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Föhr in Vollendung

Mit der Anpassung der restlichen sechs Bahnen an das 2009 und 2014 implementierte Design präsentiert sich die 27-Löcher-Anlage auf der Nordsee-Insel nun aus einem Guss.

 

Um Farben geht es bereits an anderer Stelle in dieser Ausgabe des golfmanager (s. Beitrag „Gender Tees 2.0 – Ganz vorn dabei“). Um Gelb, Rot und Blau beispielsweise – beim Thema Teeboxen. Das ist sinnigerweise auch der Anstrich der nordfriesischen Trikolore, die wiederum den drei Neunloch-Schleifen des Golf Club Föhr die Farbgebung verliehen hat. Lange trübte ein Malus den Eindruck von diesem exquisiten Ensemble. Weil sechs Start- und Schlusslöcher des einstigen 18-Löcher-Layouts die Zeit überdauert hatten – sprich, den 2009 eröffneten Ausbau auf 27 Löcher und die Anpassung des „inneren“ Bereichs an den dort vollzogenen dramatischen Designwechsel im Jahr 2014. Doch der Wermutstropfen in den ansonsten übervollen Freudenbechern aller Rezensenten gehört der Vergangenheit an: Seit dem Sommer meldet Föhr die Vollendung.

 

Dritter Bauabschnitt ab Spätsommer 2022

In einem dritten Bauabschnitt hat Architekt Christian Althaus (Düsseldorf) auch die Bahnen Blau 1, 2 und 9, Rot 8 und 9 sowie die gelbe 9 der von ihm konzipierten Charakteristik angepasst. Aller guten Dinge sind bekanntlich drei: Jetzt ist der GC Föhr von Anfang bis Ende jene kesse, manchmal tolldreiste Mischung aus Links-Laudatio und Heideland-Hurra, die vor allem eines ist: unkonventionell.

 

Die Spur wurde bereits ab 2006 mit der Gestaltung der 16 damals hinzugekauften Hektar gelegt, als Althaus noch für Städler Golfdesign (heute Städler & Reinmuth Golfdesign) tätig war. Die Arbeit erregte derart viel Aufmerksamkeit und Applaus, dass Althaus, der sich inzwischen selbständig gemacht hatte, 2014 vom Club beauftragt wurde, seine Handschrift aufs originäre Layout zu übertragen. Der Landschaftsarchitekt heuerte dafür den legendären schottischen Shaper Mick McShane an, der seine Virtuosität in der Handhabung des Raupenschilds bereits in Kingsbarns und auf dem Castle Course von St. Andrews unter Beweis gestellt hatte. Das kongeniale Duo kreierte eine Spielwiese aus strategisch anzugehenden Fairways und ordentlich ondulierten Grüns, das Ganze gewürzt mit viel Sand und eingebettet zwischen zerfranste Bunker sowie zerzauste Randbereiche.

 

Vom Allerwelts- zum Spitzenkurs

Was stellenweise wirkt, als hätte die Nachkommenschaft des Riesen Timpetu Sandkastenspiele veranstaltet, ist gleichwohl bis ins Letzte durchdacht. Es gelang meisterhaft, mit Proportionen, Sichtachsen und optischen Täuschungen zu jonglieren. Das hatte allerdings rein gar nichts mehr mit dem Parcours zu tun, den Frank Pennink 1971 über neun Löcher am Rand der Inselhauptstadt Wyk angelegt und Donald Harradine 1989 auf 18 Löcher erweitert hatte. Bloß die bereits erwähnten, von Baumreihen gesäumten Ein- und Ausgangsbahnen mit flachen Bunkern und platten Grüns ließ man unangetastet. Wohl aus Rücksicht auf Traditionen und Gewohnheiten, Clubmitglieder sind schließlich eine sensible Klientel.

 

Der Beifall aus Experten- und Gästekreisen hielt zwar an, doch es mischten sich prompt kritische Untertöne in die Ovationen. „Binnen eines halben Jahrzehnts hat sich der Kurs von einem Allerwelts- zu einem Spitzenkurs entwickelt“, notierte beispielsweise das renommierte Portal Top 100 Golf Courses nach der Design-Angleichung 2014. „Mit mehr als 20 richtigen Golflöchern sollte Föhr in der Spitzengruppe der Plätze auf dem europäischen Kontinent mitspielen, aber wegen der verbliebenen alten Löcher am Anfang und am Ende jeder Neunloch-Schleife verbieten sich solche Lorbeeren vorerst.“

 

Bewährte Unterstützung

Seither sind neun Jahre vergangen – und die Hemmnisse für uneingeschränktes Lob wurden buchstäblich aus dem Weg geräumt. Mithilfe des irischen Shapers Mark Turner und der bis zu 15 Mann starken Crew von Brehmer Golfplatzbau unter Leitung des Firmenchefs Dennis Brehmer schuf Althaus in den Ein- und Ausgängen der drei Schleifen eine stringente Golfplatzlandschaft. Die sechs Bahnen, in bester McShane-Manier mit dem auf der Anlage reichlich vorhandenen und in der Zusammensetzung bestens geeigneten Sand modelliert, laufen zwar nach wie vor durch die bekannten Schneisen, wurden indes komplett neu arrangiert und auf strategisches Risk-and-Reward-Design getrimmt.

 

Wie es sich bei einem Umbau gehört, wurde ein landschaftspflegerischer Begleitplan für den entsprechenden Bereich mit dem Ziel ökologischer Aufwertung erstellt: Nicht-indigene Arten wurden entfernt, standortgerechte lichte Gehölzbestände gefördert und landschaftsbildende Einzelbäume freigestellt, um Platz für Sandbrachen, Heideflächen, Blühwiesen und offenen Rohboden für Insekten zu gewinnen und den Blick aufs Clubhaus zu ermöglichen. „Unsere Veränderungen zielten auf ein Terrain ab, das es vorher so schon gab“, verdeutlicht Clubmanager Thomas Anlauf.

 

Übungsgrüns und effiziente Beregnung

Zusätzlich zu den sechs Grüns der Spielbahnen wurden vier weitere Übungsgrüns konstruiert, die neu angelegten Fairways zudem im Sinne eines effizienten Wasserverbrauchs mit einer zweireihigen Beregnung und einem Teich ausgestattet. „Wir hatten den Anspruch, das Projekt in zehn Wochen umzusetzen und mit dem Einsäen noch 2022 zu beginnen“, sagt Anlauf über die arbeitsintensive Phase im Herbst vergangenen Jahres. Ein ambitionierter Zeitplan, vor allem mit den logistischen Herausforderungen durch die Insellage. Doch Brehmer gelang es, drei Dozer, mehrere Bagger, Spezialgeräte, Siebanlage und das Material für den Teichbau wie für die Beregnungsanlage stets „in time“ aufs Nordsee-Eiland zu schaffen. Bei alldem waren stets 18 vollwertige Bahnen bespielbar.

 

Überdies gelang das Kunststück, die bereits erwähnte gelbe Neun direkt vor der Terrasse des Clubhauses – seit jeher Finalbahn für alle Turniere des GC Föhr – so behutsam zu modernisieren, dass der Wiedererkennungseffekt gewahrt bleibt. „Das war schon immer unsere 18 und soll es bleiben“, erklärt Clubmanager Anlauf. „Wir wollten das Loch gestalterisch nicht stark verfremden, sondern uns von der Tradition leiten lassen.“

 

Föhr feiert 2025 ­hundertjähriges Bestehen

Insgesamt 4,8 Millionen Euro, teils durch Spenden finanziert, hat sich der GC Föhr laut Clubkorrespondentin Dagmar Garbe diese gut 15 Jahre währende Transformation kosten lassen, die der seinerzeitige Präsident Nickels Peter Hinrichsen mit dem Flächenzukauf initiiert, sein Nachfolger Dr. Joachim Schweim fortgesetzt und der amtierende Vorstand Dr. Achim von Stutterheim vollendet und mit dem Abschlag eines goldenen Balls auf Blau 1 eröffnet hat.

 

„Ich lehne mich jetzt mal weit aus dem Fenster und bezeichne den Golf Club Föhr als ein verstecktes Juwel in der Entwicklung“, schrieb 2021 ein Leser unter die Rezension von Top 100 Golf Courses. „Von einem eher banalen, buchstäblich versteckten Inselplatz zu einem wilden Abenteuer voller Kunstfertigkeit und verrückter Formen […] Wenn das Ihre Aufmerksamkeit als Golfplatzliebhaber nicht erregt, dann stimmt irgendwas ganz und gar nicht.“ Dem ist aus Sicht des Autors uneingeschränkt beizupflichten. Föhr galt stets als eine Art Geheimtipp, obwohl die Anlage in allerlei Rankings immer wieder zu den besten Anlagen in Deutschland gezählt wurde. Das gilt jetzt erst recht, da die Entwicklung abgeschlossen ist und reifen kann, bis der Club 2025 sein 100-jähriges Bestehen feiert.

 

Autor: Michael F. Basche | golfmanager 4/2023

Immer eine Reise wert und nach dem Umbau ganz besonders: der GC Föhr (Foto: C. Althaus)
Vollendung: Die sechs alten Start- und Schlusslöcher des einstigen 18-Löcher-Layouts sind jetzt der generellen Kurs-Charakteristik des GC Föhr angepasst. (Plan: Althaus Golfdesign)
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