Über Rehasport für den Golfsport interessieren
Nachgefragt
In einem Gespräch befragte Autor Michael Althoff Michael Lins, Masterprofessional PGA & Diplom-Sportwissenschaftler, zu weiteren Details.
? Muss der zertifizierte Trainer die Rehasportmaßnahmen selbst durchführen oder kann er/sie dafür auch eine andere Person einsetzen?
! Das ist einer der wichtigsten Punkte, auf die wir unsere Teilnehmer schon in der ersten Veranstaltung hinweisen. Die Gruppe muss von einem zertifizierten Rehabilitationssport-Übungsleiter geleitet werden – sonst ist das Abrechnungsbetrug! Man kann also nicht als PGA-Pro das Angebot ausschreiben und dann einen Auszubildenden ohne entsprechende Ausbildung einsetzen. Daher sollten Anlagen möglichst schnell C-Trainer oder Auszubildende ebenfalls entsprechend ausbilden lassen, so hat man beim Personaleinsatz mehr Flexibilität.
? Wie viele Teilnehmer sind pro Gruppe möglich?
! Die Höchstgrenze der Gruppen liegt bei 15 Personen.
? Können nur Personen mit entsprechender ärztlicher Verordnung teilnehmen oder ist eine Teilnahme auch auf Selbstzahlerbasis möglich?
! Das geht selbstverständlich. Sofern die Teilnehmer die anfallenden Kosten selbst übernehmen, benötigen sie keine ärztliche Verordnung.
? In welchem Umfang dürfen golf-spezifische Übungen Teil des Rehasports sein, kann auch ein Schnupper- oder Einsteigerkurs als Reha-Maßnahme angerechnet werden?
! Wir reden hier keinesfalls von „Golf auf Krankenschein“ – das sehe ich auch in absehbarer Zeit nicht als realistisch an. Ich habe rund 15 Jahre Erfahrung mit Golf als Ausdauersport, allerdings in der stationären Reha, dort waren die Maßnahmen tatsächlich näher am klassischen Golf. Allerdings sind die Voraussetzungen mit Schlaganfall oder Herzinfarkt so gravierend, dass diese Menschen wohl lieber ihre Golfeinheiten selbst bezahlt hätten. Wir reden hier von Rehasport, das ist eine grundsätzlich von Golf unabhängige sportliche Betätigung, die in der Ausbildung selbst einige meiner Kollegen körperlich ordentlich fordert. Aber natürlich kann man leichte golfspezifische Übungen wie Pitchen oder Putten in geringem Umfang immer ans Ende einer Reha-Einheit stellen.
? Welche organisatorisch-technischen Voraussetzungen auf der Anlage werden benötigt, um Rehasport anbieten zu können (zum Beispiel Chipkarten-Leser)?
! Wir haben die örtlichen Voraussetzungen, finden Outdoor statt und haben mit PGA-Pros und C-Trainern viele sehr gut ausgebildete Trainer. Zudem bieten sich durchaus Kooperationen mit Fitness-Studios an, beispielsweise zur Nutzung der Räume in der kalten Jahreszeit. Für die Abrechnung benötigt man einen Chipkarten-Leser, wir haben hier eine portable Lösung über ein Tablet realisiert. In der Regel reichen fünf bis sechs Teilnehmer für den Break--Even bei einem Initial-Invest von rund 2.500 Euro inklusive Übungsleiter-Ausbildung. Wir haben uns für das All-Inklusiv-Paket der es.te services entschieden. Die kümmern sich um alles und übernehmen auch die Abrechnung. Das ist deutlich einfacher, als selbst mit den diversen Kassen und deren oft unterschiedlichen Abrechnungssätzen und -verfahren zusammenzuarbeiten. So verbleiben pro Teilnehmer und Termin etwas mehr als 5 Euro für den Übungsleiter – die quartalsweise abgerechnet werden.
? Fließt die Verschreibung von Rehasport-Maßnahmen beim behandelnden Arzt in dessen Heilmittelbudget ein?
! Grundlage für den Rehasport ist die Verordnung, das sogenannte Muster 56 – und diese belastet nicht das Heilmittelbudget eines Arztes!
? Muss der Pro jeweils Mitglied im RSD werden und die Maßnahme eigenverantwortlich anbieten oder kann auch ein Golfclub dies übernehmen und dann für die Durchführung zertifizierte Trainer einsetzen?
! Das kann frei entschieden werden. Der RSD hat es geschafft, dass jede juristische oder natürliche Person grundsätzlich Rehasport durchführen kann. Das kann dann entweder der lokale Pro oder auch der Golfclub sein – auch die Variante, dass ein Pro für mehrere Übungsleiter zentral registriert ist und mit diesen intern abrechnet, kann gewählt werden.
? Wie groß ist das Marktpotenzial im Rehasport, wie ist die bisherige Resonanz unter den PGA-Pros?
! Wir reden nicht von der Lizenz zum Gelddrucken, sondern von bezahlter Werbung. Letztlich bekommt man pro durchgeführter Stunde zwischen 50 und 60 Euro – gerade außerhalb der Saison ein schöner Zuverdienst! Vor allem aber eignen sich diese Gruppen hervorragend, um die Teilnehmer für den Golfsport zu interessieren und dann über Trainerstunden oder künftig auch Mitgliedsbeiträge oder Greenfees zusätzliche Einnahmen zu generieren.
? Wie ist das bisherige Feedback aus dem Markt?
! Die Euphorie ist sehr groß, wir haben eine sehr große Resonanz auf unsere Online-Informationsveranstaltung im Rahmen des PGA-Infoabends im Februar gehabt. Drei Kollegen haben sich spontan für den Lehrgang im März angemeldet. Aber das Thema ist noch neu und muss erst im Markt etabliert werden. Von daher freuen wir uns sehr, dass hier medial großes Interesse besteht und sich nun auch der Deutsche Golf Verband aktiv einbringen wird, beispielsweise im Rahmen der Round-Ta-ble-Gespräche.
Herr Lins, herzlichen Dank für das sehr informative Gespräch!