Login

Golfen im Einklang mit der Natur

Würzburger GC ist stolz auf seine Rebhühner

Der folgende Beitrag ist ein Auszug eines Artikels der regionalen Zeitung Main Post und wurde von Bernhard May, Geschäftsführer der Golfplatz Würzburg GmbH, zur Verfügung gestellt. May, der nicht nur auf seiner Golfanlage dem Umweltschutz große Bedeutung beimisst (u.a. Gold-zertifiziert bei GOLF&NATUR und Teilnehmer des „Blühpakt Bayern“), hat auch als neuer Präsident der Leading Golf Clubs of Germany (LGCG) das Thema „Nachhaltigkeit und Kommunikation“ in den Fokus gerückt. „Ich sehe in Berichten wie diesem eine große Chance, einen Golfplatz mal von einer ganz anderen Seite zu zeigen und weiter für Golfanlagen zu werben“, so May dem Greenkeepers Journal gegenüber. Dass dies ohne ein engagiertes Platzpflege-Team nicht möglich ist, unterstreicht sein Verweis auf einen Video-Clip „über unsere Greenkeeper“, der 2021 erstellt wurde: https://youtu.be/wb6D4KFd0iw.

Golfen im Einklang mit der Natur, das hat sich der Golf Club Würzburg auf die Fahne geschrieben. Mit Erfolg. Denn der im Jahr 1984 vom Würzburger Geschäftsmann Rudi May gegründete Club wurde im Laufe der Jahre mit einer ganzen Reihe von Auszeichnungen geehrt, wie der Aufnahme in den Kreis der „Leading Golf Clubs of Germany“, der Auszeichnung in „Gold“ beim Qualitätsmanagementpro-gramm „GOLF&NATUR“ des Deutschen Golf Verbandes (DGV) und der Auszeichnung „Blühender Golfplatz“ durch das Bayerische Umweltministerium.

Bei einer rund zweistündigen Führung mit Eckhard Gunther Beck, ehrenamtlicher Naturschutzwächter der Stadt Würzburg, über den auf einem Höhenrücken zwischen der Giebelstädter Steige und dem Tal des Fuchstädter Bachs gelegenen Golfplatz, konnten sich zuletzt rund 30 Interessierte von den ökologischen Projekten des GC Würzburg und den unterschiedlichen Biotopen überzeugen. Nur 35 Hektar der 56 Hektar Gesamtfläche werden als Spielflächen genutzt und gepflegt, der Rest bleibt größtenteils sich selbst und der Natur überlassen. Das Wasser für die Platzpflege kommt aus eigenen Tiefbrunnen, deren Entnahmemengen streng reglementiert sind.

Hecken zur Fluchtwegevernetzung

Auf dem Weg zum großen Krötenteich an der Bahn 16 erzählt Marius Cazan, Head-Greenkeeper (HGK) des sechs Mitarbeiter umfassenden Platzpflege-Teams, von den ökologischen Grundgedanken des Golf Clubs Würzburg, die schon bei der Anlage des Golfplatzes umgesetzt wurden. Weil direkt an die an einen Landschaftspark anmutende Anlage ein Landschaftsschutzgebiet und ein Wald angrenzen, wurden wichtige Rückzugsorte für die Tiere geschaffen, die hier schon zuvor ihr Zuhause hatten.

 

Und so entstanden auf dem gesamten Areal großzügige Hecken, die zur „Fluchtwegvernetzung“ nicht mehr als 50 Meter voneinander entfernt sind. Ein Verbund, in dem sich Tiere wie Eidechsen, Iltisse, Feldhasen, Marder, Wildbienen, Insekten und verschiedene Vogelarten vor den Menschen zurückziehen können. Darunter finden sich auch sehr selten gewordene Vögel, wie die Wacholderdrossel, der Wiedehopf oder der Eisvogel, berichtet Cazan stolz.

 

Rebhühner seit Corona-Lockdown

Und sogar das Rebhuhn, laut der Fachzeitschrift Wild und Hund „… die am stärksten vom Rückgang der Biodiversität in der Feldflur betroffene Niederwildart …“ gibt es hier. „In der Zeit des Lockdowns 2021 tauchte ein Rebhuhn-Pärchen bei uns auf. Weil es nach der Wiedereröffnung Anfang Mai zunächst nicht mehr gesehen wurde, vermuteten wir, dass es nur kurz die (Spiel-)Ruhe genutzt hatte“, so Cazan. Umso größer war die Freude, als die Rebhühner im Juni wieder zum Vorschein kamen, diesmal sogar als Großfamilie mit Nachwuchs. „Sie bewahren zwar eine gewisse Distanz zu den Menschen, verlassen aber unseren Golfplatz nicht“, sagt er.

 

Auch bei dieser Wanderung lassen sich zwei Rebhühner blicken. Und während in den letzten Jahrzehnten die Rebhuhn-Bestände in Deutschland um etwa 70 Prozent zurückgegangen sind, finden die Tiere hier offensichtlich alles, was sie zum Leben brauchen: Altgrasstreifen, Heckenränder und Grabenböschungen. „Ganz wichtig sind aber auch die kurzgemähten Rasenflächen. Für die Rebhuhn-Küken sind diese Flächen von immenser Bedeutung, weil sie Trockenheit und Wärme besonders schätzen“, erklärt Cazan.

 

Sonnige Kräuterwiese an Bahn 1

Am linken Rand der ersten Spielbahn befindet sich eine sonnige Kräuterwiese, die an einen Kiefernwald grenzt. Bei Untersuchungen wurde eine hohe Artenvielfalt der Fauna festgestellt: Glockenblumen, Nelken, Schlüsselblumen, Hahnenfuß, Ehrenpreis, Klee, Storchschnabel, Margeriten, Wicken, Salbei, Wilde Möhre, Schafgarbe u.v.m.

 

Weiter geht es zu einer sonnigen Trockenrasenfläche rechts der zweiten Spielbahn, die seit dem Baubeginn des Golfplatzes im Jahr 1994 nicht mehr gedüngt wurde. So konnte sie sich im Laufe der Zeit zu einem dürren, stein- und artenreichen Trockenrasenbiotop entwickeln. „Die Besonderheit der Fläche ist die Ansiedlung des Kleinen Knabenkrautes. Es gehört zur Gattung der Orchideen“, erklärt der Greenkeeper. Des Weiteren konnte eine Studentin des biologischen Instituts der Universität Würzburg hier über 16 verschiedene Arten von Grashüpfern bestimmen. Um die Artenvielfalt zu fördern und weiterhin Eidechsen, Säugetieren und einer Vielfalt an Vögeln ein Zuhause zu geben, werden diese Flächen jährlich nur einmal im Herbst gemäht und das Schnittgut abgefahren.

Lesesteinhaufen für Kleintiere

Zwischen den Bahnen vier und elf sieht man einen Lesesteinhaufen, ein sogenanntes Trittsteinbiotop. „Die Steinzwischenräume werden von verschiedenen Klein- und Kleinstlebewesen wie Reptilien und Insekten als Schlummerplatz für den Winter genutzt“, erklärt Beck. Im Sommer wiederum nutzen unter anderem Eidechsen, Lurche, Ameisen, Bienen und Grabwespen die von der Sonne gewärmten Steine als Wohlfühloase. Bei Gefahr können die Spalten zwischen den Steinen als rettendes Versteck genutzt werden.

Der Natur Raum lassen auf der einen Seite, den Golfsport ermöglichen auf der anderen Seite, das ist die Philosophie des Würzburger Golf Clubs, sagt auch Clubmanager Fabian Otter beim Rundgang. Golfen im Einklang mit der Natur – ein Gewinn für Mensch und Natur!

 

Autorin: Wilma Wolf | Greenkeepers Journal 2/2022

 

(Anm. d. Red.: Seit vielen Jahren bietet der GC Würzburg im Frühjahr im Rahmen einer Kooperation mit dem Bund Naturschutz Führungen über die Golfanlage an, geleitet vom ehrenamtlichen Naturschutzwächter der Stadt Würzburg und vom HGK des Clubs. Neben der (über-)regionalen Presse sind insbesondere auch Nichtgolfer eingeladen, die wertvollen Biotope mit ihren „Bewohnern“ kennenzulernen und sich unter Umständen eine neue Sicht auf Golf bzw. die Platzpflege zu eigen zu machen.)

 

 

<< zurück