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Startzeiten – hat die Ballspirale ausgedient?

Corona erleichtert Einführung von Online-Startzeiten

PC CADDIE-Geschäftsführer Marc Spangenberger zieht ein erstes Corona-Resümee

Diskussionen zu Startzeiten wurden vor März 2020 noch hitzig geführt: Für viele Mitglieder, meist traditioneller Golfanlagen, steht ein Spielbetrieb ohne Startzeiten für ein Qualitätsmerkmal mit hohem Freiheitsgrad der Zeiteinteilung. Dies selbst in hochfrequentierten Zeiten wie etwa an Wochenenden und nach Turnieren, in denen mit der klassischen „Ballspirale“ der Abschlag organisiert wird.

So waren bis März 2020 bei PC CADDIE rund 350 der ca. 800 betreuten Golfanlagen mit einem Buchungssystem für Startzeiten ausgestattet – hochgerechnet also etwa 40% der deutschen Golfanlagen. Insgesamt buchten 2019 ca. 133.000 Golfspieler ihre Startzeiten online, dies entspricht durchschnittlich 395 aktive Spieler je Golfanlage. Diese Aktiven buchten und spielten rund 6.210.000 Startzeiten im Zeitraum 01.01.-15.09.2019, das sind im Durchschnitt ca. 18.500 Runden im Jahr pro Golfanlage.

 

Zur Öffnung der Golfanlagen Ende April/Anfang Mai veränderte sich die Nutzung von Online-Buchungen in der Golfbranche deutlich. Ab Mai erhöhte sich die Anzahl von online über PC CADDIE buchbaren Golfanlagen auf über 500 Anlagen. Im Zeitraum bis 15.09.2020 lag die Zahl der gebuchten Golfrunden bei 11.215.000 – je Anlage durchschnittlich 22.300 gespielte Golfrunden – dies entspricht einer Steigerung um 80% zu 2019. Die Anzahl der aktiven Golfer erhöhte sich auf 239.000, also 470 je Anlage, was einer Steigerung von 78% entspricht. Die Steigerung der gebuchten Startzeiten ist in dieser Betrachtung wenig verwunderlich, da alle Golfanlagen die Startzeiten behördlich online buchbar machen mussten.

Bemerkenswert sind dennoch die hohen, relativen Steigerungen der Spieler trotz Ausfall der Spielmöglichkeiten von bis zu sechs Wochen und den noch teilweise nachfolgenden, eher eingeschränkten Wochen nach Öffnung der Golfanlagen. Objektiv analysiert lassen sich folgende Erkenntnisse ziehen:

 

Prozentuale Erhöhung der ­Rundenanzahl zum Vorjahr

Während andere Sport- und Freizeitbranchen mit massiven Einbrüchen an Besuchen kämpfen mussten, freute sich die Golfbranche über eine Erhöhung der gespielten Runden auf ihren Anlagen. Inklusive der fehlenden vier bis sechs Wochen Spielbetrieb. Ob die erfreulichen Steigerungen beispielsweise aufgrund fehlender Auslands­urlaube oder zusätzlicher Freizeit durch Homeoffice-Freiheiten oder gar Kurzarbeit entstanden sind, bleibt zu untersuchen.

 

Offen ist die Frage, wie der Aufschwung nachhaltig genutzt werden kann. Fakt ist: Die Golfanlagen müssen nicht reagieren, sondern können mit Geschick und guten Programmen die Begeisterung der eigenen Mitglieder und Gäste für sich nutzen.

 

Fortführung der Startzeiten – Akzeptanz steigt

Für viele Anlagenverantwortliche waren die Auflagen eine gute Gelegenheit, Startzeiten ohne größere Widerstände endlich einzuführen. Das Gedränge an Tee 1 zu beliebten Spielzeiten und das Schulterzucken bei Fragen zur Platzbelegung, suchten schon seit Jahren nach einer Lösung.

 

Aber auch bei Golfanlagen und deren Mitgliedern, bei denen die Ablehnung von Startzeiten zur Prestige-Frage gehört, haben die vergangenen Monate gezeigt: Startzeiten führen zu einem geregelten, ruhigen Spielbetrieb und entzerren in begehrten Zeiten das Gedränge um die Ballspirale. Eine mit Vehemenz geführte Abwehr ist einer stillen Akzeptanz und Anerkennung gewichen.

 

Insgesamt haben mehr als zwei Drittel der neu mit Startzeiten ausgestatteten PC CADDIE Kunden entschieden, trotz Lockerungen bis Ende des Jahres, aber sehr wahrscheinlich auch darüber hinaus, diese fortzuführen.

 

Golfbranche gewinnt an Reputation

Die zusätzliche Online-Verfügbarkeit von Spielzeiten und Golfanlagen für interessierte Golfspieler wird eine neue Wahrnehmung für die Golfbranche schaffen. Die größere Auswahl erhöht nicht etwa den Druck auf die Preise, wie eine klassisch ökonomische Betrachtung von Angebot und Nachfrage prognostizieren würde, freie Kapazitäten waren auch vorher schon vorhanden. Zu hoffen und zu erwarten ist, dass die Sichtbarkeit der Spielmöglichkeiten einen nachhaltigen Einfluss auf die Wahrnehmung der Konsumenten hat, also auf die nach Freizeit, Gesundheit und sozialen Beziehungen strebenden Gesellschaft.

 

Autor: Marc Spangenberger | golfmanager 5/2020

 

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