Das Meer und der Felsen von Gibraltar im Hintergrund
Im Gespräch mit Kurtis Bowman
Ergänzend zu vorstehendem Beitrag führte der golfmanager ein Gespräch mit Kurtis Bowman. Der spanisch sprechende, amerikanische Golfplatzarchitekt verfügt über einige Erfahrung in der Um- bzw. Neugestaltung von Golfanlagen und zeichnet für die Neugestaltung des Alcaidesa Links-Courses verantwortlich.
? Was hat Ihr Interesse an der Gestaltung von Golfplätzen geweckt?
! Sicherlich meine Liebe zum Golfsport! Ich spiele seit meiner Jugend Golf und habe dann als Agronom angefangen. Ich besitze einen Abschluss der Ohio University in Agronomie. Ein Teil meiner Ausbildung war ein Praktikum im Jahr 1994. Ich hatte die Gelegenheit, mein Praktikum im Augusta National zu absolvieren und entdeckte in dieser Zeit mein Interesse an der Gestaltung von Golfplätzen. Ein weiterer glücklicher Zufall brachte mich dann mit Jack Nicklaus und seiner Designfirma in Kontakt, und so begann ich 1996 dort als Koordinator. Nur drei Jahre später wurde ich zum Design Associate befördert, dem damals Jüngsten in seinem Unternehmen.
? Was sind für Sie die wichtigsten Projekte, die Sie bisher realisiert haben?
! Natürlich ist das allererste eigene Projekt immer das wichtigste. Für mich war das der Santo Domingo Country Club, dessen Platz 2018 eröffnet wurde. Obwohl ich viele Projekte mit Jacks Firma in Mexiko – insbesondere in Baja California Sur – gemacht habe, ist mein Lieblingsprojekt mit ihm immer noch der May River Golf Club in Palmetto Bluff, ein Jack Nicklaus Signature Design.
? Wie würden Sie Ihre allgemeine Designphilosophie beschreiben?
! Ich würde nicht sagen, dass ich nur einer Philosophie oder Designschule folge. Mein Bestreben war es immer, das Beste aus dem gegebenen Land, der Zielgruppe für den Platz, den Erwartungen der Investoren – und dem Budget – herauszuholen. Generell werden natürlich einige Komponenten immer „bestrafendes Design“ sein – ein schlechter Schlag ist ein schlechter Schlag und sollte nicht durch das Design belohnt werden. Aber ich möchte die Golfer dazu zwingen, am Abschlag eine Entscheidung zu treffen, zum Beispiel ob sie bei einem drivebaren Par 4 das Grün angreifen wollen oder einen Lay-up wählen. Ein weiterer Kernpunkt meines Designs: Ich möchte, dass die Plätze und Runden Spaß machen – bei meinen Plätzen geht es nicht in erster Linie um den Score, sie sollen Golfern ein tolles Erlebnis bieten, denn die meisten Menschen spielen ihre Runden als Teil ihrer Freizeit.
? Wie wichtig ist die Qualität bei Ihren Konzepten?
! Qualität ist das A und O! Ich habe mich immer auf diese Strategie konzentriert, nicht nur beim Design, sondern auch bei der Wartung. Die besten Entwürfe werden sich nicht so einprägen, wie sie sein sollten, wenn die Platzbedingungen nicht angemessen sind. Daher möchte ich mit meinem Design meinen Teil zum Gesamtqualitätskonzept eines Platzes beitragen.
? Welches ist Ihr Lieblings-Golfplatzdesign?
! Von allen, die ich bis heute genießen durfte: Cypress Point – leider einer der exklusivsten privaten Golfclubs, so dass die meisten Golfer leider nicht die Gelegenheit haben werden, diesen Platz selbst zu erleben.
? Gab es bei der Neugestaltung besondere Anforderungen seitens des Umweltmanagements?
! Nein, keine besonderen. Der neue Alcaidesa Links basiert auf einem bereits bestehenden Platz, so dass die allgemeinen Genehmigungen bereits vorlagen und der Platz diesen Anforderungen entsprach. Aber natürlich ist der Standort in Bezug auf Wasser eine Herausforderung. Deshalb verwenden wir Rainbird, eines der besten Bewässerungssysteme, und versuchen, Wasser zurückzugewinnen. Wir bauen derzeit einen neuen Teich neben Bahn 5 – vielleicht müssen wir ein paar zusätzliche Auffangbecken einbauen, um mehr Wasser aufzufangen, das wird derzeit geprüft.
? Was ist die Zielgruppe des neuen Links-Courses?
! Es besteht kein Zweifel daran, dass sich der Platz als Resort versteht. Daher stehen Spaß und Erlebnis im Vordergrund.
? Welches ist Ihr Lieblingsloch im neuen Design?
! Interessanterweise wurde in den Kritiken vor der Neugestaltung des Platzes immer nur die tolle Aussicht erwähnt, nicht aber das Design des Platzes – ich hoffe, das wird sich ändern (lacht). Wir werden also einige tolle neue Bahnen auf dem Platz haben, mit herausfordernden Par 3s und drivebaren Par 4s. Aber obwohl die meisten Plätze ein Par 3 als Sig-nature Hole wählen, bin ich ziemlich sicher, dass die Fünf, ein Par 5, die meiste Aufmerksamkeit auf sich ziehen wird. Vielleicht sollten die Eigentümer dort einen Selfie-Spot oder ein Foto-/Videosystem installieren, damit die Golfer vom Abschlag aus ein Erinnerungsfoto machen können. Diese Bahn kombiniert meiner Meinung nach ein herausforderndes Layout, das eine klare Strategie vom Abschlag aus erfordert, mit einem anspruchsvollen Grün – und einer der besten Aussichten, die Golf in Spanien bieten kann: der Platz, das Meer und der Felsen von Gibraltar im Hintergrund!
Herr Bowman, vielen Dank für die Einblicke und ich hoffe, dass wir Sie künftig noch öfter in Europa sehen werden!
Das Gespräch führte unser Autor Michael Althoff | golfmanager 3/2022