Nachgefragt: Frauen im Golfsport beim GMVD
In Ausgabe 2/24 hat der golfmanager einen ersten Überblick über Frauen im Golfsport veröffentlicht und angekündigt, in den folgenden Ausgaben die Einbindung von Frauen in Management und Betrieb sowie der Verbandsarbeit näher zu beleuchten. Aufgrund der langjährigen Partnerschaft zwischen dem Golf Management Verband Deutschland GMVD und dem Koellen Druck+Verlag lag es nahe, zuerst die aktuelle Situation und geplante Entwicklung von Damen im Golfanlagen-Management zu betrachten. Dazu hat der GMVD dem golfmanager freundlicherweise zahlreiche Daten und Einschätzungen zur Verfügung gestellt.
Blick auf die Mitgliederstruktur
Mit einem Anteil von 27,6 % liegen die weiblichen Mitglieder (Einzelmitgliedschaften (PLUS), Club- und Betreiber-Zusatzpersonen (PLUS) sowie Sekretärinnen – jedoch ohne wirtschaftliche Partnerschaften) des Verbands leicht unter dem Vergleichswert bei den Golferinnen und Golfern. Knapp 80 % der weiblichen GMVD-Mitglieder sind im operativen Geschäft tätig, sowohl in Führungspositionen als auch in sonstigen Aufgabengebieten. Betrachtet man die Quoten weiblicher Mitarbeitender und Führungskräfte innerhalb der insgesamt sechs GMVD-Regionalkreise, zeigt sich ein Nordwest- zu Südost-Gefälle. Den höchsten Anteil an weiblichen Regionalkreis-Mitgliedern weist die Region Ost mit 37,14 % aus, in absoluten Zahlen sind Frauen im Regionalkreis West (37 Frauen) am stärksten vertreten. Am niedrigsten fällt der Anteil weiblicher Regionalkreis-Mitglieder in Südost (22,15 %) und Südwest (21,70 %) aus – gerade im Süden Deutschlands besteht damit noch erhebliches Potenzial. Dennoch: Insgesamt geht der GMVD von einem Anteil weiblicher Mitarbeiter im Anlagenmanagement – Führungskräfte und weitere Mitarbeiter gesamt – um 30 % aus, damit ist die Mitgliederstruktur des Managementverbands durchaus repräsentativ. Folgerichtig legt man für die Zukunft Wert darauf, den Anteil weiblicher Mitglieder von rund 30 % mindestens zu stabilisieren und nach Möglichkeit weiter auszubauen.
Entspannter Umgang im Vorstand
Geringer fällt aktuell der Frauenanteil im Bundesvorstand des Verbands aus. „Es geht uns nicht um Frau oder Mann im GMVD-Vorstand, sondern um die bestmögliche Besetzung für die mögliche Vorstandsposition“, erläutert Geschäftsführer Andreas Dorsch gegenüber dem golfmanager. Ob der Vorstand dann aus fünf Damen, fünf Herren oder einer gemischten Gruppe bestünde, sei daher kein Benchmark und letztlich über die Wahlen auch Entscheidung der Verbandsmitglieder.
Potenzial, um Fachkräftemangel entgegenzuwirken
Allerdings sieht man beim GMVD noch deutliches Potenzial bei Berufsbild und Arbeitsbedingungen, um in Zukunft mehr Frauen für den Anlagenbetrieb und das Golfmanagement zu gewinnen. An erster Stelle wird hier auf familienverträgliche Arbeitszeiten verwiesen – denn gerade im Anlagenbetrieb ist Wochenendarbeit nicht nur eher die Regel als die Ausnahme, sondern Samstag, Sonntag und Feiertage sind bei Golfern und Turnierorganisatoren die am stärksten nachgefragten Zeiten. Zudem geht man in der Geschäftsstelle davon aus, dass gleiche Entlohnung für männliche wie weibliche Mitarbeitende stärker durchgesetzt werden müsse. Dabei betont der GMVD unter Berufung auf ausgewählte Mitglieder, dass es im deutschsprachigen Raum kein „Gender-Gap“ bei der Bezahlung im Golfmanagement gäbe. Allerdings werde vielfach berichtet, dass das meist etwas zurückhaltendere und teils introvertierte Auftreten vieler weiblicher Mitarbeitenden in Konsequenz zu einer niedrigeren Gehaltseinstufung führe. Vergleicht man dann die tatsächliche Leistung am Arbeitsplatz mit der gewährten Vergütung, kommen Frauen hier oft auf eine geringere Bezahlung als ihre männlichen Kollegen bei identischer Verantwortung und Performance. Man darf sicherlich gespannt sein, ob der GMVD künftig Weiterbildungen zum Thema „Gehaltsverhandlungen“ anbieten wird, damit Frauen eine eher an ihrer tatsächlichen Leistung denn an ihrer Gehaltsverhandlungsstrategie ausgerichtete Vergütung erhalten. Weitere Bausteine: der konkrete Zuschnitt der Arbeitsplätze und ihre Aufteilung sowie ein größeres Angebot an Fort- und Weiterbildungen – eine Domäne des Berufsverbands. Aber auch unterschiedliche Lebensphasen sollten nach Einschätzung der Management-Profis beim GMVD stärker bei der Gestaltung der Arbeitswelt berücksichtigt werden. Dazu zählt man insbesondere ein an den individuellen Lebensphasen ausgerichtetes, flexibles Eingehen auf Bedürfnisse der Mitarbeiter, aber auch die angesichts anhaltender Diskussionen um Rentensicherheit und -niveau zunehmend wichtiger werdende Altersvorsorge spielt eine wesentliche Rolle, ebenso der Ausbau weiterer Benefits in Verbindung mit dem Beruf. Diese Herausforderungen gelte es zudem, in das Berufsbild und den Arbeitsalltag zu integrieren, so der Verband.
Schon heute bietet der GMVD zur Förderung weiblicher Führungskräfte auf Golfanlagen spezielle Programme. Dazu zählen die Workshops für Clubmitarbeitende mit Marion Ahrens ebenso wie der GMVD-Stellenmarkt und die persönliche Stellenvermittlung für weibliche Managerinnen und Geschäftsführerinnen durch die Geschäftsstelle.
Autor: Michael Althoff | golfmanager 3/2024