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Erste Golfanlage Deutschlands mit Flutlicht

Für Golf die Nacht zum Tag gemacht

Golf in Deutschland gilt gemeinhin nicht gerade als El Dorado für Innovationen. Vielfach wird der Wettbewerb zwischen Golfanlagen durch den Preis und Rabattsysteme bestimmt. Um so erfreulicher ist es daher, wenn Anlagen auf neue Ideen setzen, die sowohl Mitgliedern, als auch Gastspielern zu Gute kommen. Und so markierte der 23. Oktober 2020 einen Meilenstein in der deutschen Golfszene: Auf der 9-Löcher-Anlage des Golfclubs Residenz Rothenbach wurde durch den Landrat des Kreises Heinsberg, Stephan Pusch, im nordrhein-westfälischen Wassenberg die erste Flutlicht-Beleuchtung eines deutschen Golfplatzes eingeweiht. Diese Neuerung ist das erste sichtbare Zeichen einer weiteren Veränderung im Club: Offiziell zum 01. Januar 2021 hat der Heinsberger Unternehmer Eduard Müllenbruch gemeinsam mit seiner Tochter Miriam über ihr Unternehmen Rothenbach Golfbetreiber GmbH den Betrieb der Golfanlage übernommen – und die Flutlicht-Anlage war die erste Investition in die Zukunft des Clubs.

 

Wechselvolle Geschichte

Rund um Wassenberg konkurrieren gleich mehrere Golfanlagen um die Gunst der Golfer: Insgesamt 13 weitere Anlagen, auch in den Niederlanden (das bekannte Einkaufszentrum Roermond Outlet liegt nur rund 15 Kilometer entfernt), stehen für Golfer zur Wahl. 1974 wurde am heutigen Standort zunächst der Birgelener Golfclub für Angehörige der britischen Armee in der Mercury Kaserne gegründet. 1998 folgte die Gründung des Golfclubs Residenz Rothenbach e.V. Das gesamte Gelände wurde im Rahmen des britischen Truppenabzugs von einer holländischen Investorenfamilie erworben. „Diese haben das gesamte Gebiet dann in ein Baugebiet und die Golfanlage aufgeteilt – und mit fortschreitendem Verkauf der Baugrundstücke sank das Interesse der Eigentümer an der Golfanlage“, berichtet Müllenbruch im Gespräch mit dem golfmanager. Auch die Entwicklung des Golfclubs stagnierte. „In 2019 kam der Club auf rund 230 Mitglieder“, berichtet der neue Clubmanager Sascha Kreuzberg, der mit dem Übergang auf den neuen Betreiber die operative Führung übernommen hat. Und so stand Müllenbruch – selbst begeisterter Golfer und Mitglied in Rothenbach – vor der Entscheidung, den Club seinem Schicksal zu überlassen oder sich aktiv einzubringen. Der Unternehmer, der zunächst als Wohnmobilhändler erfolgreich war, ist seit mehr als 20 Jahren mit seiner RMV Reise-Mobil-Versicherung der führende Versicherungsanbieter im Wohnmobilsegment. Mit seinen mehr als 20 Mitarbeitern wickelt das Team – neben dem gesamten Online-Geschäft – in Spitzenzeiten mehr als 1.400 Anrufe täglich ab. Daher schätzte der passionierte Golfer Müllenbruch stets den Erholungswert auf dem Golfplatz.

 

Der etwas „andere“ Weg

Das sinkende Interesse der Vorbesitzer an der Golfanlage und der damit einhergehende Investitionsstau führten letztlich dazu, dass Müllenbruch sich schließlich mit der bisherigen holländischen Eigentümerfamilie einigte und die Anlage mit seiner neu gegründeten Betreibergesellschaft übernahm. Doch dem Investor ging es nicht nur um die Übernahme der Anteile: Er wollte die Anlage wettbewerbsfähiger machen. „Schließlich gibt es nicht nur am Niederrhein bereits genug Anlagen, die jedes Jahr hart an der Grenze der Wirtschaftlichkeit arbeiten und sich nur mit Mühe über Wasser halten“, so seine Erkenntnis. Somit trat das neue Team an, die Anlage zu modernisieren und den Investitions­stau aufzulösen. Erster Schritt war die Optimierung der Bewässerung, die stark in die Jahre gekommen war und für zahlreiche kahle Stellen auf dem Platz sorgte. Neben einer Wiederbelebung der Clubgas­tronomie lag es Müllenbruch und seinem Team am Herzen, dem Club ein echtes USP zu verleihen. „Ein Ausbau auf 18 Spielbahnen wäre ebenfalls denkbar gewesen, aber das stellt eben kein USP dar“, so der Unternehmer. Ziel war es, die Anlage sowohl für Clubmitglieder, als auch für Gäste noch attraktiver zu machen. Letztlich kristallisierten sich zwei Projekte her­aus: der Bau einer Adventure-Golfanlage, vor allem zur Ansprache von Familien, und die Ausleuchtung der Driving Range sowie des gesamten Golfplatzes mit Flutlicht. „Beim Bau des Adventuregolfplatzes stießen wir leider auf Widerstand seitens der Anlieger, so dass hier aktuell ein Bau­stopp vorliegt“, berichtet Clubmanager Kreuzberg. Doch Müllenbruch gibt so schnell nicht auf. Nachdem er zunächst beim Kreis wenig Unterstützung für sein Vorhaben fand, konnte er die Stadt von seinen Plänen überzeugen. Und auch der Landrat hat seine Unterstützung zugesagt, so dass Hoffnung besteht, den Adventuregolfplatz doch noch zeitnah fertigstellen zu können. Denn inzwischen scheint sich unter Vermittlung des Landrats auch die Stimmung zwischen Betreibern und Anwohnern langsam zu bessern.

 

Anders die Situation beim Flutlicht. „Die Ausweisung unseres Geländes als Sportstätte war die Voraussetzung dafür, dass wir hier ohne Antrag aktiv werden konnten“, so Müllenbruch. Da die neun Spielbahnen beiderseits durch dichten Baumbestand gesäumt werden und der Parkland-Course sehr eng ausfällt, waren beste Voraussetzungen für eine Ausleuchtung per Flutlicht gegeben. Dennoch war der neuen Betreibergesellschaft Ökologie ein wichtiges Anliegen. „Die insgesamt 88 Lichtmasten sind mit rund 600 LED-Strahlern ausgestattet, die alle Insekten-verträgliches Licht abstrahlen“, fasst der Investor zusammen.

Auch im laufenden Betrieb wird nachhaltig gearbeitet. „Vor dem Abschlag drücken die Spieler einen Buzzer, dann haben sie 15 Minuten Flutlicht auf der Bahn – ansonsten bleiben die LED-Lampen aus“, so Manager Kreuzberg. Schon heute wird für die Golfanlage in großem Umfang Solarstrom verwendet, derzeit bereitet man die Installation eines Speichers vor, um auch das Flutlicht per Solarstrom betreiben zu können. „Insgesamt betrug unsere Investition in die Flutlichtanlage rund 560.000 Euro“, sagt Müllenbruch. Gemessen am Gesamt-Investitionsvolumen des neuen Betreibers von rund 2,8 Millionen Euro dennoch nur rund ein Fünftel des Gesamtetats. Die Finanzierung der Investitionen erfolgt über die neuen Betreiber.

 

Vorteile und Vision

Das Spiel unter Flutlicht ist ab Sonnenuntergang bis maximal 22 Uhr möglich. Mitglieder können den neuen Service ohne Aufpreis nutzen, Gäste zahlen für neun Löcher 15 Euro Flutlicht-Zuschlag. Um die Preishoheit zurückzugewinnen, wird das neue Management auch die Teilnahme an Discountsystemen sowie Preisnachlässe insgesamt deutlich einschränken. Zudem soll die verlängerte Spielmöglichkeit nicht nur für neue Mitglieder sorgen, sondern die Anlage auch bei Gastspielern bekannter machen – denn gerade unter der Woche können berufstätige Golfer von Herbst bis Frühjahr sonst oft nur am Wochenende auf die Runde gehen. „Im Oktober und November haben wir bereits fast vier Mal so viele Greenfee-Runden verzeichnet wie in 2019“, beschreibt Clubmanager Kreuzberg erste Ergebnisse. Doch bei allem Enthusiasmus und Engagement – am Ende zählt auch für den neuen Investor der wirtschaftliche Erfolg, denn als Spende möchte er sein Engagement im Club nicht verstanden wissen. „Unser Ziel ist es, mit der Golf­anlage in rund zwei Jahren operativ profitabel zu sein“, gibt Müllenbruch die Richtung vor. Mit der Flutlicht-Anlage und den weiteren geplanten Änderungen zeigt das neue Team, dass es diese Vorgabe mit klaren Maßnahmen angeht.

 

Autor: Michael Althoff | golfmanager 1/2021

 

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