Positive Zwischenbilanz bei DGV-Projekt GolfBiodivers und weiteren Biodiversitätskooperationen
Der Deutsche Golf verband informiert
Weitere Golfclubs beim Projekt GolfBiodivers
Nun sind die Teilnehmer für die Phase 1 des Förderprojekts GolfBiodivers komplett (Anm. d. Red.: Stand: 20. September 2024). Seit diesem Jahr ergänzen zusätzliche Golfanlagen die Gruppe, die 2023 in das bundesweite Verbundvorhaben gestartet sind. Dieses umfasst insgesamt ein Finanzvolumen von 2,5 Millionen Euro, das das Bundesamt für Naturschutz im Rahmen des Bundesprogramms für Biologische Vielfalt zur Verfügung stellt. Das vom Deutschen Golf Verband (DGV) zusammen mit den universitären Partnern TU München, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel sowie Westfälische Wilhelms-Universität Münster durchgeführte Projekt läuft bis zum Jahr 2029 und soll systematisches Wissen zur Biodiversität auf Golfanlagen erarbeiten, um diese in Zukunft weiter zu steigern.
Im Mittelpunkt von Phase 1 des Projektes steht eine „landschaftsökologische Analyse“ auf den Golfanlagen, die Flächen für ökologische Aufwertungsmaßnahmen bereitstellen. Zu Beginn dieses Teilprojektes werden zum einen die Landschaft und zum anderen die vorhandenen Lebensräume auf jeweils zwei gleich großen Teilen der Anlage per Luftbild digitalisiert und dann untersucht. Danach wird auf den Golfplätzen ein standardisiertes Aufwertungsprogramm auf drei Hektar Fläche mit besonderem Fokus auf der Förderung von blütenbestäubenden Insekten durchgeführt. „Hier haben wir bei den Golfanlagen zum Teil spezielle Verhältnisse, die eine besondere Herangehensweise erfordern“, stellt Prof. Dr. Johannes Kollmann als Leiter des Lehrstuhls für Renaturierungsökologie an der Technischen Universität München (TUM) fest. Er verweist dabei zum Beispiel auf den Niedermoorboden auf dem Gelände des GC München-Eichenried.
Kollmann zieht in diesem Zusammenhang auch ein positives Fazit der Startphase von GolfBiodivers: „Die Grundidee funktioniert. Wir sehen bei einigen Golfanlagen erste Erfolge auf aufgewerteten Flächen, wo bereits neue Wildkräuter blühen. Außerdem haben wir zum Teil seltene Tier- und Pflanzenarten gefunden.“ Trotzdem, so der Koordinator von GolfBiodivers, sei dies „natürlich ein lernendes Projekt, bei dem wir aus den Erfahrungen der Arbeit mit den Golfanlagen Schlüsse für die weitere Arbeit ziehen.“ GolfBiodivers wird insgesamt sechs Jahre andauern und zusammen mit den Teilnehmern der Phase 2, die im nächsten Jahr startet, 64 Golfanlagen umfassen. In der zweiten Phase werden die Erkenntnisse aus Phase 1 in einer Aufwertungsplanung für weitere 32 Golfanlagen umgesetzt, mit dem Ziel, einen positiven ökologischen Impact zu schaffen.
Erste Ergebnisse der Flächenaufwertung erkennbar
Die Reaktion der Golfanlagen, die 2024 mit GolfBiodivers starten, ist durchgehend positiv: „Wir wollten schon immer sehr gerne durch ein zielgerichtetes Projekt neue Erkenntnisse für unsere Anlage gewinnen und Feedback zu unseren bisherigen biodiversitätsfördernden Maßnahmen bekommen“, stellt Tim Pischkowski, Golf&Natur-Beauftragter des GC München-Riedhof fest. Die neu hinzugekommenen Anlagen profitieren auch von den Erfahrungen der Golfclubs, die bereits 2023 mit dem Projekt starteten. Auf der Golfanlage Wulfsmühle nahe Hamburg lassen sich bereits erste Ergebnisse der Flächenaufwertung erkennen. „Die Wiesen zwischen den Spielbahnen, die wir nun angelegt haben, sind toll. Großartig, dass wir diese Flächen nun so sinnvoll nutzen können“, zeigt sich die Inhaberin Christina Druve begeistert.
Der DGV erhofft sich zusammen mit den vier universitären Arbeitsgruppen von dem Projekt eine höhere Sensibilisierung für das Thema Artenvielfalt im Golfsport. „Das erfreulich hohe Interesse deutscher Golfanlagen an der Teilnahme bei GolfBiodivers wurde bis dato durch starkes Medieninteresse an der Thematik ergänzt“, resümiert Alexander Klose, DGV-Vorstand Recht & Services. „Von der ersten Projektphase erhoffen wir uns wertvolles Datenmaterial sowie fundiertes Wissen für die Golfclubs zur Steigerung der Biodiversität.“
Über GolfBiodivers: Das Forschungs- und Aufwertungsprojekt GolfBiodivers wird gefördert im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz. Das Projekt ist ein Baustein der Biodiversitätsstrategie des Deutschen Golf Verbandes (DGV). Der starke Rückgang der Biodiversität und vieler Ökosystemleistungen erfordert eine nachhaltig verbesserte Landnutzung in vielen Regionen. Golfplätze bieten aufgrund ihrer Größe und vielfältiger Extensivflächen ein hohes Aufwertungspotenzial. Ziel ist es, Golfplätze landschaftsökologisch zu analysieren und die biologische Vielfalt von Golfplätzen aufzuwerten. Mehr Informationen zum Projekt und über alle teilnehmenden Golfanlagen: www.golf.de/news/natur/golfbiodivers.html
Wegweisende Kooperation zwischen NABU und Golfsport
Am 19. Oktober 2024 wurde eine wegweisende Kooperation zur Förderung der Artenvielfalt auf Golfplätzen in Niedersachsen offiziell besiegelt. Der Golf-Verband Niedersachsen-Bremen (GVNB), der NABU (Naturschutzbund Deutschland) Niedersachsen und der Deutsche Golf Verband (DGV) unterzeichneten die Vereinbarung „Lebensraum Golfplatz – Wir fördern Artenvielfalt“ bei einem gemeinsamen Auftakttreffen. Diese Partnerschaft setzt neue Maßstäbe beim Thema Naturschutz auf Golfanlagen sowie neue Standards für eine naturnahe und umweltbewusste Ausübung des Golfsports.
Dr. Holger Buschmann, Landesvorsitzender des NABU Niedersachsen, betont die Bedeutung des Projekts: „Früher Konfrontation, jetzt Kooperation – diese Entwicklung spiegelt sich in unserer Zusammenarbeit mit den Golfanlagen wider. Die Zusammenarbeit zeigt, dass Naturschutz und Golfsport Hand in Hand gehen können und dass Biodiversität auf Golfplätzen nicht nur möglich, sondern ein Gewinn für Mensch und Natur ist.“
Gerhard Michalak, GVNB-Präsident, ergänzt: „Diese Kooperation ist ein bedeutender Schritt für den Golfsport in Niedersachsen. Sie verdeutlicht, dass wir die Verantwortung für unsere Umwelt ernst nehmen und bereit sind, aktiv zur Förderung der Artenvielfalt auf unseren Golfanlagen beizutragen.“
Gemeinsame Ziele
Mit der neuen Biodiversitätskooperation verpflichten sich die Partner, naturnahe Lebensräume zu schaffen und bestehende Biotope auf Golfplätzen in Niedersachsen zu schützen und zu fördern. Claus M. Kobold, DGV-Präsident, unterstreicht: „Mit dem Umweltprogramm Golf&Natur setzen wir uns seit Jahren dafür ein, die Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit auf deutschen Golfanlagen zu stärken. Nun gehen wir einen weiteren bedeutsamen Schritt, um unsere Golfplätze zu Orten der Artenvielfalt und des Naturschutzes zu machen.“
Golfclub Emstal – Vorbild für ganz Niedersachsen
Der GC Emstal gilt als Vorzeigeprojekt. Es zeigt, wie erfolgreich Naturschutzmaßnahmen in die Gestaltung und Pflege von Golfplätzen integriert werden können. Gunda Dröge, Präsidentin des GC Emstal: „Unser Golfclub ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie eine gewinnbringende Zusammenarbeit zwischen dem NABU und einer Golfanlage aussehen kann. Die Förderung der Artenvielfalt bereichert nicht nur die Natur, sondern auch das Golferlebnis.“
Stärkung des öffentlichen Bewusstseins und langfristige Ziele
Die Kooperation zielt darauf ab, den Golfsport als naturnahe und verantwortungsbewusste Sportart in der Öffentlichkeit zu positionieren. Dies soll durch verstärkte Öffentlichkeitsarbeit, regionale Vernetzungsangebote und Bildungsprojekte erreicht werden. Ein langfristiges Ziel ist es, die Initiative in den „Niedersächsischen Weg“ zu integrieren, um den Naturschutz auf Golfplätzen weiter zu stärken.
Ein zentraler Bestandteil der Vereinbarung ist das DGV-Umweltprogramm Golf&Natur, das Golfanlagen dabei unterstützt, ihre Flächen umweltbewusst und nachhaltig zu bewirtschaften. „Wir wollen die Zahl der am Programm Golf&Natur teilnehmenden Golfanlagen deutlich erhöhen und damit den Stellenwert der biologischen Vielfalt bundesweit steigern“, erklärt Kobold weiter.
Durch die Einrichtung einer speziellen Haushaltsposition „Lebensraum Golfplatz“ wird der GVNB seine Mitgliedsvereine gezielt unterstützen. Der NABU plant, in Zusammenarbeit mit den Golfanlagen und Naturschutzexperten und -expertinnen, Biodiversitätsprojekte zu entwickeln, die die Artenvielfalt auf Golfplätzen in Niedersachsen fördern. Weitere Informationen finden Sie auch im DGV-Serviceportal unter Umwelt & Platzpflege/Umweltmanagement/Initiative Lebensraum Golfplatz.
Gemeinsam für die Artenvielfalt in Deutschland
Der Golfverband Nordrhein-Westfalen (GV NRW) und der Deutsche Golf Verband (DGV) gehen mit dem Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen eine Biodiversitätskooperation ein. Gemeinsam wollen die Beteiligten die Schaffung naturnaher Lebensräume und die Verbreitung von Artenvielfalt auf Golfanlagen in NRW fördern.
Die Initiative „Lebensraum Golfplatz – wir fördern Artenvielfalt“ wurde beginnend mit 2020 zunächst in Baden-Württemberg gestartet. Mittlerweile gibt es darüber hinaus eine Ministeriums-Kooperation in Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz.
„Wir freuen uns, dass das bevölkerungsreichste Bundesland sich ebenfalls an der Initiative Lebensraum Golfplatz beteiligt. Das ist ein starkes Zeichen für die Artenvielfalt auf Golfanlagen“, sagt Claus M. Kobold, der Präsident des DGV.
Die Erhaltung, Aufwertung und Neuanlage von naturschutzfachlich wertvollen Lebensräumen hat Oliver Krischer, Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes NRW, überzeugt, dass sich eine Kooperation für alle Beteiligten lohnt. „Viele Golfanlagen bei uns in Nordrhein-Westfalen zeigen, dass sie Oasen für die Natur sind. Sie haben bunt blühende Wiesen, Teiche voller Kröten und Frösche und Gehölze, in denen seltene Vögel brüten. Deshalb arbeiten wir mit den Golfverbänden enger zusammen, weil sie uns mit einem Großteil ihrer Flächen bei der Umsetzung unserer Biodiversitätsstrategie helfen können.“
Ziel der Kooperation ist die Förderung der Artenvielfalt durch Erhaltung und Schaffung von schützenswerten Lebensräumen für Pflanzen- und Tierarten, durch Bereitstellung geeigneter Nahrungsquellen für diese und durch Beiträge zum Biotopverbund und zur Biotopvernetzung, zum Beispiel durch Schaffung von Trittsteinbiotopen. Dabei soll das Projekt einen möglichst großen zusätzlichen Nutzen zu den bisher bereits durchgeführten Maßnahmen zur Förderung der biologischen Vielfalt bringen. „In Nordrhein-Westfalen spielt das Thema Biodiversität und der Erhalt der biologischen Vielfalt auf den Golfanlagen eine ganz wesentliche Rolle. Mehr als 40 Clubs haben sich bereits im Rahmen von Golf&Natur zertifizieren lassen. Deshalb freuen wir uns besonders über die zukünftige Zusammenarbeit mit dem DGV und dem Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr“, sagt Ekkehart H. Schieffer, der Präsident des GVNRW.
Der DGV setzt sich bereits seit 1990 aktiv mit Umweltfragen auf Golfanlagen auseinander. Mit Golf&Natur wurde im Jahr 2005 ein effektives Umwelt- und Qualitätsmanagement Programm etabliert, in dem Artenschutz und Sicherung von Lebensräumen eine wichtige Rolle spielen. Daher stellen Golfplätze bei ökologisch sorgfältiger Planung hervorragende Puffer- und Verbindungselemente zwischen Schutzgebieten und der angrenzenden agrarisch genutzten Landschaft dar.
Autor: DGV | golfmanager 5 / 2024