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Rennt auf Eure Chefs zu!

Zusammen sind wir stark! Dieser Ausspruch gilt im besonderen Maße für Course Manager und Geschäftsführer oder Golfclubmanager, die zum Wohle und zur Zukunftssicherung ihrer Golfanlage in ständigem Austausch stehen sollten. Stellvertretend befragten wir Course Manager Andrew Kelly und Geschäftsführer Korbinian Kofler, wie sie es in ihrem Golfclub München Eichenried mit dem ständigen Austausch halten.

 

Der in Erding bei München geborene Korbinian Kofler, 39, ist seit 2008 im Amt, der Brite Andrew Kelly, 49, ist bereits 2003 nach Eichenried gekommen und hat ein 12-köpfiges Team, mit dem er 27 Löcher plus 6-Löcher-Kurzplatz plus Übungsanlagen in Schuss hält. Zusätzlich noch die Nachbaranlage Open.9. Der GC München Eichenried ist seit seiner Eröffnung 1989 Home of the BMW International Open und gehört zu den Leading Golf Courses of Germany.

 

? Wie oft treffen Sie sich, um sich abzustimmen und auszutauschen?

 

! Andrew Kelly: Drei bis vier Mal pro Woche sicher. Das sind keine festen Termine. Meist gehe ich nach dem Mittagessen zu Korbinian Kofler ins Büro und gebe meinen Statusbericht ab. Da höre ich dann, was ihm am Herzen liegt. Wir sind eigentlich im ständigen Austausch.

 

! Korbinian Kofler: Zusätzlich haben wir einmal pro Woche unseren Jour fixe mit dem gesamten Team, also auch Sekretariat, Golf-Akademie etc. Zusätzlich versuche ich immer, aus allen Bereichen möglichst viel Fachkenntnis aufzusaugen. Das ist beim Greenkeeping besonders wichtig.

 

! Kelly: Und ich möchte gern die andere Seite hören, das Feedback von den Mitgliedern und Gästen, auch wie wir finanziell dastehen. Das ist für meinen Bereich schließlich wichtig.

 

? Bei Ihnen beiden scheint die Chemie zu stimmen. Das ist ja nicht unerheblich …

 

! Kelly: Ich habe es schon bei ehrenamtlich geführten Clubs erlebt, wie das ist, wenn alle sich einmischen – und dabei wenig Fachkenntnis haben. Unsere Materie ist doch sehr komplex. Einer sollte das Sagen haben. Auch bei Clubs, die von einem Inhaber geführt werden, klappt das eigentlich immer ganz gut. Einmischung von Dritten ist schlecht für die Kontinuität.

 

! Kofler: Einer ist als Ansprechpartner genug. Wir haben in Eichenried auch einen Platzausschuss. Aber ich kanalisiere die Vorschläge und Anregungen dort vor und gebe sie dann an Andrew und sein Team weiter. Ebenso gern nehme ich Ideen aus dem Greenkeeper-Kreis auf.

 

! Kelly: Ich sage auch immer bei meinen Kursen an der DEULA in Freising zu den Greenkeepern: Rennt auf Eure Chefs zu! Macht Euch für die Sache stark!

 

? Stichwort DEULA, die ja die zentrale Aus- und Fortbildungsstelle für Greenkeeper in Bayern ist. Was unterrichten Sie beide dort?

 

! Kelly: Unter anderem Turniervorbereitung. Also, wie muss ein Platz für Turniere vorbereitet werden. Das machen wir in Theorie und Praxis, etwa auf dem Holledauer Golfplatz oder in Eichenried. Ich bin auch im Prüfungsausschuss.

 

! Kofler: Auch meine Themen sind Course Rating, Platz- und Wettspiel-Vorbereitung. Man kann ja einen Golfplatz absichtlich schwer oder leicht machen. Die Landezonen beengter mähen, damit das Grün besser verteidigt ist oder die Fairways mehr ausmähen, um den Platz fairer zu gestalten. Ein Hauptthema ist die Spielgeschwindigkeit. Also sollte das Rough niedriger gemäht werden, damit die Spieler weniger suchen müssen. Ich versuche, den Greenkeepern so viel Praxisbezug wie möglich mit auf den Weg zu geben.

 

? Thema Grüns. Was halten Sie beide davon, wenn Sie lesen, dass andere Clubs auf die Bestrahlung der Grüns mit UV-Licht oder auf Handmähen setzen?

 

! Kelly: Jede Woche hat einer eine neue Super-Idee, wie man die Grüns deutlich besser pflegen kann. UV-Bestrahlung für 18 Grüns, das heißt auch Energie und Strom für 1,5 Hektar. Bei allen geht die Angst um, weil die aktuellen Pflanzenschutzmittel-Zulassungen Mitte/Ende 2017 auslaufen. Auch die Idee, die Grüns mit Ozon zu bestrahlen, habe ich irgendwo schon gelesen.

 

! Kofler: Wenn etwas auf längere Sicht getestet ist und sich effektiv bewährt, dann wäre das natürlich gut. Aber es heißt noch lange nicht, dass etwas, was im Falle des UV-Lichts im Bergkramerhof funktioniert, auch bei uns die Lösung wäre.

 

! Kelly: Und dass von Hand gemähte Grüns besser sind als andere, hat noch keine Studie bewiesen. Unsere moderne Triflex-Maschine macht das genauso gut. Auf jeden Fall würde das Extra-Kosten verursachen, weil man das Drei- bis Vierfache an Manpower zum Grünsmähen braucht. Wir mähen ja unsere Grüns in Eichenried öfter zwei Mal am Tag in der Saison. Insgesamt haben wir mit unseren 27 bzw. sogar 28 Löchern, drei Puttinggrüns und dem 6-Löcher-Kurzplatz 2,2 Hektar Grüns zu mähen.

 

Herr Kelly, Herr Kofler, recht herzlichen Dank für das Gespräch und die Einblicke in Ihre Arbeit.

 

Autorin: Heidi Rauch

Zwei, die für die Qualität des Platzes in München-Eichenried stehen und auch in der Aus- und Fortbildung des Greenkeepings zusammenarbeiten: Geschäftsführer Korbinian Kofler und Andrew Kelly. (Foto: Heidi Rauch)
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