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Im Gespräch mit dem Präsidenten der PGA of America, Don Rea Jr.

PGA of America Golf Professionals – das Epizentrum der Kundenerfahrung

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Im November 2024 wurde PGA Master Professional Don Rea Jr. – Eigentümer/Betreiber der öffentlichen Anlage Augusta Ranch Golf Club in Mesa, Arizona – zum 44. Präsidenten der PGA of America gewählt. Er ist seit 22 Jahren Mitglied, wurde 2020 zum Sekretär und 2022 zum Vizepräsidenten gewählt. Mit seiner Wahl zum Präsidenten hat er den Höhepunkt seiner mehr als 22-jährigen Amtszeit in der weltweit führenden PGA-Organisation erreicht. Von 2016 bis 2019 gehörte er dem nationalen Vorstand der PGA of America an. Von 2013 bis 2014 wurde er zum Präsidenten der Southwest PGA Section gewählt und war Mitglied des Vorstands der Southwest PGA Section, der National Golf Course Owners Association (NGCOA) und der Arizona Tourism Alliance. Neben vielen anderen Aktivitäten in der Golfbranche ist Rea derzeit im Vorstand der Arizona Lodging & Tourism Association tätig, um die Golf- und Gastgewerbebranche zu fördern – aber auch, um die Öffentlichkeit und die Gesetzgeber in Arizona über den Wasserverbrauch in der Golfbranche aufzuklären.

Er wurde 2012 mit dem Bill Strausbaugh Award der Southwest PGA Section und 2011 mit der President‘s Plaque der Section ausgezeichnet. Die PGA Merchandising Show 2025 im Januar war seine erste Veranstaltung als Präsident und der erfolgreiche Unternehmer bleibt nicht nur für seine Kollegen von der PGA of America Golf Professionals, sondern auch für andere Teile der Branche sichtbar und zugänglich. Gemeinsam mit Jay Karen, CEO der NGCOA, hat er an zahlreichen Online-Sitzungen teilgenommen, in denen neue Trends und Technologien für die Golfindustrie diskutiert wurden. In einem exklusiven Interview mit dem golfmanager skizziert Rea seine Vision der Branche und die zukünftige Rolle der PGA of America Golf Professionals in den USA und der Welt.

? Was war Ihre Motivation, Präsident der PGA of America zu werden?
! Ich bin ein PGA of America Golf Professional der zweiten Karriere. Der Verband hat immer einen besonderen Platz in meinem Herzen gehabt, weil er mir die Möglichkeit bot, meiner Leidenschaft nachzugehen. Als Besitzer und Betreiber des Augusta Ranch Golf Clubs, einem kleinen, öffentlichen Par 61-Golfplatz, hatte ich das Gefühl, dass meine Stimme in der Branche nicht gehört würde. Also musste ich mich engagieren und so wurde ich Mitglied in Ausschüssen und schließlich im Vorstand der Southwest PGA Section, einer von 41 Sektionen in unserem Land. Mein Anliegen war damals ein Rabattprogramm, ein Golfpass mit einer Vergünstigung, die ich für ein wenig zu hoch hielt. Ich erfuhr, dass ich dem Ausschuss beitreten musste, wenn ich es ändern wollte – und wir passten es an. Das hat mich gelehrt, dass man sich aktiv einbringen muss und zeigte mir zudem, dass ich meinen Golfkollegen in allen Bereichen der Branche helfen kann. Ich verlor einige Wahlen, kandidierte aber im nächsten Jahr erneut. Schließlich wurde ich Sekretär, dann Vizepräsident und letztlich Präsident der Sektion Südwest.
 

? Wie verlief Ihr Weg von Arizona und Nevada zu den PGA of America-Institutionen?
! Es hat mir Spaß gemacht, auf Sektionsebene zu arbeiten, und ich wurde ermutigt, für den nationalen Vorstand der PGA of America zu kandidieren. Nach drei Jahren im Vorstand kandidierte ich für das Amt des Verbands-Sekretärs. Wenn man zum Sekretär gewählt wird, macht man das zwei Jahre lang und wenn alles gut läuft, wird man zwei Jahre später Vizepräsident und nach weiteren vier Jahren Präsident. Aber meine Ambitionen haben sich seit dem ersten Tag nicht geändert. Unsere Aufgabe ist es, für die Mitglieder da zu sein und das Spiel zu fördern. Wir sind mehr als 30.000 Mitglieder und die Arbeit macht mir sehr viel Freude.


? Wie würden Sie die Bedeutung eines PGA of America Golf Professionals für das Spiel beschreiben?
! Die PGA of America Golf Professionals repräsentieren die direkte Verbindung zum Spiel. Wir sind diejenigen, die täglich mit Freizeitgolfern sprechen. Wir helfen dabei, die Liebe zum Golf zu fördern. Eine Anlage lebt von der Kundentreue  und es sind die PGA of America Golf Professionals, die diese Beziehungen aufbauen und pflegen. 


? PGA-Professionals in den USA sind nicht nur Golflehrer, sondern auch Eigentümer, Betreiber und mehr. Wie sehen Sie ihre Rolle in im Vergleich zu anderen, wie zum Beispiel den Verband der Clubmanager?
! Ich glaube, dass ein PGA of America Golf Professional die Branche besser versteht als jeder andere. Wir verstehen die Menschen, und das Geschäft wird immer von den Menschen betrieben – gleich, ob öffentliche oder private Anlage. Vielen PGA Professionals wurde gesagt, sie sollten Geschäftsführer werden, um mehr Geld zu verdienen. Und das ist immer noch ein guter Rat, denn zum ersten Mal überhaupt liegt das Durchschnittsgehalt unserer Mitglieder bei über 100.000 Dollar im Jahr. Aber das hat sie aus dem Coaching herausgeholt, Berichterstattung und Statistik gehören nunmehr zu weiteren wichtigen Aufgaben. Ein Coach zu sein, kann auch bedeuten, das Personal und andere Abteilungsleiter zu coachen. Golfprofis sollten General Manager sein und Leute für Dinge einstellen, die sie nicht gut können. Aber als Pros sind wir wirklich gut im Beziehungsmanagement. Ich ermutige alle unsere Mitglieder, aus ihren Büros und hinter dem Schreibtisch herauszukommen und sich wieder dem Kern des Geschäfts zuzuwenden, nämlich dem Aufbau von Beziehungen zu unseren Mitgliedern, Studenten und alltäglichen Golfspielern. 


? Wie sieht die Zukunft der Lehre für Sie aus?
! Ich glaube, dass die Zukunft der PGA of America darin liegt, in Gruppen zu unterrichten und sie auf den Golfplatz zu bringen. Wir konzentrieren uns zu sehr darauf, Schwünge zu korrigieren, anstatt das Spiel unserer Kunden zu verbessern. Ich kann ihr Spiel nicht verbessern, wenn ich sie nicht spielen sehe. Wir sollten mit Mitgliedern und Schülern Golfen. Pros können ihre Arbeit erfolgreich erledigen, indem sie auf der Anlage präsent sind und spielen – das ist die Zukunft unseres Geschäfts. 


? Sind die Profis von heute zu sehr auf datenbasiertes Coaching fokussiert?
! Daten sind wichtig für den Schwungunterricht, aber ich glaube, wir sollten das Spiel unserer Schüler verbessern. Ich liebe es, mit Schülern und Golfern auf dem Platz zu sprechen, das gibt so viele Einblicke, auch über mein Geschäft. Spieler- und Geschäftsentwicklung sind eng miteinander verknüpft. 


? Sollte ein Profi auf selbstständiger Basis arbeiten oder angestellt sein?
! Einige unserer Golfprofis lieben es, unabhängige Vertragspartner zu sein. Ich persönlich möchte nicht, dass alle Golfprofis das sind. Sie wären dann der Gnade ihrer General Manager ausgeliefert, die ihnen erlauben, an ‚ihrem‘ Standort zu unterrichten. Einige General Manager kommen aus dem Gastronomiebereich oder sind Superintendent. Verstehen diese den Wert eines Golfprofis? Ob als Angestellter oder als unabhängiger Auftragnehmer: Ein PGA-Golfprofessional ist niemals bloß ein Kostenfaktor. Ihr Return on Investment macht sie eher zu einem Teil des Leistungseinsatzes für verkaufte Waren und Dienstleistungen. Wenn Sie in ein PGA of America-Mitglied investieren, investieren Sie in Ihr Unternehmen und Ihre Mitglieder/Kunden.

? Die PGM-Universitäten sind ein einzigartiger Weg, um Golfprofis auszubilden. Wie viele Studenten haben Sie und wie viele bleiben nach ihrem Studium in der Branche?
! Anfang März dieses Jahres zählten wir fast 25.000 Mitglieder der PGA of America sowie mehr als 7.500 assoziierte Mitglieder und 1.623 Studenten. Der Besuch einer Universität ist eine von mehreren Möglichkeiten, Mitglied der PGA of America zu werden. An unseren 17 PGA Golf Management (PGM) Universitäten können Studenten einen Hochschulabschluss erwerben und gleichzeitig Mitglied der PGA of America werden. Ein weiterer Weg ist die Teilnahme am PGM Associate Program. Im ersten Jahr, dem Freshman Year, verlassen sie das College – ganz ähnlich wie bei unserem Associate Program. Derzeit verlieren wir etwa 50 % der Teilnehmer auf ihrem Weg zur Mitgliedschaft und konzentrieren uns darauf, warum sie plötzlich das Interesse verlieren. Wir müssen ihre Motivation, unserem Programm beizutreten, berücksichtigen: Tun sie es, weil sie es nicht zur Tour geschafft haben? Ist es, weil sie Menschen lieben? Aber wenn sie erst einmal die zweite Stufe des Programms erreicht haben, werden mehr als 80 % Mitglieder. Ich schicke jedem Mitglied an seinem ersten Jahrestag eine E-Mail. Es ist erstaunlich zu sehen, wie begeistert sie von ihrem Beruf sind und was sie schon alles erreicht haben.


? Wie wollen Sie die Zahl der Studenten und Mitarbeiter erhöhen, die dem Spiel erhalten bleiben?
! Es ist wichtig, dass die Leute den Job wirklich verstehen. Was die Work-Life-Balance angeht, so müssen wir sie frühzeitig darüber informieren, dass es Zeiten gibt, in denen man viel, aber auch solche, in denen man nicht so viele Stunden arbeitet. Stellen Sie sich vor, wie viele Leben Sie beeinflussen, wieviel positive Rückmeldungen Sie von Kindern und Erwachsenen erhalten. Das ist der Grund, warum wir es tun und was die Branche so großartig macht! 


? Jüngsten NGF-Statistiken zufolge ist Golf abseits des Platzes das am schnellsten wachsende Segment in den USA. Welche Herausforderungen ergeben sich daraus für Golfprofis?
! Als Topgolf auf den Markt kam, dachten viele Pros nicht, dass es sich um Golf handelt, oder dass es neue Golfer anlocken würde. Heute wissen wir, dass es unserem Spiel neue Leute zuführt. Golf außerhalb des Platzes über Range-Systeme – in der Nähe zu einem Golfplatz – ist der neue Weg. Toptracer war ein Wendepunkt. Ich habe 21 Abschlag-Bays auf meinem Platz und es hat einen neuen Golfer-Typ als Kunden aufgebracht. Unser Platz ist nicht besonders lang, aber die Grüns sind fantastisch. Vor Toptracer schaffte meine Range etwa 100.000 Dollar pro Jahr an Einnahmen. Im ersten Jahr mit Toptracer stiegen sie auf 450.000 Dollar, im zweiten Jahr waren es gar 750.000 Dollar. 2024 wurden auf meiner Driving-Range 4,4 Millionen Bälle geschlagen. Oft sind es Familien, die unseren Sport ausprobieren wollen. Am Anfang sieht man sie nicht auf dem Platz, sondern nur auf der Range. Das ist ein riesiger Trichter für unser Geschäft. Unsere Aufgabe ist es, sie von der Range auf den Platz zu bringen – nicht direkt, aber vielleicht über eine Putting-, eine Drei-Bahnen-Liga oder Nachtgolf. So werden sie zu Golfspielern. 


? Wie wichtig sind Daten für Ihr Unternehmen?
! Daten sind sehr wichtig und wir müssen mehr davon erfassen. Sowohl Management-Gesellschaften als auch Eigentümer wollen Berichte sehen, die den Erfolg messen. Wir fördern dies in der PGA of America durch unsere PGA Revenue Scorecard.


? Und wie sieht es mit Daten über das Spiel eines Schülers aus?
! Die Daten helfen uns, mehr und bessere Informationen über unsere Schüler zu erhalten – sei es über neue Ausrüstung, die sie gekauft haben, über Mitspieler oder über Plätze, die sie gespielt haben. Zu sehen, wie oft sie Toptracer bei Augusta Ranch benutzen, ist eine wertvolle Information: Diese Spieler generieren zusätzliche Einnahmen durch den Verkauf von Speisen und Getränken. Ich gebe nicht nur Unterricht, sondern baue Beziehungen auf, die zu Loyalität und Umsatz führen. Alle Daten sind damit verbunden.


? Hören Golfer auf oder reduzieren die Intensität des Golfunterrichts, sobald sie in den USA ein offizielles Handicap erhalten?
! Ich hoffe, das ist nicht der Fall. Wir haben jetzt über 28 Millionen Golfer in Amerika, etwa 3,5 Millionen davon haben ein Handicap. Für mich zeigt ein besseres Handicap den Golfern ihre Entwicklung auf. Als PGA of America Golf Professional muss ich mich fragen: Verkaufe ich Zeit oder Ergebnisse? Wir sollten wieder dazu übergehen, Ergebnisse zu verkaufen. Warum sollte ich einem Schüler mit einem Handicap von 25 nicht versprechen, dass ich ihn oder sie in den nächsten drei Monaten auf 15 herunterbringe, wenn sie sich für mein Programm anmelden? Und wenn sie es nicht schaffen, werde ich sie kostenlos unterrichten, bis sie das Ziel erreicht haben. Als Golfprofi sollten wir in der Lage sein, fünf Schläge pro Runde einzusparen, indem wir das kurze Spiel und die Platzstrategie eines Golfers optimieren. Auch hier sollten wir wieder dazu übergehen, Ergebnisse statt Zeit zu verkaufen und nicht nur Schwünge zu verbessern.

? Wie ist der aktuelle Stand der Diskussion bzgl. Rollback?
! Golf macht Spaß – es ist eine tolle Möglichkeit, Zeit mit unserer Familie und unseren Freunden zu verbringen. Was die Freizeitgestaltung angeht, so möchte niemand den Ball kürzer schlagen. Aus Gesprächen mit unseren Professionals wissen wir, dass ein Rollback den Spaß für unsere Kunden verringern würde. Das Spiel weniger unterhaltsam, schwieriger und teurer zu machen, ist nicht der Weg, den wir uns für das Spiel wünschen. Wir sehen uns gezwungen, der USGA mitzuteilen, dass wir nach wie vor gegen das Rollback sind. 

? Wie zufrieden sind Sie mit der bisherigen Entwicklung von PGA Frisco?
! Es ist einfach großartig. Auf 660 Acres (Anm. d. Red.: 1 Acre entspricht rd. 0,4 ha) haben wir zwei wunderschöne 18-Löcher-Golfplätze, einen beleuchteten 10-Bahnen-Kurzplatz und ein zwei Acres großes Putting-Green, umgeben von Geschäften und Restaurants. Es ist toll, die Kinder am Freitagabend auf dem Grün herumrennen zu sehen. Wir haben eine große Open Air-Leinwand, auf der wir Freitag- und Samstagabend Filme zeigen. Aber wir haben hier auch die Heimat der PGA of America. Im ersten Stock ist unser gesamtes Bildungspersonal untergebracht. Jedes künftige Mitglied der PGA of America muss für seine Abschlussseminare in unser Hauptquartier kommen. Im zweiten und dritten Stock befinden sich unsere Verwaltungsbüros. Und im vierten Stock befindet sich der Sitzungssaal. All unsere Vorstandssitzungen finden dort statt. 


Wir hatten in Frisco bereits die Senior PGA Championship 2023, die KPMG Women‘s PGA Championship wird diesen Juni folgen und die PGA Championship 2027. Das sind alles großartige Möglichkeiten, alle in unser Haus zu holen. Und wenn man jemanden zu sich nach Hause holt, lernt man ihn auch ein bisschen besser kennen. Wir bringen die Welt in unser Haus, damit sie versteht, wer wir sind und vor allem, warum wir das tun. Wir sind nicht die PGA Tour: Wir sind die PGA of America mit mehr als 30.000 Männern und Frauen, die dieses Spiel lieben.


Vielen Dank für diese Einblicke und alles Gute für Ihre weitere Präsidentschaft. 


Das Gespräch führte unser Autor Michael Althoff | golfmanager 5/25
 

 

  • Die englische Version des Interviews finden Sie HIER


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