Great Northern – Markenführung im Fokus
Innovatives Golfresort in Dänemark
71023 – so lautet die magische Artikelnummer, mit der Golf in der aktuellen Lego-Welt vertreten ist, dahinter verbirgt sich aus der Serie der Lego Movie 2 Minifiguren der Golf spielende Präsident Business. Die Vielfalt der kleinen Bausteine aus dem dänischen Billund hat seit Generationen die Phantasie der Menschen beflügelt, auf Plattformen wie Pinterest und Ebay findet man daher auch zahlreiche Golfszenen aus Lego. Doch im dänischen Kerteminde, einem kleinen Städtchen auf der Insel Fünen, direkt am Großen Belt und nur rund zwei Autostunden nordwestlich der Hauptstadt Kopenhagen gelegen, sind Thomas Kirk Kristiansen – Lego-Erbe der vierten Generation und aktueller Chef des Imperiums – und sein Team noch einen Schritt weitergegangen und haben ein Weltklasse-Golf-Resort in der realen Welt realisiert. Alleine das Shaping dauerte rund zwei Jahre, mehr als 3,4 Millio-nen Tonnen Sand wurden für den 18-Löcher-Championship Course und den 9-Löcher-Academy Course bewegt. Designer ist kein Geringerer als der Golden Bear Jack Nicklaus mit seinem Team von Nicklaus Design. Herausgekommen ist ein Gesamtkonzept inklusive Boutiquehotel und Spa, das den internationalen Vergleich mit den Besten der Branche nicht zu scheuen braucht und sowohl in Bezug auf Golf, aber auch Design und Service, neue Maßstäbe setzt. Der 18-Löcher-Platz bietet pro Bahn fünf Teeboxen, die hinteren sind allerdings den Profis vorbehalten, beispielsweise bei der im September 2021 zum zweiten Mal ausgetragenen Great Northern Challenge der Ecco Tour. Der Platz im Links-Stil ist alles andere als flach, an vielen Bahnen kommen deutliche Höhenunterschiede ins Spiel. Zudem bietet der bis zu 6.775 Meter lange Platz einige Wasserhindernisse, vor allem das Inselgrün an der Schlussbahn dürfte manche Golfer vor Herausforderungen stellen. Auch der Academy Course braucht sich nicht zu verstecken. Er ist deutlich ebener, die insgesamt 7 Par 3-Bahnen sowie je ein Par 4 und Par 5 erstrecken sich über 2.007 Meter, auch hier kommt vor allem zum Schluss Wasser ins Spiel – ein echter Executive Course. Neben dem Spa mit vielfältigen Anwendungen bietet das Resort 15 eigene Hotelzimmer. Gut die Hälfte ist entlang der Schlussbahnen des Academy Courses, getrennt von einem großen See, angeordnet, die weiteren Zimmer liegen neben der neunten Bahn des Championship Courses. Vom Eingang betrachtet wirken die Zimmer sehr unscheinbar, sie sind in einen Erdwall integriert und erinnern an Unterstände auf Linksplätzen, wie man sie beispielsweise vom The Open-Austragungsort Royal Portrush kennt. Die sehr großzügigen und hellen Zimmer sind jedoch nach vorne mit einer Glasfront versehen, die einen weiten Blick auf die Terrasse des Zimmers und die Golfanlage ermöglicht. Durch die Einbettung in die Erdwälle funktioniert auch die Geräusch-dämmung perfekt, man wähnt sich im Zimmer fast als alleiniger Gast der Anlage. Das Clubhaus, welches neben der Rezeption, dem Pro-Shop und der Gastronomie auch die Büroräume des Management-Teams umfasst, beeindruckt nicht zuletzt durch seine Architektur: Das markante Dach wurde von einer Papier-Falttechnik inspiriert und überzeugt durch seine ebenso klaren wie reizvollen Strukturen als typischer Vertreter klassischen, schnörkellosen dänischen Designs. Beim Betreten des Clubhauses fällt der Blick sofort durch eine große Glasfront auf einen Infinity-Pool, in den das Logo von Great Northern integriert wurde, und den dahinter liegenden Golfplatz. Damit wird direkt zu Beginn ein zentrales Element des Managements von Great Northern deutlich: eine klare und konsistente Markenführung. Erst seit 2021 gibt es im Pro-Shop auch Produkte von Drittherstellern mit dem Resortlogo, vorher war dort nur eine eigene Bekleidungslinie verfügbar. Das Logo des Resorts ist allgegenwärtig, selbst die Sprinklerdeckel auf den Golfplätzen werden durch den stilisierten Vogel geprägt.
Die Philosophie des Resorts basiert auf vier Grundpfeilern: Weltklasse-Golf, nordische Großzügigkeit, internationale Ambitionen und kompromisslose Entspannung. Es geht dem dänischen Resort somit stets um das Gesamterlebnis, nicht um eine Einzelkomponente. All dies wird gepaart mit strikter Markenführung, an der Bar kann man sogar das Great Northern-eigene Bier genießen. Die Frage, warum für dieses Projekt ausgerechnet die kleine Stadt Kerteminde gewählt wurde, beantwortet Richard Schnell Jacobsen, Marketing & Development Manager bei Great Northern, im Gespräch mit dem golfmanager: „Kerteminde ist ein Ort, der Thomas Kristiansen am Herzen liegt. Er ist ein leidenschaftlicher Golfer und wollte eine Umgebung schaffen, die einen natürlichen Treffpunkt für unterhaltsame Golferlebnisse und ein warmes, gegenwärtiges Miteinander bietet. Erinnerungen, die man miteinander teilen kann.“
Der 2017 eröffnete Platz – das Spa kam 2019 dazu – zählt rund 700 Club-Mitglieder, pro Jahr werden aktuell – trotz der Corona-Reisebeschränkungen – etwa 6.000 Gast-runden gespielt. Für den Academy Course bietet Great Northern eine eigene Mitgliedschaft, denn die Vorgabe für den Championship Course liegt bei HCPI 36 und ist daher gerade für Einsteiger sehr anspruchsvoll.
„Golf zählt in Dänemark zu den Top 5-Sportarten“, berichtet Jacobsen. Und das Ziel des Resorts lautet daher, nicht mehr und nicht weniger als das denkwürdigste Golferlebnis des Landes zu bieten. Dies erleben Golfer am besten, wenn sie in einem der 15 Zimmer übernachten und die ausgezeichnete Gastronomie des Resorts genießen. Doch auch Gäste von außerhalb sind herzlich willkommen, denn mit 15 Zimmern und 30 Betten ist die Kapazität limitiert. Dennoch: Gerade für Golfgruppen bietet der Aufenthalt das perfekte Gesamtpaket. Mannschaften und Pro-Trips können die großzügige und in weiten Bereichen überdachte Range nutzen, dort steht auch ein Trackman-Simulator als Indoor-Angebot zur Verfügung. Und auch Familien nutzen gerne das Gesamtangebot: Der golfende Teil der Familie spielt seine Runden, die nicht-golfenden Familienmitglieder können ausgedehnte Spaziergänge rund um die Anlage (es gibt einen rund 7,5 Kilometer langen Spazierweg auf der Anlage) unternehmen oder sich im Spa verwöhnen lassen. Auch die Clubhaus-Terrasse mit ihren gemütlichen Sitzgelegenheiten und Blick auf die 18. Spielbahn lädt zum Verweilen ein. Bei schlechtem Wetter kann man den Drink nach der Runde oder den Digestiv am Abend in der gemütlichen Lounge samt Kaminfeuer genießen. Für Gruppen, Firmen und Events steht zudem, angrenzend an das Restaurant, ein eigener Raum zur Verfügung. Bereits beim Bau der Plätze dachten die Planer an das dänische Wetter – eine dicke Drainageschicht lässt selbst ergiebigen Regen schnell versickern, so dass die Plätze nahezu ganzjährig (außer bei Frost) bespielt werden können. Rund 3.000 Sprinkler, verteilt über 27 Bahnen, sorgen zudem für eine ebenso effi-ziente (das Wasser wird aus den eigens beim Bau angelegten Speicherseen gewonnen) wie gezielte Bewässerung und lassen den Platz, trotz des teils deutlich das Spiel beeinflussenden Winds, stets perfekt aussehen.
Mit klarem Fokus auf Produkt und Marke ist der Preis kein Marketinginstrument des Resorts. Im Gegenteil: Mit einem Greenfee für den Cham-pionship Course von bis zu 1.500 Dänischen Kronen – rund 200 Euro – liegt das Resort im oberen Bereich unter den dänischen Golfanlagen. Dennoch: „Eine Teilnahme an Discount- oder Gutscheinsystemen passt nicht zu unserem Selbstverständnis. Stattdessen setzen wir auf ein eigenes Yield Management mit beispielsweise sehr attraktiven Sundowner-Preisen und nicht zuletzt auf Paket-Angebote für unsere Gäste inklusive Übernachtung und Dinner“, so der Marketing-Manager. Mit der Great Northern Challenge hat das Resort auch die internationale Bühne des Profisports betreten. Sieger der Premiere dieses Turniers 2019 war übrigens Nicolai Højgaard, der Anfang September 2021 die erstmals auf dem künftigen Ryder Cup-Platz von Marco Simone, Rom, ausgetragene DS Automobiles Italian Open gewann. Und wer weiß, vielleicht kehrt Højgaard in der Zukunft im Rahmen eines Ryder Cups nach Great Northern zurück. Denn langfristig ist es das Ziel von Great Northern, sich bei internationalen Golfveranstaltungen zu positionieren, und die Ausrichtung eines European Tour-Events oder sogar eines Ryder Cups in Dänemark ist etwas, das man anstrebt und so eine klare Richtung für die Zukunft vorgegeben hat, wie Jacobsen in einem Interview verrät. Der Grundstein dafür ist gelegt, der innovative und konsequente Betrieb des Resorts in Kombination mit dem für den Golfsport eher ungewöhnlichen Ansatz, das Produkt als Markenartikel zu positionieren, lassen diesen ehrgeizigen Plan absolut realistisch erscheinen.
Autor: Michael Althoff | golfmanager 5/2021
Lesen Sie bei Interesse das