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Golfmanagement im Zeichen der Krise

Ein steiniger Weg – ein Beispiel aus Sizilien

Nur 2,5 Flugstunden von Frankfurt südwärts liegt in der Sonne des Mittelmeers eine wunderbare Insel, mit hervorragenden Golfplätzen, die man gespielt haben muss.

 

So könnte ein Reisebericht beginnen, der sich um die Golfdestination Sizilien dreht. Sizilien? Golfdestination? Ist das nicht die Mafia-Insel, auf der die Autos der Touristen geknackt werden?

 

Ja, all das existiert noch, nur zwischenzeitlich hat sich die Welt weitergedreht. Inzwischen wurden einige Golfplätze gebaut, meist Prestigeprojekte von Investoren, die zum Teil auch – so muss man offen sagen – am Negativ-Image der Insel gescheitert sind. Denn Einzugsgebiete für Mitglieder haben die Anlagen eher nicht. Sie sind auf Touristen ausgelegt. Pìcciolo, Verdura, Donna Fugata, Monasteri – große Namen, jedoch teilweise auch große Probleme.

 

Das Rocco Forte Verdura GolfResort, westlich von Agrigent gelegen, ist durch die Rocco Forte Gruppe stark gemanagt und besticht durch den Links-Charakter des Platzes. Jedoch ist das Resort etwa 1,5 Stunden vom Flughafen Palermo entfernt, was die Erreichbarkeit und auch die Möglichkeiten der Urlaubsgestaltung außerhalb vom reinen Golfurlaub schwer einschränkt. Und – sind wir ehrlich – der sizilianische Verkehr ist für die meisten außeritalienischen Autofahrer im Leihwagen eher gewöhnungsbedürftig.

 

Pìcciolo, 1989 eröffnet, der erste 18-Löcher-Platz der Insel, zu Füßen des mächtigen Ätna gelegen, zehrt von seinem Status als Austragungsort mehrerer Italian Open. Parco Airoldi in Palermo ist der einzige eher klassische Golfclub der Insel und liegt mit seinen 9 Löchern direkt in der Stadt in einem historischen Park.

 

Aber wie sieht es mit den anderen aus? Erst im Jahr 2010 eröffnet, ist Donnafugata bei Ragusa seit 2019 wieder geschlossen. Gerüchten zufolge ist die Anlage zwar inzwischen verkauft, wer aber der neue Eigentümer ist und was er damit vorhat, bleibt ein Rätsel. Klar ist, dass die beiden 18-Löcher-Plätze teilweise durch Stürme verwüstet wurden; und die fehlende Pflege tut ihr Übriges.

 

Le Saie, südlich von Catania am Strand gelegen, wurde nach fünf Jahren Betrieb und einer recht guten sportlichen Entwicklung aus Kostengründen geschlossen. Es herrscht nur eine Grundpflege vor, um das Investment nicht ganz zu „vernichten“. Taormina ging gar nicht erst für die Öffentlichkeit in Betrieb.

Irgendwo dazwischen ist das Schicksal von I Monasteri/Borgo di Luce angesiedelt. Auch diese Anlage ist in Investoren-Eigentum mit ungewisser Zielsetzung von dessen Seite. Aber es glimmt ein helles Licht am Horizont: Vor knapp zwei Jahren hat die norditalienische Mira Hotels das Management des Hotels mit 103 Zimmern und Spa übernommen. Und auch das des Golfplatzes. Vorgefunden wurde auch hier ein Platz, der nur noch rudimentär gepflegt wurde. Dennoch hat man sich vorgenommen, ihn wieder zu dem zu machen, was er sein kann: ein verborgener Edelstein des Golfsports. Dieser Aufgabe stellen sich Clubmanager Lorenzo Golser und Head-Greenkeeper Rosario Tripolone, der auch schon in Deutschland als Head-Greenkeeper tätig war. Beide stellen sich der Herausforderung, den Standard der Anlage wieder auf das Niveau zu heben, das zu einem 5-Sterne-Golf-Resort gehört und beide haben sich für kleine Schritte entschlossen, um das Spielniveau wieder zu heben und die Organisation dabei mitzuführen.

 

Lorenzo Golser kommt aus dem Trento und hat bereits mehrere Clubs geleitet. Er hat I Monasteri nun zwei Jahre unter seinen Fittichen und zeichnet parallel als Golf-Manager für die gesamten Mira-gemanagten Anlagen verantwortlich. Wir waren neugierig, mit welchen Strategien die Herausforderungen auf der Sonneninsel gelöst wurden.

 

Lorenzo, als Du vor zwei Jahren nach I Monasteri kamst: Was hast Du vorgefunden?

 

! Ich kannte die Golfanlage I Monasteri seit mehreren Jahren und war vom Design des Platzes immer angetan. Als ich ankam, fand ich eine sehr schwierige Situation vor, was die Lage des Platzes und auch die Sorgen der Mitglieder anbelangt – nicht zuletzt durch Corona noch verschlimmert.

 

Wie und mit welchem Plan bist Du die Sache angegangen und welche Rolle spielt das Greenkeeping dabei?

 

! Wir sind mit dem Plan angetreten, den Bereich und die Organisation des Clubs sowohl auf der sportlichen als auch auf der Resort-Seite vollständig zu übernehmen. Wir wollten von Anfang an zeigen, dass der Golfplatz im Zentrum der Verwaltung des Resorts steht und nicht etwas Zweitrangiges ist. Das Greenkeeping spielt dabei eine Schlüsselrolle – wir haben mit einem neuen Head-Greenkeeper begonnen und haben außerdem einen Pflege-Berater und einen technischen Direktor hinzugezogen.

 

Was waren die größten Anfangsschwierigkeiten und welche sind es jetzt noch?

 

! Die größte Schwierigkeit am Anfang war, dass fast nichts funktionierte, d.h. die Greenkeeping-Maschinen gingen immer wieder kaputt, es gab Ärger mit dem Bewässerungssystem, ganz zu schweigen von den strukturellen Problemen der Anlage. Es hatte den Anschein, dass in den zehn Jahren, in denen das Resort und der Golfplatz existierten, nie die notwendige Wartung an den Maschinen, den Einrichtungen und der Struktur selbst durchgeführt worden war. Der Golfplatz selbst war in den letzten Jahren völlig vernachlässigt worden, was einige wichtige Maßnahmen wie das Aerifizieren der Grüns betraf. Ein beeindruckendes Arbeitspensum, bei dem wir Prioritäten setzen mussten. Was den Golfplatz anbelangt, so waren die Prioritäten: Zuerst die Grüns, dann die Abschläge, Bunker, Fairways und schließlich das Rough. Wir haben dann versucht, unseren Platz besser bespielbar zu machen, indem wir die Spielbahnen außerhalb des Fairways, also die Roughs erweitert haben. Gleichzeitig begannen wir langsam, uns mit neuen, effizienten Maschinen für die Pflege der Grüns auszustatten.

Im zweiten Jahr begannen wir mit der Reparatur der Bewässerungsanlage, die in den Sommermonaten so wichtig ist. Das Glück ist, dass wir genügend Wasser zur Verfügung haben.

 

Jetzt geht es allmählich aufwärts, obwohl wir noch viel Arbeit vor uns haben. Nachdem wir die „grobe“ Arbeit erledigt haben, widmen wir uns nun mehr und mehr den Details, um jeden Teil unseres Resort-Platzes auf ein immer höheres Niveau zu bringen.

 

Wie soll der Platz ausgerichtet werden? Rein touristisch oder vermehrt auch wieder für internationale Turniere?

(Anm. d. Red.: Zuletzt fand die Italian Girls Championship Anfang 2022 auf dem Platz statt)

 

! Der Platz ist eindeutig auf den Tourismus ausgerichtet; wir haben aber auch unsere Mitglieder im Blick. Wir waren Gastgeber einiger wichtiger Veranstaltungen, unter anderem sind die Jugend-Nationalmannschaften der italienischen Amateure bei uns zu Gast, wobei wir immer versuchen, die richtigen Zeiträume zwischen Tourismus, sportlichen Aktivitäten und Wettkämpfen zu wählen.

 

Warum sollte man als Gast nach I Monasteri kommen?

 

! Ein Gast muss zu uns in das I Monasteri kommen, weil er hier das wahre Sizilien und die italienische Gastfreundschaft einatmen kann. Die gesamte Anlage ist ein einzigartiges Schmuckstück und der Golfplatz ist nicht nur technisch und landschaftlich sehr schön, sondern liegt auch inmitten von Orangen-, Mandel- und Kaktusfeigenbäumen. Darüber hinaus liegen wir in der Mitte von mehreren Unesco-Weltkulturerbe-Stätten, wie Syrakus, Noto, die Hauptstadt des Barock, und der Nekropole von Pantalica.

Welche Deiner früheren Erfahrungen war die Wertvollste für die Aufgabe in I Monasteri?

 

! Die für mich nützlichste frühere Erfahrung war das organisatorische Wissen, das mir sehr geholfen hat.

 

Was hast Du in der Zeit auf Sizilien Neues gelernt?

 

! Ich habe viel Neues gelernt, von neuen Buchungssystemen für Abschlagszeiten bis hin zu Budget-Erstellungen, Teamarbeit, Bewässerungssystemen und vieles andere.

 

Welche Erfahrungen wirst Du in Deine neue, übergeordnete Aufgabe für die Mira Hotels einbringen?

 

! Ich hoffe, dass ich in meiner neuen Rolle noch viel Input geben kann, denn es gibt noch viele Dinge zu tun: Eines nach dem anderen, eigentlich „vier nach dem anderen“ (lacht).

 

Eine Frage zur „Work-Life-Balance“ – wie schaffst Du es bei all den Aufgaben auch Zeit für ein Privatleben zu haben.

 

! Nun, die Zeit im I Monasteri ließ mir praktisch keine freie Zeit. Das bisschen Zeit, das ich hatte, habe ich genutzt, um ein wenig durch Sizilien zu reisen. Jetzt läuft es etwas besser, ich bin öfter zu Hause, sehe meine Eltern häufiger und verbringe Zeit mit meiner Partnerin Barbara, unserem Hund Blue und unserer Katze Tequila. In meiner Freizeit gehe ich gerne mit Barbara und Blue in die Berge und im Trentino haben wir ja das Glück, dass es viele Berge gibt.

 

Lorenzo, herzlichen Dank für Deine Ausführungen und weiterhin viel Erfolg bei dem langfristigen Projekt I Monasteri.

 

Das Gespräch führte unsere Autorin Eva Zitzler (golfmanager 4/2022).

 

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