No Show – No Business
Kontrolle der Kapazitätsauslastung
Der folgende Bericht ist keine Fiktion, sondern gelebte Geschichte. In einer Zeit, in der Fakten durch fiktive Annahmen teils überdeckt werden, ist es einer Erwähnung wert.
Es begab sich zu der Zeit, da Steve Jobs seinen Ingenieuren noch gehörig Druck gemacht hatte, da das erste iPhone noch nicht die Welt erobert hatte. Aber es war kurz davor …
Damals war ich Geschäftsführer einer GmbH, die eine Golfanlage in Oberbayern am Starnberger See betrieb. Trotz der Golfplatzdichte in dieser Region war diese Golfanlage sehr stark frequentiert. Mag auch am guten Management gelegen haben, soll heißen, selbstverständlich gab es Startzeiten, was damals in Golf-Deutschland beileibe kein Standard war.
Wegen der täglich starken Frequentierung der Golfanlage von Montag bis Sonntag, von 07:30 – ca. 16:30 Uhr, gab es Startzeiten von 07:00 – 18:00 Uhr. Mitglieder konnten einige Tage im Voraus buchen, jedoch lediglich jede zweite Startzeit. Die Startzeiten dazwischen konnten nur an physisch anwesende Golfer vergeben werden, da die Erfahrung gezeigt hatte, dass ohne diese Regelung die Golfanlage auf acht Tage im Voraus komplett gebucht wäre, und es für spontane, witterungsbedingte Golfbedürfnisse kein Angebot gegeben hätte.
Die Option ,No Shows‘ (also Golfer, die eine Startzeit buchen, jedoch nicht erscheinen, ob selbst oder gefälschte Buchungen, um statt zu viert, zu zweit spielen zu können) zu generieren, wurde dadurch im Vorfeld, zumindest zu jeder zweiten Startzeit, auf 0 % minimiert.
Trotz alledem war ein Marshalling an der ,1‘ unverzichtbar und es bestanden weiterhin tägliche Kapazitätsengpässe in der Zeit zwischen 11:00 – 14:00 Uhr. Um diesem Umstand Rechnung zu tragen, hatte ich mir damals Gedanken gemacht. Da wir ohnehin bereits Abfragen nach 18- oder 9-Löcher-Runden bei Startzeitreservierung bei den Golfern getätigt hatten, war theoretisch alles getan. Also kam nun die Praxis: Eine Lichtschranke an der ,11‘ führte zu dem Ergebnis, dass von den 100 % gebuchten 18-Löcher-Runden lediglich 60 % den Abschlag an der ,11‘ passiert hatten. Somit ergab sich eine weitere 40 %-Kapazität für die zweiten 9 Löcher. Auch das lässt sich stabil nur mit einem Marshalling für die zweiten 9 Löcher darstellen.
Neben dem damals, in Ermangelung von Smartphones und fortgeschrittener Digitalisierung der Online-Startzeiten-Buchungsmöglichkeiten für Golfer, erheblichen Anrufaufkommen an der Rezeption, war eine physische Kontrolle unerlässlich, um einen geordneten Spielbetrieb vor dem Hintergrund der sehr starken Frequentierung der Golfanlage gerecht zu werden. Dieser Aufwand konnte nur durch einen überdurchschnittlichen Jahresbeitrag in Korrelation mit geschulten und serviceorientierten Mitarbeitern dargestellt werden.
Ermittlung möglicher Golfrunden | Branchendurchschnitt | Einheit |
Dauer einer 18 Löcher Golfrunde | 4 | Stunden |
Tageslänge | 7 | Stunden |
Tageskapazität (7 h* 6 St/h * 4 pax ) | 168 | Runden |
Anzahl der Spieltage | 240 | Tage |
Saisonkapazität | 40.320 | Golfrunden |
Mitglieder-Golfrunden (800 Mitglieder) | ||
Golf-Runden je Mitglied p.a. 22,5 | 18.000 | Golfrunden |
Greenfee Runden (16 am Tag) | 3.840 | Golfrunden |
Anzahl gespielter Golfrunden | 21.840 | Golfrunden |
Golfanlagenauslastung | 54 | Prozent |
ungenutzte Kapazität Golf-Runden | 18.480 | Golfrunden |
Tab. 1: Beispielhafte Darstellung zur Ermittlung der Kapazität
Die mögliche Kapazität an Golfrunden auf einer Golfanlage hängt von der Anzahl der Golflöcher, der Region mit einhergehender Witterung und dem Management des Spielbetriebs, also auch der Anzahl der Turniere ab. Theoretisch können, je nach Region, bis zu 44.000 Runden auf einer 18-Löcher-Golfanlage gespielt werden – ein Beispiel zur Ermittlung der Kapazität ist in Tabelle 1 dargestellt.
Zugegeben die euphemistische Annahme, dass eine 18-Löcher-Runde im Schnitt vier Stunden dauert, etwas keck, lässt sich jedoch gut rechnen. Ermitteln Sie selbst, wie die Kapazitätsauslastung Ihrer Golfanlage ist und wo Sie Kapazitäten schaffen können, um das Angebot Ihrer Golfanlage so serviceorientiert wie möglich zu gestalten. Und nicht vergessen: 70 % der registrierten Golfer spielen keine Turniere! Auch das ist keine Fiktion.
Quelle: eigenes Erleben
Autor: Adriaan A. Straten | golfmanager 2/25