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Digitalisierung im Golfmanagement – es ist soweit

Best Practice V-Golf Sankt Urbanus

Digitalisierte Abläufe im Golfsekretariat – zur Entlastung des Golfmanagements – für Aufgaben, die die Wirtschaftlichkeit sichern

 

Aus eigenen Umfragen ist gesichert, dass der Turnierbetrieb von Ausschreibung bis Auswertung auf Golfanlagen bis zu 70% der Arbeitszeit im Golfsekretariat verschlingt. Die restliche Zeit geht für Greenfee-Verkauf und allgemeine Sekretariatstätigkeiten drauf. Wo bleibt die Zeit, das Geschäftsmodell zu entwickeln und Neugeschäft zu generieren?

 

Stellen Sie sich eine Golfanlage vor, deren Prozesse so organisiert sind, dass der Kunde (Golfer) viele Aufgaben erledigt, die traditionell das Golfsekretariat übernommen hat. So wie es die Banken seit den 90-iger Jahren gemacht haben. Preise rauf – aktive, durch Mitarbeiter erbrachte Dienstleistungen am Kunden runter. Wir sind es also gewohnt, heute über Apps Dinge zu leisten, die wir früher als Dienstleistung „inklusive“ vom jeweiligen Anbieter erhalten hatten.

 

Wann endlich auf der Golfanlage?

Startzeiten und Turniere sind die Kunden (Golfer) mittlerweile überwiegend gewohnt, selbständig über eine Internetseite oder Smartphone-Apps zu buchen. Aber was ist mit den ganzen anderen Prozessen, die rund um den Greenfee-Verkauf, Golfcart, Ballautomat, Turnierabwicklung passieren?

Im August 2022 hatte ich das Vergnügen, eine solche Golfanlage zu besuchen und „live“ zu erleben, wie ein „voll durchdigitalisierter“ Golfbetrieb funktioniert. Vorab – es hat mir gefallen!

 

Vor meinem Besuch bei Dr. Michael Velte auf seiner Golfanlage Sankt Urbanus Golf habe ich meine Startzeiten über PC Caddie online reserviert. Damit ich seinen „voll durchdigitalisierten“ Golfbetrieb kennenlernen kann, empfahl er mir, mein Smartphone mit installierter PC Caddie-online-App mitzuführen, um seine „Automaten“ aktivieren zu können.

Über die App konnte ich mich an dem Greenfee-Automaten einchecken und meine Startzeit bestätigen. Hätte ich das nicht rechtzeitig vor meiner Abschlagszeit getan, wäre ich als „NoShow“ registriert. Sofern ich ein Golf-Cart reserviert hätte, könnte ich es mit der App aktivieren. Auch die Übungsbälle aus den Ballausgabe-Automaten sind über die App zu beziehen. Natürlich nur, sofern ich vorher ein Guthaben per Online-payment eingezahlt hätte.

 

Die Tür zum Golflehrerhaus kann der Kunde auch über die App öffnen, denn das Clubhaus mit Sekretariat öffnet erst um 12 Uhr. Vorher sind keine Mitarbeiter vor Ort, die sich um die Mitglieder oder Gäste kümmern. Eine Online-Buchung ist also unumgänglich, um sich zum Spiel einzuchecken und auch, um die Ausfahrtschranke am Parkplatz zu öffnen.

 

Im Gespräch teilte Dr. Michael Velte mit, dass es für das ein und andere Mitglied schwer war, den gewohnten Plausch mit den Sekretariats-Mitarbeitern am Morgen vor der Runde auf den Nachmittag nach der Runde zu verschieben, jedoch überwiegen die Synergie-Effekte in Kombination von Mitarbeitern, die für Gastronomie und Golfsekretariat zuständig sind.

Diese Entscheidung, einen derart digitalisierten Golfbetrieb im Vorfeld einer gespielten Runde zu etablieren, entstand nicht im Wesentlichen an der Freude am Digitalen. Dr. Velte hat viel investiert um Glasfaser-Breitband auf der Golfanlage verfügbar zu machen. Viele Golfanlagenbetreiber und Golfclubs kennen das Problem „auf dem Land“, eine vernünftige Internetanbindung zu haben. Der Impuls kam vielmehr durch den Fachkräftemangel, der seit längerem auch die Golfbranche schwächt. (Anm. d. Red.: Lesen Sie hierzu auch den Beitrag „Fachkräfte engagieren und Personalfluktuation vermeiden“ im golfmanager 6/21.)

Dieses Vorgehen betrifft natürlich auch den Turnierbetrieb. Turniere finden auf St. Urbanus Golf nur dann statt, wenn sich eine Person für die gesamte Turnierabwicklung von Ausschreibung bis Auswertung und Preise mit Siegerehrung persönlich verantwortlich erklärt. Diese Person bekommt Zugang über ein gesondertes Nutzerprofil auf die EDV. Von hier wird das Turnier komplett ohne Ausdrucke abgewickelt: Die Startzeiten mit den Codes für das e-scoring werden per Mail versendet, die Startlisten online gestellt, die Ergebnisse mittels e-scoring auf den Smartphones der Spielenden erfasst (ersatzweise auf dem Computer der Turnierleitung; jedenfalls keine gedruckten und handschriftlich ausgefüllten Scorekarten mehr), die Siegerehrung mittels Bildschirmliste durchgeführt, die Ergebnislisten wieder online gestellt und der Turnierabschluss durch den Turnierverantwortlichen unmittelbar im Anschluss an die Siegerehrung durchgeführt. Die Turnierabwicklung erfolgt somit „aus der Mitte heraus“, die Eingabe der Scores ohne Zeitverzögerung mit Eigenkontrolle unter Ausschaltung möglicher Fehlerquellen durch Übertragungen (schlecht ausgefüllte oder lesbare Scorekarten, Erfassung der Ergebnisse im Sekretariat unter Zeitdruck). Der „Härtetest“ erfolgte bei einem Turnier im Kanonenstart mit über 90 Teilnehmern: Derart entspannt und schnell war die Ergebnisliste nie zuvor erstellt worden.

 

Die kompakte und mit Spielfreude zu bespielende 18-Löcher-Golfanlage wird übrigens lediglich von drei Mitarbeitern und einem Mähroboter-Kollegen für die Fairways gepflegt. Der Pflegezustand war sehr gut, die Grüns exzellent. Der Besuch auf der Golfanlage Sankt Urbanus hat sich gelohnt, Dr. Michael Velte und seine Frau sind aufmerksame Gastgeber, die sich auf das Kerngeschäft im Golfbusiness konzentrieren: Den Menschen eine gute Zeit auf einer wirtschaftlich stabilen Golfanlage gewährleisten!

 

Autor: Adriaan A. Straten | golfmanager 4/2022

 

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