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Im Interview mit DGV-Projektkoordinatorin Aus- und Weiterbildung Carolin Runte

Traumjob Golfplatz – ein Update

Auf dem Hearing des DGV-Verbandstages am 29. April 2023 in Frankfurt gab Carolin Runte, DGV-Projektkoordinatorin Aus- und Weiterbildung, einen Zwischenbericht zur Zukunftsinitiative „Traumjob Golfplatz“. Basierend darauf befragten wir sie im Nachgang.

 

? Frau Runte, im letzten golfmanager haben wir Sie bereits mit einem kurzen Update aufgenommen, die Überschrift damals: „Zukunftsini­tiative ,Traumjob Golfplatz‘ nimmt Fahrt auf“. Sie sind mittlerweile in Ihrer neuen Aufgabe angekommen, deshalb gleich zu Anfang die etwas provokante Frage: „Traumjob Golfplatz – ist das wirklich so?“

 

! (lacht) Sie sind nicht der erste mit dieser Frage. Im Januar auf der CMT in Stuttgart hatte ich eine interessante Begegnung: Als ich mich an einem der Stände vorstellte und von unserer Verbände-Initiative „Traumjob Golfplatz“ berichtete, wurde ich von einem jungen Mann erstmal schief angeschaut mit den Worten: „Traumjob? Wollen sie mich veräppeln? Ich arbeite dort und weiß, wie es ist.“ Als ich dann zurückfragte, warum er immer noch dort sei, antwortete er: „Naja, ich bin jetzt schon zu lange dabei und eigentlich kann ich mir auch nichts anderes vorstellen“. Das klingt nicht nach einem zufriedenen Mitarbeiter, der seinen Traumjob gefunden hat. Das muss sich ändern.

? Warum können sich Arbeitgeber keine unzufriedenen Mitarbeiter leisten?

 

! Wir sind mit "Traumjob Golfplatz" u.a. auf Instagram recht aktiv. Allein ein Blick auf die Stellenanzeigen verschiedener Golfclubs dort macht deutlich, dass vakante Stellen nur schwer zu besetzen sind. Das sehe ich z.B. daran, dass die gleichen Stellenangebote wiederholt gepostet werden.

 

? Die Gründe hierfür?

 

! Der Demografische Wandel ist nichts Neues. Es ist kein Geheimnis, dass der Anteil der erwerbsfähigen Bevölkerung schon jetzt – und in den nächsten Jahren zunehmend – aufgrund der Alterspyramide in Deutschland schrumpft, was dazu führt, dass Arbeitskräfte fehlen. Die Zeiten haben sich außerdem insofern geändert, als dass in Deutschland inzwischen ein sogenannter „Bewerbermarkt“ herrscht. D.h. es gibt mehr freie Stellen als Bewerber – und die Bewerber können sich die besten Angebote aussuchen. Noch vor zehn, fünfzehn Jahren war das anders. Heutzutage muss sich der Arbeitgeber beim Bewerber „verkaufen“ – nicht umgekehrt. Ein dritter Grund sind sicherlich die veränderten Anforderungen der neuen Generationen X, Y und Z. Z ist dabei die Generation, die aktuell auf dem Arbeitsmarkt ankommt und sich von ihrem Job andere Dinge wünscht, als die „Babyboomer“ (also die Generation, die in den nächsten zehn Jahren in Rente gehen wird) das tun oder getan haben. Die Top-Anforderungen laut „Gen Z-Studie 2022“ (Anm. d. Red.: Zu finden unter zenjob.com) sind die „Vereinbarkeit mit dem Privatleben“ (69%), gefolgt von „Flexibilität“ (54,8%).

 

Sie merken schon: Die Anforderungen der Generation Z passen nicht unbedingt zu den Rahmenbedingungen, die das Arbeiten auf dem Golfplatz als Saisonbetrieb mit Überstunden und Wochenendarbeit mit sich bringt. Die Branche muss also umdenken und altbekannte Pfade verlassen! Und um es schon mal vorwegzunehmen: Unsere Verbände-Kooperation wird den Fachkräftemangel nicht lösen, aber wir möchten so viel Schlagkraft wie möglich aufbringen, um unsere Golfanlagen bei den Herausforderungen zu unterstützen.

 

? Was muss Ihrer Ansicht nach getan werden?

 

! Zwei Schlagworte: Personalgewinnung und Personalbindung – das sind – heruntergebrochen – die beiden Themen, mit denen man sich beschäftigen muss. Wir haben zwei Gruppen, um die wir uns kümmern müssen: Zum einen Menschen, die mit dem Golfmarkt als Arbeitgeber noch keine Berührungspunkte hatten. Im Idealfall aber vielleicht bereits in „berufsnahen“ Branchen tätig sind. Diese Neu- und Quereinsteiger müssen gewonnen werden.

 

Daneben gilt es, die Menschen, die bereits auf unseren Golfanlagen tätig sind, also unsere bestehenden Fach- und Führungskräfte, zu binden. Warum? Weil jeder Mitarbeiter, den man auf einer Golfanlage halten kann, nicht mühsam neu gewonnen werden muss. Und es geht keine Expertise verloren! Entscheider auf Golfanlagen müssen sich also intensiv mit dem Thema „Jobzufriedenheit“ auseinandersetzen.

 

? Personalgewinnung: Hier soll das Karriereportal „Traumjob Golfplatz“ unterstützen?

 

! Richtig, als einen Teil der Initiative haben wir „Traumjob Golfplatz“ ins Leben gerufen. Aktuell spricht das Portal in erster Linie potentielle Neu- und Quereinsteiger an. Im Portal stellen wir u.a. die vielfältigen Tätigkeitsfelder auf dem Golfplatz attraktiv und übersichtlich dar und Interessierte können sich z.B. beraten lassen. Auch dem Ehrenamt widmen wir einen eigenen Bereich.

 

Aber: Unsere Initiative ist mehr als nur das Portal, denn – wie bereits erwähnt: wir müssen uns auch um die bestehenden Fach- und Führungskräfte auf den Golfanlagen kümmern, damit wir diese nicht verlieren! Und hier kommt das Thema „Seminarwesen“ ins Spiel.

 

? Warum ist der Bereich Aus,- Fort,- und Weiterbildung im Rahmen der Initiative wichtig?

 

! Neu- und Quereinsteigern in der Branche können wir mit einem zielgerichteten Angebot den Einstieg erleichtern und sie vor allem zügig qualifizieren. Bestehende Fachkräfte können wir weiterqualifizieren und motivieren – für sie eröffnen sich Karrieremöglichkeiten und wenn Mitarbeiter sich fortbilden dürfen, ist das auch ein Zeichen von Wertschätzung durch den Arbeitgeber – nach dem Motto: „Wir sehen Dich und wir möchten Dich fördern“. Wertschätzung wird natürlich auch ausgedrückt, wenn diese Kosten vom Arbeitgeber getragen werden.

 

Dazu kommt, dass wir Führungskräfte im Hauptamt und Entscheider im Ehrenamt durch Seminarangebote beispielsweise für arbeitsmarktrelevante Themen sensibilisieren und im Hinblick auf veränderte Bedingungen handlungsfähig machen können.

 

An dieser Stelle sei auch auf das bereits bestehende Graduierungssystem zum Certified Club Manager des GMVD verwiesen. Der Certified Club Manager ist eine Art Qualitätssiegel für Clubmanager und hat ganz speziell die Weiterbildung von hauptamtlichen Fach- und Führungskräften im Golfmanagement zum Ziel.

 

? Welche nächsten Schritte sind geplant?

 

Wir sind uns im Klaren, dass die Wirkung der Initiative Zeit benötigt. Aber die ersten Schritte sind getan. Aktuell arbeiten wir daran, das Portal weiterzuentwickeln und mit neuen Inhalten und Funktionen zu füllen, das Seminarwesen neu zu denken, weiterzuentwickeln und mehr Synergien zwischen den Verbänden zu schaffen. Als langfristige Vision können wir uns auch vorstellen, ein Programm zur Arbeitgeberfreundlichkeit für Golfanlagen zu entwickeln, das z.B. in einer Art „Arbeitgebersiegel“ mündet.

 

Ein Strauß an unterstützenden Maßnahmen ist also als Hilfe unterwegs, aber das ist kein Selbstläufer und es wird nicht automatisch alles gut. Insofern auch mein Appell auf dem DGV-Verbandstag: „Nehmen Sie als Entscheidungsträger das Thema selbst auf Ihre Agenda, falls noch nicht geschehen, und machen Sie es zur Chefsache. Je früher, desto besser!“

 

Frau Runte, vielen Dank für Ihre Ausführungen, wir bleiben im Austausch und wünschen Ihnen und der Initiative weiterhin viel Erfolg!

 

Das Gespräch führte Stefan Vogel | golfmanager 2/2023 

 

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