golfkünstlerin, hier zu leben. Außerdem habe ich mein Leben mit einem drei mal drei Meter großen Gemälde für den neuen Golfplatz und die Anlage der Universität von Alabama, das Crimson Reserve, neu ausgerichtet. Jetzt bin ich Teil dieses Mekkas des Golfsports mit einer Fülle von Turnieren. Und ich bin froh, dass ich zwei neue Assistenten habe, Frank (Porträtmaler) und Cait (Fotografin). Aber in der Golfbranche ist im Moment so viel los, dass ich immer wieder die Fühler ausstrecken muss.
? Gibt es einen besonderen Moment, an den Sie sich aus Ihrer Arbeit in der Golfbranche erinnern?
! Vor einigen Jahren reiste ich mit der Kohler Company nach St. Andrews, Schottland. Beim Sammeln von Golfsand aus der ganzen Welt gibt es eine Besonderheit des Sandes vom Old Course: Er hat diese kleinen Muschelstücke in sich. Das finde ich sehr reizvoll, also habe ich den Sand vom Old Course gesammelt. Dann bin ich um Mitternacht zur Swilcan Bridge gegangen. Ich wollte einen ruhigen Moment für mich haben, deshalb bin ich mitten in der Nacht dort hingegangen. Ich stand auf der Brücke und lauschte der Nordsee. Mir ging durch den Kopf: „Wie viele Golfer sind schon über diese Brücke gegangen, darunter die Größten dieses wunderbaren Spiels?“ Ich schaute hinauf zu den Sternen und dachte: „Arnie schaut hier auf mich herab“. Jeder große Golfer, der je gelebt hat, ist über die Swilcan Bridge gelaufen. Ich hatte meinen ganz persönlichen Moment mit der Brücke, und dann habe ich sie gemalt – einer meiner Lieblingsmomente und eines meiner Lieblingsbilder.
? Wie wählen Sie Ihre Motive für die Gemälde aus? Sagen Ihnen Ihre Kunden z.B., dass Sie ein bestimmtes Loch auswählen sollen?
! Wir recherchieren die Plätze ausgiebig, wenn die erste Kontaktaufnahme stattfindet. Wir wollen die Geschichte verstehen, die charakteristischen Löcher oder die charakteristischen Momente kennen. Ich betrachte jeden Auftrag als eine Partnerschaft. Die Ambitionen, Ansichten und Ziele meiner Auftraggeber sind mir wichtig. Ich werde sie nie aus dem Prozess ausschließen, auch wenn es am Ende immer mein persönliches Kunstwerk sein wird. Aber jede Zusammenarbeit ist eine großartige Gelegenheit für mich, von meinem Auftraggeber zu lernen und zu wachsen. Großartige Quellen für Anregungen sind z.B. der Superintendent, die General Manager und die Head Golf Pros. Sie wissen, was ihre Plätze besonders macht. Das Greenkeepingteam ist oft sehr hilfreich. Als ich bei einem meiner ersten Besuche in Whistling Straits um zwei Uhr nachmittags mit einem Platzpfleger unterwegs war, sagte er: „Sie sind eigentlich zur schlechtesten Zeit des Tages hier draußen. Sie sollten es bei Sonnenaufgang sehen“. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich absolut nichts über Golf und Golfplätze. Dieses Ereignis war ein prägender Moment für mich, um zu verstehen, wie wichtig Input aus verschiedenen Quellen für Golfplätze ist.
? Welchen Einfluss haben die Golfplatzdesigner?
! Die Architekten sind die wahren Künstler des Platzes, absolut. Sie haben ihn geformt, so dass ich ein Meisterwerk zum Malen habe. Die Platzpfleger hegen und pflegen die Seele des Golfplatzes. Das alles zusammen bildet die Grundlage für die Schönheit, die ich mit meiner Malerei auf die Leinwand bringen möchte.
? Was unterscheidet Ihrer Meinung nach Kunst von z.B. KI und traditioneller Fotografie?
! Viele Fotografen sind ebenfalls Künstler. Auch hinter der künstlichen Intelligenz steckt eine Menge Einfallsreichtum. Ich persönlich orientiere mich an den „alten Meistern“. Ich glaube, dass Kunst eine zeitlose Tradition ist. Ich habe eine moderne Methode, kombiniert mit einem zeitlosen Ansatz für die bildende Kunst. Auf diese Weise halte ich das Erbe und die Schönheit des Pinselstrichs auf der Leinwand am Leben. Ich habe einen enormen Respekt vor den Fotografen. Als ich meine Karriere begann, brauchten sie oft einen Kran oder eine Leiter, um die richtige Perspektive zu finden. Heutzutage setzen sie eine Drohne ein, die eine ganz andere Perspektive auf einen Golfplatz ermöglicht. Ich persönlich liebe nach wie vor den Blickwinkel des Golfers. Es gibt eine Zeit und einen Ort für beides. Und ich habe mich bei der Fotografie an sehr talentierten Menschen orientiert.
? Können Golfer bei Ihnen ein bestimmtes Bild auf Anfrage bestellen?
! Ich habe Aufträge von großen Clubs bis hin zu lokalen Clubs. Sobald ich einen solchen Auftrag erhalte, versuche ich, eng mit der Golfanlage zusammenzuarbeiten und den Club selbst zu erreichen. Einer meiner Lieblingsaufträge war der Auftrag einer Ehefrau für ihren Mann, zum 15. Hochzeitstag ein Gemälde von Waterville Golf Links in Irland anzufertigen. Damals kannte ich den Platz selbst noch nicht von einem Besuch. Der Platz schickte mir Sand von der anderen Seite des Atlantiks. Leider komme ich nicht auf alle Plätze, die ich gemalt habe. Aber ich bin sehr froh über die Plätze, die ich besuchen kann, und dass die Clubs, die ich nicht selbst besuchen kann, mich mit Bildmaterial und mehr unterstützen.
? Welchen Anteil hat Golf an ihrem Schaffen?
! Neben dem Golfsport male ich vor allem gerne Landschaften. Gerade Linien fallen mir schwer, und als ich in Italien war, habe ich mich in die italienische Landschaft verliebt. Ich male aber auch abstrakte Bilder, wie zum Beispiel Blumen – eigentlich so ziemlich alles, wofür sich meine Technik eignet. Mein Glaube ist mir sehr wichtig, was sich in der Herstellung von handgemaltem Weihnachtsschmuck niederschlägt. Normalerweise habe ich vier bis sechs Bilder parallel auf meinen Staffeleien, aber dann habe ich meist noch ein anderes Bild wie ein Lavendelfeld oder eine Westernlandschaft, einfach etwas, das mir Spaß macht, um mich zu entspannen und aus Freude am Malen zu malen. Ich würde sagen, der Durchschnitt liegt bei etwa 80 % Golf und dann noch etwa 20 % Spaß und Vergnügen.
? Wie verkaufen Sie Ihre Kunstwerke?
! Der Vertrieb basiert auf einer soliden Mischung. Turniere und besondere Veranstaltungen sind ein Kanal, z.B. die Veteran Golfers Association Championship. Bei dieser Veranstaltung werde ich vor Ort sein, um meine Drucke zu signieren, zu nummerieren und zu personalisieren. Ich reise viel für persönliche Signierstunden, Spendengalas, Live-Auktionen und Live-Malerei. Dies wird immer beliebter. Alternativ können wir das Werk auch direkt an den gastgebenden Club oder die Veranstaltung schicken, damit sie es dem glücklichen Gewinner am Abend der Preisverleihung präsentieren und, falls geplant, weiterleiten können. Darüber hinaus habe ich ein Ladengeschäft in meinem Atelier in der Nähe von Pinehurst, North Carolina, und Interessierte können Kunstwerke in meinem Online-Shop kaufen.
Vielen Dank für diese wunderbaren Einblicke und weiterhin viel Erfolg für Ihre großartige Arbeit.
Das Gespräch führte unser Autor Michael Alhoff.