Login

Mehrerträge durch digitalisiertes Cart-Handling

Schlüssellose Cart-Vermietung via IOTee

Die Mehrzahl der Golfer in Deutschland absolviert ihre Runden weiterhin zu Fuß. Doch immer stärker zeichnet sich, wie in den USA, ein Trend zur Cart-Nutzung ab. Die Ursachen dafür sind vielfältig: das Alter der Golfer, die häufiger werdenden Hitzetage im Sommer und nicht zuletzt die Bequemlichkeit der Golfer, die Golf weniger als Sport, sondern primär als Freizeitvergnügen betrachten. Für Golfanlagen bedeutet dies eine ausgezeichnete Chance auf Zusatzerträge. Stichproben bei deutschen Golfanlagen zeigen, dass bei vielen Plätzen der Mietpreis für ein Cart über 18 Spielbahnen rund die Hälfte des nominalen Greenfees beträgt. Berücksichtigt man, dass viele Golfanlagen an mindestens einem der zahlreichen Rabattsysteme der deutschen Golfszene teilnehmen (und Cart-Mieten davon ausgenommen sind), können Golfanlagen durch die Cart-Vermietung ihren Ertrag oft sogar um 70% und mehr im Vergleich zum tatsächlich gezahlten Greenfee steigern. Doch wie so oft stellt die Cart-Vermietung auch organisatorische Ansprüche an die Golfanlagen – nicht nur bei der Pflege und Wartung, sondern insbesondere im Vermietungs- und Bereitstellungsprozess. Gerade im Sommer können Mitglieder und Gastspieler ihre Runden oft deutlich über die Öffnungszeiten der Clubsekretariate hinaus absolvieren. Doch insbesondere außerhalb der Öffnungszeiten ist die Spontan-Vermietung von Carts oftmals schon dadurch begrenzt, dass ein Golfer keinen Zugang zu ihnen hat und insbesondere das Schlüsselmanagement einen bedienten Kundenkontakt erfordert. Die Folge: Wenn Clubs nicht das Risiko eingehen möchten, dass Carts samt Schlüssel unbewacht auf der Anlage stehen (oder dass die Golfer den Schlüssel bereits während der Öffnungszeiten des Sekretariats abholen und damit das Cart zwischenzeitlich nur begrenzt nutzbar ist), bleibt die Vermietung auf die Club-Öffnungszeiten begrenzt. Doch gerade im Sommer, der Hauptsaison für Cart-Runden, wird dadurch die Nutzungsmöglichkeit pro Cart auf ein bis zwei statt zwei bis drei Runden pro Tag begrenzt – noch deutlicher fällt der Unterschied bei 9-Löcher-Anlagen aus.

 

„Schlüssellos“ vorerst nur mit Club Car

Seit diesem Jahr kann der Vermiet- und Rückgabeprozess für Fahrzeuge des Herstellers Club Car über das Produkt IOTee des gleichnamigen Unternehmens IOTee GmbH, einem Schwesterunternehmen der bekannten Cart Care GmbH um Frank R. Ockens, digital und automatisiert abgewickelt werden. Das im Schleswig-Holsteinischen Appen ansässige Unternehmen bietet eine vollintegrierte Lösung, um das schlüssellose Cart-Management zu ermöglichen. Eine Nutzung in Verbindung mit Fahrzeugen anderer Hersteller ist bisher noch nicht vorgesehen. „Sowohl die Hard- als auch die Software wurden komplett von uns entwickelt, daher haben wir uns auf Club Car konzentriert“, berichtet Leif Erik Stüdemann, Head of Sales Golf bei der Cart Care Company. Derzeit wird das System in Deutschland und Dänemark ausgerollt, die Ausrichtung ist jedoch global. Da Club Car in den meisten Ländern mit anderen Distributoren zusammenarbeitet, sei ein solcher Prozess jedoch etwas anspruchsvoller und zeitaufwändiger als in den Cart Care Company-Heimatmärkten. Grundsätzlich ist die Nutzung von IOTee nicht nur auf Golfcarts begrenzt, sondern kann auch auf Club Car-Nutzfahrzeuge ausgedehnt werden. „Wir können auch rund zehn Jahre alte Golfcarts mit unserem System nachrüsten“, betont Vincent Kraus, bei Cart Care für den Vertrieb in der Region Süd-West-Deutschland zuständig, die Flexibilität des Systems, und ergänzt: „IOTee kann sowohl in Kombination mit GPS-Systemen wie Visage, als auch bei Carts ohne GPS eingesetzt werden – wir sehen unsere Position insbesondere als Bindeglied zwischen reinen Carts und Carts mit GPS.“ Im Zusammenspiel zwischen den entsprechend per Hardware aufgerüsteten Carts und der Software können Golfanlagen ihre Flotte nun digital administrieren und an Golfer ausgeben.

Hierzu wird anstelle eines klassischen Schlüssels das Cart per Freischaltcode gestartet – und nach einer vom Club definierten Standzeit bei Bedarf auch wieder gesperrt. Bei Buchung eines Carts wird der Freischaltcode an den Mieter gesendet. Dieser braucht zum vereinbarten Nutzungstermin nur noch den Code über eine responsive Website zu erfassen (eine separate App ist nicht erforderlich) und erhält somit Zugriff auf das gemietete Cart. Die Bezahlung läuft hier auf den bekannten Wegen, beispielsweise als Inkasso über das Clubsekretariat. In Verbindung mit einer elektronischen Startzeiten-Reservierung kann auch der Bezahlprozess automatisiert werden. „Wir haben eine solche Lösung bereits mit Campo Golf rea-lisiert“, berichtet Stüdemann. Dann kann das Cart nicht nur bei der Buchung der Abschlagzeit mit reserviert, sondern auch direkt per Vorkasse abgerechnet werden. Zudem kann der Versand des Bestätigungscodes über die Campo-Bestätigungs-E-Mail erfolgen – one-stop-shopping heißt das im IT-Jargon. Auch mit anderen Clubverwaltungs-Systemen befindet sich IOTee in intensivem Austausch, nach vorliegenden Informationen soll eine Einbindung in PC Caddie unmittelbar bevorstehen, während bei Albatros die Schnittstelle angefragt wurde, jedoch noch kein Realisations-Termin bekannt ist. Doch auch eine Spontan-Anmietung vor Ort wird durch IOTee unterstützt, Scan-to-Ride heißt dieses Verfahren. Voraussetzung ist, dass die dafür ausgerüsteten Carts für Golfer zugänglich sind. Im Cart befindet sich ein QR-Code, den die Golfer per Smartphone scannen und – sofern das Cart nicht bereits durch eine Reservierung vorbelegt ist – spontan anmieten können. Das Inkasso für die Cart-Nutzung erfolgt bei Scan-to-Ride ebenfalls per App. Eine weitere Voraussetzung ist daher, dass die Golfclubs einen eigenen Account beim Zahlungsdienstleister Stripe haben (dieser wird auch von Campo Golf genutzt). Sollte ein Golfer für die Anmietung eine Quittung benötigen, ist diese derzeit noch vom Club nachträglich auszustellen.

Bessere Auslastung und Dokumentation

Darüber hinaus bietet IOTee für die mit ihrem System ausgestatteten Fahrzeuge ein Tracking sowie verschiedene Auswertungen. Golfanlagen können sich in einer Administratoren-Ansicht nicht nur die aktuellen Standorte je Cart, sondern auch deren Wege während der Anmietung anzeigen lassen. Zudem zeigt die Anwendung den Batteriestand pro Cart, so dass Anlagen eine Anschlussverwendung pro Cart unter Berücksichtigung möglicher Ladezeiten besser planen können. Natürlich sind auch historische Auswertungen möglich, beispielsweise zur durchschnittlichen Rundendauer, aber auch zur Nutzungsintensität und den mit den Carts erzielten Umsätzen. Trotz dieser sinnvollen und wichtigen Zusatzfunktionen: Die wichtigste Option der neuen Anwendung bleibt die schlüssellose Vermietung von Carts. Damit entfällt nicht zuletzt das letztlich an die Sekretariate gebundene Verwalten der Schlüssel – und Carts können, unabhängig von ihrem jeweiligen Standort, einfach per Code freigeschaltet werden. „Bei der diesjährigen Porsche European Open waren alle 60 für die Organisation eingesetzten Carts mit unserem System ausgestattet – das Feedback war äußerst positiv, da gerade die bei einem solchen Event häufigen Fahrerwechsel dank Freischaltcode und zentraler Standortüberwachung für alle Carts deutlich einfacher zu handhaben waren“, berichtet Sales-Chef Stüdemann nicht ohne Stolz.

Kostenstruktur und Vorteile der automatisierten Vermietung

Bei den Kosten setzt der Anbieter auf Transparenz – unabhängig von der Anzahl der mit IOTee ausgestatteten Fahrzeuge pro Club gelten stets identische Konditionen. „Wir berechnen pro Fahrzeug und Monat 15 Euro netto bei einer Laufzeit von 48 Monaten. Für Umsätze, die per optionaler Scan-to-Ride-Funktion direkt am Cart außerhalb der Öffnungszeiten generiert werden und damit auch die Onlinezahlung durch den Golfer umfasst, fällt eine 30% Umsatzprovision an“, berichtet Vertriebsmanager Kraus. Diesen Kosten stehen im Wesentlichen zwei Vorteile gegenüber: Der Prozess der Cartvermietung wird automatisiert und kann dadurch unabhängig von den Öffnungszeiten eines Clubsekretariats erfolgen. Gerade bei Scan-to-Ride sollten Golfanlagen daher beachten, dass sie Vermietungen vornehmen können, die ohne IOTee in der Vergangenheit aufgrund der Abwesenheit des Personals gar nicht möglich waren. Geht man beispielhaft von einer Cart-Miete von 25 Euro pro 18-Löcher-Runde aus, generiert der Club pro Vermietung über Scan-to-Ride somit einen Zusatzertrag von 17,50 Euro – und kann so bereits mit einer einzigen Zusatzvermietung die Systemkosten des Carts für einen ganzen Monat abdecken.

„Wir sehen unser System eindeutig als wertschöpfende Maßnahme“, so Head of Sales Stüdemann: „Gerade in Zeiten zunehmend knapper werdenden Personals ermöglicht unser System Mehrerträge ohne Personaleinsatz – und die Möglichkeit, Carts auch außerhalb der Sekretariatsöffnungszeiten zu vermieten, bietet zusätzliche Einnahmemöglichkeiten für die Clubs.“ Sein Kollege Kraus ergänzt: „Alle unsere Golf-anlagen-Kunden können frei entscheiden, ob sie alle Carts mit IOTee ausrüsten möchten oder erst einmal mit ein paar Fahrzeugen Erfahrungen sammeln wollen.“ Aktuell setzt bereits die Gutperle-Gruppe auf das neue Konzept, rund 250 Fahrzeuge in Deutschland rollen insgesamt mit der neuen Technologie über die Fairways, auch in Dänemark wurden bereits rund 50 Fahrzeuge nachgerüstet. Auf Basis der neuen Technologie sieht das innovative Unternehmen zudem Chancen für neue Modelle in der Zusammenarbeit zwischen Golfanlage und Cartanbieter. „Auf Basis unserer Scan-to-Ride-Technologie prüfen wir aktuell, ob wir ausgewählten Anlagen eine bestimmte Anzahl an Fahrzeugen kostenfrei zur Verfügung stellen. Der Club übernimmt dann im Rahmen eines Servicevertrags die Pflege und Wartung, zusätzlich erhält er eine nutzungsabhängige Umsatzprovision auf Basis der per Scan-to-Ride generierten Mieteinnahmen.“

 

Fazit

Mit dem Angebot von IOTee wird das digitale Golfanlagen-Management um einen weiteren Baustein erweitert, der nicht nur das Personal in den Sekretariaten entlasten kann, sondern auch neue Ertragspotenziale erschließt. Vor diesem Hintergrund wäre es wünschenswert, wenn auch die Clubverwaltungssoftware-Anbieter die Anbindung per API zeitnah unterstützen, damit im gesamten Prozess Medienbrüche und manuelle Zwischenschritte vermieden werden können.

 

Autor: Michael Althoff | golfmanager 4/2022

 

<< zurück