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Neue Zielgruppen durch Golf als Rehasport

Golf auf Krankenschein?

Die positiven gesundheitlichen Aspekte des Golfsports sind in den vergangenen Jahren stetig in den Blickpunkt gerückt. Nun können Golfanlagen und Golflehrer ihr Portfolio in diesem Segment nochmals erweitern. Bereits im Juni 2021 entstand zwischen PGA Masterprofessional und DGV A-Trainer Michael Lins und Thomas Roth, dem Vorstands-Vorsitzenden des Bundesverbands Rehabilitationssport die Idee, Rehabilitationssport auch auf Golfanlagen nicht nur zu ermöglichen, sondern auch in die Abrechnungsverfahren der Krankenkassen zu integrieren. Bereits im Oktober vergangenen Jahres wurde auf der Golfanlage Prenden der erste Ausbildungslehrgang zum „Übungsleiter/in Rehabilitationssport“ erfolgreich durchgeführt. Denn wie bei allen Maßnahmen, welche auch über Krankenkassen abrechnungsfähig sind, werden an die Durchführung konkrete Voraussetzungen geknüpft. Eine wichtige Anforderung: Die Gruppen dürfen nur von entsprechend zertifizierten Trainern geleitet werden. Denn: Bei Golf als Rehabilitationssport geht es um Rehasport-Maßnahmen, nicht um Greenfee-Runden oder Platzreifekurse auf Krankenschein. Dennoch: Jährlich nehmen rund zwei Millionen Menschen in Deutschland an Rehasport-Maßnahmen teil, auch neue Krankheitsbilder wie Long Covid dürften die Bedeutung von Rehasport eher erweitern.

 

Eine wichtige Voraussetzung für die Durchführung und Abrechnung von Rehasport ist eine entsprechende Ausbildung zum Übungsleiter. Teilnahmeberechtigt aus dem Golfsegment sind PGA-Pros und Golftrainer mit C-Lizenz des DOSB oder einer vergleichbaren Vorqualifikation. Nach der zum 01.01.2022 in Kraft getretenen Neufassung der „Rahmenvereinbarung Rehabilitationssport und Funktionstraining“ kann Rehasport nun auch im Freien und somit auf einer Golfanlage ausgeübt werden. Reha-sport-Einheiten haben eine Dauer von jeweils 45 Minuten, die Gruppen können maximal 15 Teilnehmer umfassen. Üblich sind bis zu 50 Übungseinheiten pro Teilnehmer innerhalb von anderthalb Jahren, bei schweren Beeinträchtigungen sind 120 Einheiten über drei Jahre möglich. Gemeinsam mit dem RehaSport Deutschland e.V. (RSD), einem branchenübergreifenden Berufsverband, können sich Golftrainer im Rahmen eines mit PGA-Pro Michael Lins erarbeiteten Konzepts entsprechend qualifizieren.

 

Um Rehasport anbieten zu können, sind folgende Voraussetzungen zu erfüllen:

 

  • Ordentliche Mitgliedschaft im RSD
  • Abnahme des Anbieters vor Ort
  • Pflichtmodul 8 UE für jeden Übungsleiter sowie Pflichtmodul 10 UE für den Rehasport-Verantwortlichen (beispielsweise über den Lehrgang „Rehabilitationssport für Golftrainer abgedeckt)
  • Erste-Hilfe-Kurs (nicht älter als zwei Jahre)
  • Beantragung eines Institutionskennzeichens bei der ARGE.IK
  • Anmeldung jeder einzelnen Reha-sportgruppe im RSD-Webportal
  • Auswahl eines geeigneten Abrechnungsverfahrens nach § 302 SGB V mit den Kostenträgern

 

Ob die Übungsleiter – zum Beispiel der örtliche PGA-Pro – auch die Aufgabe des Rehasport-Verantwortlichen übernehmen und damit auch die gesamte organisatorische Betreuung und Abrechnung oder ob dies durch den Golf-anlagen-Betreiber übernommen wird und der oder die Trainer und Trainerinnen sich auf die Durchführung der Rehasportangebote konzentrieren, kann pro Anlage frei entschieden werden.

 

Die Mitgliedschaft im RSD kostet bei jährlicher Zahlung 330 Euro, die Anerkennung als Rehasport-Anbieter schlägt mit weiteren 650 Euro (einmalig) zu Buche. Hinzu kommen die Kosten für die Kurse zur Qualifikation als Übungsleiter. Die notwendige Unfallversicherung wird ebenfalls über den RSD sichergestellt und kostet bei Vereinen als Anbieter 2,50 Euro pro Rehasportler und Jahr, für andere Rechtsformen wird der doppelte Betrag fällig.

 

Wer sich Unterstützung wünscht, kann sich für das Partnerangebot der es.te services GmbH entscheiden: Für 15 Prozent der Abrechnungssumme übernimmt der Dienstleister alle laufenden Kosten und die gesamte Abwicklung bezüglich Anerkennung, Kommunikation mit dem RSD und Pflege der Angebote im Verbands-portal. Er stellt die Software für die digitale Signatur der Teilnehmer und übernimmt die Abrechnung mit den Krankenkassen.

 

Selbstverständlich können Rehasportler bereits parallel zur Rehasport-Maßnahme mit dem Golfsport beginnen oder bei der Sportstätte weitere golfspezifische Leistungen in Form von Trainerstunden oder Golfkursen belegen – dies zählt jedoch nicht zum Rehasport und ist von den Teilnehmern individuell zu bezahlen. Dennoch: Erfahrungen von Fitnesscentern zeigen, dass dort bis zu 80% aller Rehasportler hinterher eine Mitgliedschaft im Fitnessstudio abschließen. Damit ist Golf als Rehasport ein weiterer Baustein, um noch mehr Menschen über das Motiv Gesundheit für den Sport mit dem kleinen weißen Ball zu begeistern.

 

Die nächste Möglichkeit, den erforderlichen Qualifikationsnachweis als Übungsleiter zu erwerben, ist das zweiteilige Seminar ab Ende Mai 2022. Dieses beinhaltet auch die im Anforderungskatalog vorgeschriebenen Pflichtmodule und besteht aus zwei Teilen: Der theoretische Teil wird online als Web-Seminar zwischen 30.05. und 07.06.2022 abgehalten, der praktische Teil findet vom 09. bis 12.06.2022 im Golfclub Berlin Prenden statt. In der Teilnahmegebühr von 700 Euro pro Person ist auch die Abschlussprüfung, bestehend aus einer schriftlichen Prüfung (online) sowie einer Lehrprobe, enthalten. Interessenten können sich an Michael Lins oder den RSD unter der Mailadresse akademie@reha-sport-deutschland.de wenden.

 

Autor: Michael Althoff | golfmanager 2/2022

 

In einem Gespräch befragte Autor Michael Althoff Michael Lins, Masterprofessional PGA & Diplom-Sportwissenschaftler, zu weiteren Details:

 

 

 

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