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Dollarflecken (Sclerotinia homoeocarpa)

Bestimmung von Rasenkrankheiten

Einleitung

Dollarflecken oder Dollarspots ist weltweit eine der häufigsten und ausdauerndsten Rasenkrankheiten und tritt sowohl bei Cool Season- als auch bei Warm Season- Gräsern auf. Besonders betroffen werden Straußgras- und Rotschwingelarten in kurz gemähten Beständen. Auf Golfplätzen haben sich Dollarspots zu einer der häufigsten Rasenkrankheit entwickelt.

 

Schaderreger

Der für die Erkrankung verantwortliche Schaderreger wird erstmals nach Bennett (1937) als Sclerotinia homoeocarpa bezeichnet. Pilze der Gattung Sclerotinia bilden im Allgemeinen knollige Sklerotien. Beim Erreger des Dollarspots entstehen eher Stroma ähnliche Gebilde und keine Sklerotien, deshalb wurde dieser Erreger von der Gattung ausgeschlossen. Auch neuere Untersuchungen mittels DNA-Analyse brachten keine verwertbaren Ergebnisse, da der Pilz je nach Region seines Auftretens sich sehr heteromorph entwickeln kann (Smiley et al., 2005).

 

Schadsymptome

Namengebend sind die bei Befall auf Golfgrüns erscheinende runde strohige Flecken mit dem Durchmesser einer Dollarmünze (vergleichbar: 2-Euro-Stück), die deutlich vom unbefallenen Rasen abgegrenzt sind (Abbildung 1). Bei fortschreitender Erkrankung wachsen die Flecken ineinander. Auf höher gemähten Rasenflächen (Sportrasen, Gebrauchsrasen) erscheinen die Flecken unregelmäßiger geformt mit Durchmessern bis 15 cm und können zu größeren befallenen Gebieten mit der typischen strohigen Farbe zusammenwachsen (Abbildung 2).

Betrachtet man die einzelnen Blätter (Blattspreiten) mit der Lupe, erkennt man einschnürungsartige Verletzungen ähnlich einer Sanduhr. Die Einschnürungen sind anfangs wässrig und dunkel und hellen sich in ein bis zwei Tagen strohig auf. Der aktive Befallsrand bleibt weiterhin rot-braun und grenzt die Befallsstellen gegen das gesunde Gewebe ab (Abbildung 3). Nach und nach wird die gesamte Blattspreite befallen. Am Blatt selbst ist die Identifikation des Dollarspots nicht immer eindeutig, da Schneeschimmel, Pythium und andere Krankheiten ein ähnliches Schadbild an den Blattspreiten erzeugen.

 

Vor allem bei Tau in den Morgenstunden zeigt sich weißes Myzel, das die befallenen Stellen spinnwebartig bedeckt und beim Abtrocknen der Flächen wieder verschwindet (Abbil-dung 4). Unter dem Mikroskop betrachtet, wirkt das Myzel relativ grob, ist deutlich septiert und pigmentiert. Die erste Zelle des Myzelstranges ist meist deutlich vergrößert. Durch die starke Verzweigung der Myzelstränge entsteht eine bäumchenartige Struktur (Abbildung 5).

 

Obwohl eigentlich eine Blattkrankheit werden bei starkem Befall, vor allem bei jungen Grasbeständen, auch Wurzelschädigungen berichtet, wobei der Pilz selbst die Wurzeln nicht befällt. Grund für die Schädigungen sind vom Erreger ausgeschiedene Mycotoxine.

Infektionsverlauf

Für den Erreger ungünstige Witterungsbedingungen werden als Ruhemyzel in infizierten Pflanzen und Rasenfilz überdauert. Ebenso können sich stromaartige Strukturen über längere Zeit an Blattflächen halten. Die saprophytische Lebensweise des Pilzes (Ernährung von abgestorbenem Pflanzenmaterial) ist deutlich ausgeprägt. Bei günstigen Lebensbedingungen und Kontakt zu lebendem Pflanzenmaterial werden Appressorien gebildet und die Epidermis der Pflanzen durchdrungen. Wunden durch Mähen und Stomata dienen weiterhin als Infektionspforte. Das Myzel wächst anschließend interzellulär durch die Pflanze und kann bei Austreten an den Blatträndern, begünstigt durch hohe Luftfeuchtigkeit und Tau, benachbarte Pflanzen infizieren (Abbildung 6).

Die Verbreitung der Infektion durch das Pilzmyzel ist räumlich stark begrenzt, was zu den typischen Dollarspots führt. Problematischer ist die Verbreitung von Pilzmyzel, Stromata oder infizierten Pflanzenteilen durch Pflege und Spiel, was schnell zu großflächigen Infektionen führen kann.

 

Durch das Myzelwachstum im Pflanzengewebe und die Ausscheidung von Pilzgiften wird die Pflanze schnell geschwächt und stirbt schließlich ab. Der Pilz beginnt dann mit dem saprophytischen Abbau des toten Pflanzenmaterials.

 

Befallen werden alle Grasarten, wo-bei züchterisch bereits deutliche Erfolge bei der Resistenzzüchtung erzielt werden konnten. Auch zweikeimblättrige Pflanzen können befallen werden.

 

Begünstigende Faktoren

  • Temperatur von +15 bis +30 °C (nach neueren Angaben gibt es zwei unterschiedliche Formen des Pilzes, die an unterschiedliche Temperaturen angepasst sind).
  • Hohe Luftfeuchtigkeit und feuchter Gräserbestand (Tau oder Nebel) mit trockenem Boden (schlechte Wasserzufuhr aus der Vegetationsschicht, Wasserstress an der Wurzel).
  • Während trockener Sommer-witterung tritt meist nur ein latenter Befall auf, der bei höherer Feuchtigkeit sofort symptomatisch wird.
  • Starker Infektionsdruck bei Guttation der Gräser (Abgabe von Wasser in Tröpfchenform bei Nacht oder hoher Luftfeuchtigkeit), da Guttationswasser einen hohen Zuckergehalt aufweist.
  • Tropfbares Wasser auf den Blattspreiten der Gräser (Tau) erleichtert die Infektion.
  • Mangelnde Düngung (vor allem N) beschleunigt die Infektion, da die Graspflanzen geschwächt und somit anfälliger sind.
  • Hohe Mengen an toter organischer Substanz (Schnittgut, Mulch, Filz) fördern den Pilz in der Bodenschicht (Saprophyt) und ermöglichen so eine schnelle Infektion lebender Pflanzen.

 

Hauptinfektionszeiten sind demzufolge der Frühsommer (Mai/Juni) und der Spätsommer (September). Je nach Witterung können deutliche Schadsymptome aber auch schon ab April bis in den Oktober auftreten und teilweise zu Verwechslungen mit Schneeschimmel führen. Der Boden-pH sowie die Phosphatversorgung scheinen nur untergeordneten Einfluss auf das Auftreten von Dollarspots zu haben.

 

Maßnahmen zur Befallsminderung/-vorbeugung

  • Vor allem bei den Straußgrassorten L93, Penncross, Pennlinks und Penn A1 wurde ein verminderter Infektionsdruck ausgewiesen (LATIN). Weitere Informationen finden sich in der amerikanischen NTEP-Liste (www.ntep.org).
  • Durch angepasste Stickstoffdüngung zeigen Graspflanzen eine geringere Anfälligkeit für Dollarspots und vor allem eine höhere Regenerationskraft bei Befall.
  • Ausgewogene Wasserversorgung, die Trockenstress der Gräser und vermehrte Transpiration vermindert. Beregnung nachts oder in den frühen Morgenstunden ist zu bevorzugen. Abendberegnung ist zu vermeiden.
  • Verminderung des Rasenfilzes durch Vertikutieren mit Beseitigung des Pflanzenmaterials führt zu geringerem Krankheitsdruck aus der Bodenschicht.
  • Sauberer, glatter Schnitt beim Mähen (scharfe Messer) reduziert die Entstehung zusätzlicher Eintrittsöffungen für das Myzel des Krankheitserregers.
  • Tau abwedeln, Grasnarbe trocken halten, da Wasserfilm auf den Blattspreiten die Infektion fördert.
  • Aus den USA und Neuseeland werden Erfolge zu Krankheitsminderung durch den Einsatz von Taumitteln und Wetting Agents beschrieben. Ebenso sollen einige organische Dünger den Krankheitsverlauf vermindern, da sie durch Bodenmikroben Antagonisten zu Sclerotinia enthalten. Ein Großteil der Wirkung wird jedoch dem zugeführten Stickstoff zugeschrieben.
  • Für Luftbewegung sorgen, damit die Grasnarbe besser abtrocknet.
  • Anhebung der Schnitthöhe sorgt für bessere Regeneration der Grasnarbe.
  • Ausgewogene Pflanzenernährung und angeregter Wuchs. Bei ausgebrochener Infektion hilft eine leichte Stickstoffgabe zum Auswachsen der Krankheit. Kalium erhöht die Blattfestigkeit und erschwert das Eindringen des Erregers in die Blattspreiten. Silizium als Blattdüngung stabilisiert die Blattaußenwand. Die Bedeutung anderer Mikronährstoffe ist nicht ausreichend geklärt.
  • Da durch angepasste Pflege- und Düngungsmaßnahmen die Schadsymptome deutlich eingeschränkt werden können, ist der Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln, auch im Hinblick auf das neue Pflanzenschutzgesetz und die Gefahr von Resistenzbildungen, nicht zu empfehlen. Ein Großteil der zugelassenen Rasenfungizide zeigt keine ausreichende Wirkung gegen Dollarspots, da eine Vielzahl von Sclerotinia-Linien bereits deutliche Resistenzen aufweisen.

 

Verwendete und weiterführende Literatur

BENNETT, F.T., 1937. Dollar spot disease of turf and its causal organism, Sclerotinia Homoeocarpa N. Sp.. Ann. Appl. BioI. 24: 236-257.

BÖTTNER, F., 1991: Die wichtigsten Krankheiten der Rasengräser Mitteleuropas unter besonderer Berücksichtigung der Diagnose und Differenzierung im Golfrasen, Diplomarbeit, Universität Hannover, Fachbereich Gartenbau.

COMPO: Rasenpflege für Profis: Krankheiten, Münster: www.compo-profi.de 

EUROGREEN: Diagnose- und Therapiehandbuch für Rasenkrankheiten.

LATIN, R.: Purdue Extension – Turfgrass Disease Profiles: Dollar Spot, Purdue University, USA: www.agry.purdue.edu/turf/publicat.htm 

PRÄMAßING, W., 1990: Pilzinfektionen auf Intensivrasen, Diplomarbeit, Universität Hohenheim, Institut für Pflanzenbau und Grünland.

SMILEY, R. W., P. H. DERNOEDEN, B. B. CLARKE, 2005: Compendium of Turfgrass Diseases, 3. Auflage, APS Press, USA. STRI, 1979: Turfgrass Diseases, Bingley, UK.

SYNGENTA, 2010: Rasenkrankheiten – erkennen und vermeiden.

 

Autor: Wolfgang Henle | Grennkeepers Journal 03/2012


* Bitte beachten Sie: Der Beitrag stammt aus dem Greenkeepers Journal 3/2012. Die Liste der zur Befallsminimierung und Bekämpfung angegebenen Pflanzenschutzmittel ist u.U. nicht mehr aktuell und sollte unbedingt vor einem Einsatz überprüft werden! Der Verlag übernimmt keine Gewähr für Aktualität, Korrektheit und Vollständigkeit der aufgeführten Informationen.    


Aktuell zugelassene und genehmigte Pflanzenschutzmittel für die Anwendung auf Golfplätzen finden Sie auf den Websites des GVD unter bit.ly/2uU6FPQ bzw. des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit unter bit.ly/2uC0btm.

 

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